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Das Menue

Titel: Das Menue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Rankin
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spuckte Spike die Eiswürfel aus und nahm den Hörer in die Hand. »Ja?«
    »Hier ist John«, sagte Mad John. »Du kommst besser schnell rüber.«
    »Hast du eine Spur?«
    »Sicher.«
    »Ich bin auf dem Weg.« Spike sprang auf, wand ihren knabenhaften Körper in einen gummierten Overall und schlüpfte in ein Paar kniehohe Stiefel aus Synthaskin. Sie platzierte einen Kuss auf Jacks aufrechten kleinen Jack und rannte zur Tür. »Wird nicht lange dauern.«
    »Spike!«, rief Jack. »Spike, du kannst mich doch nicht so hier liegen lassen!«
     
    Das Zen-Klubhaus hatte intensive Renovierungsarbeiten erfahren. Die Decks waren mit allem, was zur Verfügung gestanden hatte, zusammengebastelt worden. Sobald der Wachtposten von der Miskatonic abgezogen worden war, waren die Zen-Piraten eingebrochen und hatten mitgehen lassen, was immer sie tragen konnten. Spike gesellte sich zu Mad John vor seinen Bildschirm.
    »Die Sonde wurde zurückgerufen. Die Heimatbasis hat um Zugriff gebeten. Die Sonde hat ihn verweigert. Dieses Mistding besitzt einen eigenen Willen!«
    »Wer hat sie zurückgerufen?«
    »Die Crawford Corporation.«
    »Jonathan Crawford?«
    »Genau jener. Verrückte Geschichte. Crawford hat die Sonde tatsächlich nach ihrem Namen gefragt, kannst du dir das vorstellen?« Johns Hände huschten flink über die Tastatur.
    »Sieh her.«
    ICH BIN LEGION. WIR SIND VIELE.
    »Wirklich eigenartig. Was ist danach geschehen?«
    »Das System brach zusammen. Rückkopplung. Diesmal hat es Crawford getroffen.«
    »Geschieht ihm recht. Jonathan Crawford, wie?«
    »Wer sonst wäre infrage gekommen? Er hat Biotech schließlich erfunden. Er ist das Militär.«
    »Und was wollen wir jetzt unternehmen?«
    »Wir machen ihm einen Strich durch die Rechnung, was sonst? Seine Sonde hat Piratenstationen überall im Land zerstört. Ich werde seinen Namen im Netz verbreiten. Wir treffen seine Corporation von allen Seiten.«
    Spike krempelte die Ärmel hoch. »Dann lass uns anfangen. Vor uns liegt eine lange Nacht.«
     
    »Spike!«, rief eine heisere Stimme in der Dunkelheit. »Spike, komm zurück! Binde mich los!«
    Spikes Mutter öffnete die Schlafzimmertür.
    »Ist alles in Ordnung?«, flüsterte sie. »O mein Gott!«

15
    Die Annalen der okkulten Geschichte sind voller Legenden über gar manchen farbenfrohen Charakter, doch die rätselhafte Gestalt von Hugo Rune steht hoch über dem gesamten Rest. Wenn auch nicht am meisten verehrt und angebetet, so überragte Rune mit seinen nahezu sechs Fuß und sieben Zoll selbst in kosmischen Baumwoll-Latschen alle anderen.
    Viel wurde über seine bemerkenswerten Kräfte geschrieben, und von seinem aufgegebenen Sexualleben, seinen zahllosen Gerichtsprozessen und seiner Vorliebe für chinesisches Essen noch eine ganze Menge mehr.
    Rune beeinflusste die Schickeria seiner Zeit wie kein Zweiter.
    Selbstverständlich entbehren die vielen Vorwürfe, dass er seinen Lebensunterhalt aus unmoralischen Einkünften bestritt, nicht jeglicher Grundlage, genauso wenig wie sein Hang zu grober physischer Gewalt (den er das Unbarmherzigkeitsprinzip zu nennen pflegte). Doch es bleibt wenig Zweifel an der ganz und gar außergewöhnlichen Beherrschung seines eigenen Körpers (Er konnte beispielsweise allein durch Willenskraft überall braun werden wie von einem ausgiebigen Sonnenbad und ließ sich einmal über Nacht einen gewaltigen Backenbart wachsen, wodurch er eine Wette mit Sir Arthur Conan Doyle gewann).
    Rune behauptete, die Geheimen Führer zu kennen und mit ihnen gesprochen zu haben, und seine Fähigkeiten als Mathematiker suchen bis zum heutigen Tag ihresgleichen. Erst nach und nach realisiert die Wissenschaft, dass Runes Relativitätstheorie die von Einstein (den Rune einen prinzipienlosen Schuft nannte) ganz und gar in den Schatten stellt.
    Doch es waren seine Behauptung, dass er sich selbst unsichtbar machen könne sowie die bemerkenswerte Kontroverse, die mit seiner öffentlichen Demonstration dieser Fähigkeit einherging, die allen unvergesslich bleibt. In seinem Buch Der unglaubliche Mr. Rune (inzwischen leider restlos vergriffen) beschreibt H. G. Wells, ein lebenslanger Freund Runes, seine Sicht der Geschehnisse, die ihn, wie er offen eingesteht, zu seinem Roman Der Unsichtbare Mann inspirierten. Wells war Augenzeuge der Demonstration sowie des berüchtigten ›Wadenbeißer-Zwischenfalls‹, der einen Skandal quer durch Europa verursachte:
     
    ›Wir hatten uns an jenem besonderen Morgen im Café Royal [Paris,

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