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Das Menue

Titel: Das Menue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Rankin
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den Revers gepackt und schüttelte ihn.
    »Sie könnten darauf vertrauen, dass sich der Fehler von selbst wieder reguliert.«
    »Könnte er das?«
    »Ich denke nicht.«
    »Aber was dann?«
    »Es gibt andere Alternativen. Doch wer bin ich, das zu sagen? Ich bin schließlich nur ein kleiner dicklicher Oberkehrer.«
    »Bitte.« Byron schnitt ein sehr jämmerliches Gesicht. »Bitte!«
    »Also gut, Sie haben mich überredet. Kommen Sie mit hinunter in meinen kleinen Raum, und wir werden sehen, was wir tun können.«
    Byron schwitzte inzwischen unübersehbar; Perlen hatten sich auf seiner Stirn gebildet. »Gehen Sie vor«, sagte er.
     
    Das Kämmerchen des Oberkehrers belegte keinen besonderen Raum und keine Zeit, sondern befand sich irgendwo an einem unmöglichen Ort zwischen zwei Ebenen. Der dicke Mann drehte einen Schlüssel in einer Bodenplatte, hob sie an, und die beiden verschwanden eine Treppenflucht hinunter.
    »Sehr behaglich«, sagte Byron, als er schließlich angekommen war, wo auch immer er angekommen war. »Oder geräumig, je nachdem, wie man es betrachtet.«
    »Es ist ein Riss. Ein Bruch zwischen zwei Ebenen, wenn Sie so wollen. Eine Schwankung in der Präzision eines räumlichen Moderators, die niemals korrigiert worden ist. Man findet sie in der gesamten Konstruktion, wenn man sich die Mühe macht, danach zu suchen. Es scheint keine spezifische Grenze für diesen Riss hier zu geben. Ich habe mir nie die Mühe gemacht, sie zu erforschen. Ich vermute, ich würde nur immer mehr vom Gleichen finden.«
    Byron blickte sich voller Verwunderung um. Der Raum besaß keine Wände. Er erstreckte sich in alle Richtungen ins Nichts hinein. Inmitten einer Kristallkugel, die bewegungslos im Raum schwebte, glänzte ein schwaches Licht und beleuchtete, was es zu beleuchten gab: eine kleine Fläche Boden, bedeckt von einem verschlissenen Teppich, Berge von Büchern und ausgerollten Karten. Einen Ölofen mit einem Kessel darauf und zwei behagliche Sessel.
    »Das ist nicht wenig überraschend. Ein Riss zwischen den Ebenen, sagen Sie?«
    »Tee?«, fragte der fette Mann.
    »Ja bitte.«
    »Sehen Sie, Byron, die Dinge sind nicht mehr so, wie sie gewesen sind. Wie sie einmal waren.«
    »Wie sie einmal waren? Ich verstehe nicht?«
    »Es hat nicht immer ›sogleich‹ und ›jetzt‹ geheißen, Byron. Einst hat es noch ein ›damals‹ und ein ›bald‹ gegeben. Ich war zu dieser Zeit bereits hier, und wenn das ›bald‹ zum Jetzt geworden ist, werde ich ganz ohne Zweifel immer noch hier sein und meinen Besen hin und her schwingen. Zucker?«
    »Drei Stück bitte.«
    »Lassen Sie mich erklären. Damals gab es nur den Aufseher, sonst niemanden. Er war ganz alleine hier, und seine Aufgabe war es, das Große Schwungrad in Schwung zu halten, das diesen Planeten mechanisch durch das Weltall steuert. Er war es, der verhindert hat, dass die Erde vom Kurs abweichen konnte. Aber offensichtlich wissen Sie das bereits.«
    »Offensichtlich.«
    »Seine Aufgabe war es, alles in Ordnung zu halten, die menschliche Rasse oben an der Oberfläche zu beschützen und die Situation zu beaufsichtigen. Wann immer es danach aussah, als würden die Dinge aus dem Ruder laufen, war es seine Aufgabe ganz allein, den Rückspulknopf zu drücken, die Zeit umzukehren, alles zu rejustieren und das Ganze anschließend wieder in Bewegung zu setzen.«
    »Ich verstehe«, sagte Byron und nahm seine Tasse entgegen. Sie war heiß, obwohl er nicht gesehen hatte, dass der Kessel kochte. »Danke sehr.«
    »Doch der Aufseher wollte einen Assistenten. Er wollte die Effizienz verbessern. Damals waren die Dinge noch einfach. Kleinere Katastrophen, Kriege, Seuchen, leicht zu kontrollieren. Nicht zu vergleichen mit dem Heute. Doch der Aufseher besaß sämtliche Projektionen, er wusste, was zu erwarten stand, und er wusste auch, dass er allein nicht imstande war, die Situation zu beherrschen.«
    »Also hat er seinen Assistenten bekommen?«
    »Selbstverständlich. Er brachte seinen Sohn in das Geschäft. Doch seinem Sohn gefiel die Art und Weise nicht, wie alles lief. Er verlangte noch mehr Hilfe. Der Aufseher gab seinem Begehren nach. Der Sohn organisierte eine Abteilung. Jene, die in seiner Abteilung saßen, verlangten Unterabteilungen, und die Unterabteilungen Unter-Unterabteilungen. So ging es immer weiter. Niemand wollte ganz unten stehen, sehen Sie? So ist das im Leben.«
    »Und wer steht denn nun unten? Irgendjemand muss doch unten sein?«
    »Sie sehen auf ihn hinab«, sagte

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