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Das Menue

Titel: Das Menue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Rankin
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Vorbesitzer des Wagens irgendwie verwechselt haben muss. Ich bin anderer Ansicht. Ich halte es für wahrscheinlicher, dass Motor, Getriebe, Bremsen, Auspuff und was es der Dinge mehr gibt, vom Teufel besessen sind. Die dämonischen Kräfte wurden von den Vorbesitzern in Schach gehalten, besonders den Jesuiten. Doch sobald diese Fahrzeuge in die Hände von Freigeistern und Atheisten geraten (ein beträchtlicher Prozentsatz von Opelbesitzern), drehen sie vollkommen durch.
    Die unscheinbare Durchführung eines Fünftausend-Kilometer-Exorzismus schlägt die kleinen Plagegeister in die Flucht.
    Hugo Rune, Das Buch der Allerletzten usw.
     
    Der Helikopter mit dem zerschundenen Rex Mundi an Bord, dem Mann mit den geprellten Rippen und dem Streifschuss an der Schläfe, flog über New York hinweg. Rex lag mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden mit drei Paar Armystiefeln im Rücken, die ihn als Fußschemel benutzten, und beobachtete das Panorama unter sich. Es war atemberaubend. Er hatte ziemlich viel Landschaft gesehen und war davon nicht wenig beeindruckt, aber das hier war schier unglaublich. Und zu denken, dass all das in wenigen Jahren nichts mehr außer schwarz verkohlten Ruinen sein sollte… Rex dachte nach. Nach allem, was er von seiner Familiengeschichte in Erfahrung hatte bringen können, lebten irgendwo dort unten in diesem Augenblick seine Großeltern. Rex schüttelte verwundert den Kopf. Nichts von alledem ergab für ihn einen Sinn.
    Der Helikopter ging kreisend tiefer und landete schließlich auf einem Schwindel erregenden Gebäude aus rotem Glas und Stahl. Kaum das, was Rex erwartet hatte. Er wurde mit Tritten aus seinen Überlegungen gerissen. »Hoch mit dir!«, sagte Cecil. Deine Zeit kommt auch noch, dachte Rex bei sich. Doch weil er unbewaffnet und mit Handschellen gefesselt war, behielt er es für sich. Die Luke wurde aufgerissen und Rex nach draußen gestoßen.
    Er wurde über das Dach zu einem Aufzug und in diesen hinein gedrängt. Es ging nach unten.
    Cecil, endlich allein mit dem Missetäter, der ihm die Nase gebrochen hatte, nutzte die Gelegenheit einer ansonsten ereignislosen Fahrt aus, um Rex wiederholt in die Nieren zu schlagen. Es tat seinem eigenartigen, wenngleich flüchtigen Charme keinen Abbruch. Irgendwann – und keine Minute zu früh für unseren Helden – glitten die Aufzugstüren auf und gaben den Blick frei auf einen lang gestreckten Gang voll heller Lichter, dicker Teppiche und synthetischer Topfpflanzen. Rex wurde durch diesen geschubst. Es war ihm nur recht. Vor ihm öffnete sich zischend eine Tür aus gebürstetem Stahl, und er wurde hineingestoßen. Die Tür schloss sich wieder, und Cecil blieb draußen zurück.
    Rex starrte aus großen Augen auf seine neue Umgebung. Sie war ihm fast schon egal, aber nicht ganz. Nach dem, was er erkennen konnte, sah der Raum recht angenehm aus. Ein Teppich aus vergilbtem Weiß erstreckte sich von Wand zu Wand. Er roch gut. Ein paar Stuhlbeine waren zu sehen und noch ein paar, die zweifellos einen Tisch trugen. Dahinter ein paar glänzend polierter schwarzer Schuhe. Kleiner Schuhe, bemerkte Rex. Eine hohe Stimme befahl: »Bitte nehmen Sie doch Mr. Mundi die Handschellen ab. Sie müssen höchst unbequem sein.«
    Ein sehr großes Paar Schuhe füllte Rex’ Blickfeld aus. Einmal mehr wurde er auf die Füße gerissen. Für einen Moment wurde der Blick auf die Welt von einem großen grauen Brustkorb versperrt, der dann hinter Rex trat. Die Handschellen öffneten sich.
    Rex bemerkte ein riesiges Fenster, das eine ganze Seite des großen Raums einnahm. Die Platte des chromfüßigen Schreibtischs davor und das Wesen, das hinter selbigem saß. Ein Kind. Nur ein Kind, weiter nichts. Es trug einen strengen Geschäftsanzug. Das dunkle Haar war zurückgegelt. Eine dunkle Sonnenbrille verdeckte die Augen. Der Knabe nuckelte durch einen Strohhalm an einem Softdrink.
    »Setz dich, Rex. Ich darf doch Rex zu dir sagen, oder nicht? Ja, ich weiß, dass ich es darf. Bitte setz dich, Rex.«
    Rex sank in einen Polsterstuhl vor dem leeren Schreibtisch. Er rieb sich die wunden Handgelenke. »Wo bin ich?«, fragte er.
    Der Knabe legte einen schlanken Finger auf die Lippen. »Das kann ich dir nicht verraten, Rex. Noch nicht.«
    »Dann verrate mir doch vielleicht das Warum. Das wäre äußerst hilfreich.«
    »Alles zu seiner Zeit, Rex. Kann ich dir mit irgendetwas dienen?«
    »Dienen?«
    »Essen, Trinken, Medikamente, was auch immer.«
    »Ja. Alles.«
    »Kein Problem.

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