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Das Menue

Titel: Das Menue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Rankin
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Bekanntschaft zu schließen. Rex winkte ihnen freundlich zurück. Wie äußerst charmant, dachte Rex, während er den Wagen durch die Müllhaufen manövrierte, die jede Straße übersäten. Ich denke, es wird mir in New York gefallen.
    Eine Stunde später trottete ein trauriger, aber klüger gewordener Rex Mundi zu Fuß über die Bürgersteige. Es war ein Rex Mundi, der in Harlem angehalten hatte, um dort Vorräte einzukaufen. Ein Rex Mundi, der den Wagenschlüssel im Zündschloss hatte stecken lassen. Ein Rex Mundi, der mehrere Blocks weit von den Komplizen des Schurken verfolgt worden war, der seinen schönen neuen Wagen gestohlen hatte. Ein Rex Mundi, der sich, nachdem ihm letzten Endes die Flucht gelungen war, lauthals bei einem patrouillierenden Cop beschwert hatte. Ein Rex Mundi, der nun wusste, dass ein Mann ohne Ausweis oder Führerschein, in der Kleidung eines Anstaltsinsassen und mit noch frischen Spuren von Handschellen an den Gelenken sich wirklich besser nicht bei einem patrouillierenden Cop beschweren sollte. Ein Rex Mundi, dessen Personenbeschreibung in eben diesem Augenblick überall herumging im Zusammenhang mit einem tätlichen Angriff auf einen von New Yorks Tapfersten.
     
    Dieser Rex Mundi war ein sehr gut gekleideter Rex Mundi. Ein respektabel aussehender Rex Mundi. Ein Rex Mundi, der sich wunderbar in die Menge mischte mit seiner hübschen, neu gekauften Kleidung. Obwohl die Blicke verwirrten Erkennens, denen er hier und dort begegnete, stets aufs Neue Erschrecken in ihm auslösten. Und vor einem Kino, in dem gerade Indiana Jones 4 lief, war er von einem Kind um ein Autogramm gebeten worden. Rex hatte nur zu gerne unterschrieben, doch dann war das Kind in Tränen ausgebrochen, und seine Mutter hatte Rex mit ihrer Handtasche auf den Kopf geschlagen.
    Ich denke nicht, dass es mir hier gefallen wird, dachte Rex Mundi.
    Er war bereits auf halbem Weg die East 42nd Street hinauf oder hinunter, je nachdem, als er eine Leuchtreklame erspähte, auf der FANGIO’S stand. Wie es nun einmal auf diesen Leuchtreklamen so steht. Eine Bar ist eine Bar ist eine Bar, dachte Rex Mundi. Und trat ein.
    Das Fangio’s war lang gestreckt und niedrig und eng. Schwach beleuchtet, und es stank nach verschüttetem Bier und kaltem Zigarettenrauch. Hunderte von gerahmten Boxerfotografien kämpften an den Wänden um Platz. Darunter drängten sich rau aussehende Burschen an kleinen Tischen und unterhielten sich im Tonfall von Neanderthalern. Gegenüber den Tischen zog sich ein langer polierter Tresen durch den gesamten Raum. Hinter dem Tresen standen auf Glasregalen zahllose Flaschen voller Rauschmittel. Vor den Flaschen stand Fangio und wischte sich mit einem übergroßen karierten Taschentuch die Stirn. Im krassen Gegensatz zu seiner Bar war er groß und fett und höchst flink auf den Beinen. Er zwinkerte Rex mit seinem guten Auge zu und entbot die Tageszeit. »Was darf’s denn sein, Freund?«, erkundigte er sich.
    Rex spähte angestrengt durch den Dunst. Ein einzelner Gast saß am Tresen. Er trank ein kühles Bier und aß dazu Pastrami auf Roggen. »Das gleiche wie er«, antwortete Rex.
    »Kommt sofort.« Ein Fernseher, über dem Tresen in der Nähe der Decke angedübelt, zeigte Berichte von den Sportereignissen des Tages. Indoor-Windsurfing, Zwergenwerfen. Rex behielt den Blick unten. Der Anblick eines Fernsehers erfüllte ihn mit Angst und Schrecken. Achtzehn Jahre im Bunker waren nicht so leicht zu vergessen. Das Konzept des Fernsehens als beiläufiger Freizeitbeschäftigung war Rex Mundi vollkommen fremd.
    »Hast du das Spiel gesehen, Kumpel?« Der füllige Barmann stellte ihm einen Teller mit Sandwiches und ein hohes Glas Bier hin.
    »Das Spiel? Nein.«
    Der große breite Bursche schien es als Aufforderung zu betrachten, denn er begann mit einem eifrigen Vortrag über Baseball. Soweit es Rex betraf, hätte er in allen möglichen Fremdsprachen reden können.
    »MTWTV. Stündlich Nachrichten. Die Nachrichten der Stunde, jede Stunde«, verkündete der Fernseher. Der Barmann unterbrach seinen Erguss mitten im Wort. Er drehte seine Leibesmasse in Richtung Bildschirm. »Wollen doch mal sehen«, sagte er. »Wer heute wen erschossen hat, meine ich.« Rex trank nachdenklich an seinem Bier.
    »Eben trifft eine Meldung aus New England ein, wo der Shaker Ebenezer Stuart behauptet, Opfer eines terroristischen Angriffs geworden zu sein. Ebenezer sagt, russische Agenten in amerikanischen Uniformen hätten sein Farmhaus mit

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