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Das Menue

Titel: Das Menue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Rankin
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Meter weiter. Die Reifen bestanden nur noch aus ausgefransten Gummifetzen. Nichts, und es muss deutlich gesagt werden: gar nichts hätte einen derartigen Holocaust überleben können.
    Elvis ließ die schwere Waffe fallen und kroch nach vorn. Rex gesellte sich zu ihm.
    Sie näherten sich dem Wrack. »Schätze, ihm ist tatsächlich der Sprit ausgegangen«, flüsterte Elvis. »Sonst wäre der Wagen bestimmt in die Luft geflogen.«
    Sie stahlen sich näher heran. Spähten durch die scheibenlosen hinteren Fenster ins Innere. Die Überreste einer komplizierten Fernsteuerung waren noch immer am Lenkrad befestigt.
    »So ein Hundesohn!« pfiff Elvis. »Kein schlechter Trick.« Mit erschreckender Plötzlichkeit erwachte auf dem zerfetzten Armaturenbrett des Wagens der eingebaute Fernseher zum Leben. »Hier ist MTWTV!« sagte die weibliche Sprecherin einmal mehr. »Bürger von Amerika! Sehen Sie nun live aus unserem Studio Mr. Wayne L. Wormwood!«
    »Ach du Scheiße!«
     
    Es war alles andere als eine lange Ansprache. Sie war nur gerade lang genug. Sie war präzise und deutlich. Sie berührte Themen, die allen am Herzen lagen, die ihm zuhörten. Sie wandte sich an die Individuen, die zugleich Teil der großartigsten und größten Nation auf der Erde waren. Sie bot Trost, Ermutigung, versprach Frieden und Wohlstand für alle. Ihr fehlte jedes Klischee und jede versteckte Andeutung. Sie war sehr einfach.
    Und jeder, der sie hörte, fühlte sich zu ein und dem gleichen Ausruf veranlasst: »Das ist der Bursche, der unser Land regieren sollte!«
     

Teil 2

13
    … was uns zu Präsident Wayne L. Wormwood bringt. Politische Beobachter, die seinen Kurs bis zum heutigen Tag verfolgt haben, stimmen alle darin überein, dass er ohne eine ganz außergewöhnlich große Portion Glück zweifellos niemals so schnell in dieses hohe Amt gelangt wäre. Obwohl man bestimmt keinen erfolgreichen Politiker findet, der bereit wäre, dies einzugestehen: Ein Blick auf die Geschichte enthüllt, dass sie ausnahmslos alle mehr durch Glück als durch Befähigung so lange in ihren Ämtern geblieben sind, wie sie es sind. Sozusagen.
    Und genau, wie es niemals ein wirklich funktionierendes politisches System gegeben hat (allein das Konzept von vielen, die von einigen Wenigen fair und gerecht beherrscht werden, ist eine logische Unmöglichkeit), so überlebt ein jedes genau so lange, bis seine Unzulänglichkeiten nicht mehr länger toleriert werden können. Mit anderen Worten: Bis sein Glück zu Ende geht.
    Wormwoods Auftauchen auf der Weltbühne besaß alle Kennzeichen von einem Mann, der durch ganz außergewöhnliches Glück begünstigt wurde. ›Der rechte Mann zur rechten Zeit am rechten Ort‹, lautete der Slogan seiner Wahlkampagne.
    Er wurde allein aufgrund der Kraft einer einzigen Fernsehansprache zum Präsidentenberater im Weißen Haus bestellt, und die populäre Unterstützung für ihn war so stark, dass der kränkliche Präsident nicht umhinkonnte, festzustellen, dass hier ein Mann war, den man besser zum Freund als zum Feind hatte. Dass der Präsident innerhalb weniger Tage tot sein würde und der Vizepräsident sein Amt kaum angetreten hatte, bevor der unglaubliche Skandal seiner internationalen Drogengeschäfte enthüllt wurde – durch Wayne L. Wormwood, wie noch erwähnt werden soll –, war ja wohl schwerlich vorherzusehen. Wormwood war tatsächlich der rechte Mann zur rechten Zeit am rechten Ort. Ein Mann von unbeschreiblichem Glück.
    Sir John Rimmer,
Glückspilze des 20. Jahrhunderts
     
    Der rätselhafte Byron Wheeler-Vegan kehrte nicht zu seinem Inter-Rositer zurück. Nachdem er Zoroastra Findhorn verlassen hatte, ging er zum Leitenden Senior-Vizeaufseher hinauf. Dessen Bürotür war schon recht beeindruckend. Die Messingteile und das Holz poliert. Auf dem Namensschild stand HARMAN KARPER L. S. V. A. Byron klopfte. Eine Stimme sagte: »Herein.«
    Byron trat ein.
    Der Raum war identisch mit dem von Zoroastra Findhorn. Harman Karper war groß, hager und missmutig. Er blickte von einem Stapel Papieren auf und starrte Byron befremdet an. »Wer hat Sie hereingelassen?«
    »Ich habe geklopft, und Sie sagten: ›Herein.‹«
    »Beunruhigend.«
    »Ich habe eine Herabstufung um zwei Mikrograd in einem lateralen Augmentor.«
    »Sie müssen mit Mr. Findhorn sprechen. Der richtige Dienstweg, wissen Sie? Auf Wiedersehen.« Der Senior-Vizeaufseher wandte sich wieder seinen Papieren zu. Byron blieb tapfer stehen. Der Senior-Vizeaufseher blickte von

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