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Das Menue

Titel: Das Menue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Rankin
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Menge.
    Sam stellte das nun leere Glas auf den Lamellentisch zurück und folgte den Männern mit dem Leichensack.
     
    Er wurde von zwei schemenhaften Gestalten auf einem winzigen Bildschirm beobachtet.
    »Halt mal an, ja. Dieser Typ, wie ist sein Name?«
    »Maggott. Sam Maggott.«
    »Ich will ihn wenigstens fünfzig Meilen vom Leichenschauhaus weg haben.«
    »Das wird nicht leicht.«
    »Wozu bezahle ich dich eigentlich?«
    »Kein Problem.«
     
    Nachdem er zufriedenstellend multiple Orgasmen herbeigeführt hatte, drehte Rex Mundi einen Joint von einer Größe, wie sie nur bei Cheech und Chong je zu sehen gewesen war. Es half nicht das Geringste. Seine wunderschöne Frau sank wieder in den Schlummer. Rex schlurfte herum, kochte Kaffee, pickte Cornflakes aus einer Schüssel und tätschelte den Hund.
    »Mach langsam mit deiner Tätschelei, Mann«, sagte Fido. »Ich krieg sonst noch ’ne Migräne.«
    »Tschuldige. Möchtest du vielleicht einen Zug von dem hier?« Er bot dem Köter seinen Joint an, der nach einer halben Stunde kräftigen Rauchens immer noch keine Anstalten machte kleiner zu werden.
    »Nicht so früh am Tag. Ich hab heute Morgen noch mächtig viele Hintern zu beschnüffeln.«
    »Jeder nach seiner Facon.«
    Der Hund beäugte seinen unglücklichen Herrn. »Was ist nur los mit dir, Rex? Du bist in letzter Zeit richtig depressiv.«
    Rex unterdrückte einen freundlichen Tätschler. Man konnte sich jedenfalls in Notzeiten stets auf den besten Freund des Menschen verlassen.
    »Ich glaube, das ist die Midlife-Crisis.«
    »Du brauchst ein Hobby, Mann. Irgendetwas, womit du dich ablenken kannst.«
    »Ein Hobby, wie? Und an was hast du dabei gedacht?«
    »Hast du je überlegt, eine Arche zu bauen?«
    »Eigenartiger Gedanke.«
    »Nun, denk einfach mal darüber nach. Manchmal braucht es nur einen Anstoß, weiter nichts.« Und mit diesen rätselhaften Worten erhob sich Fido aus seinem Körbchen und verließ die Hütte durch die Tür.
     
    Sam quetschte sich in den Streifenwagen. »Zum Leichenschauhaus«, sagte er. Der Fahrer blickte ihn über die schuppenübersäte Schulter hinweg an.
    »Ihre Frau war gerade am Funkgerät, Sir. Muss wohl einen Unfall gegeben haben.«
    »Scheiße!«, sagte Sam. »Von wo aus hat sie angerufen?«
    »Von Ihrem Haus aus, glaube ich, Sir. Die Verbindung war nicht besonders gut.«
    »Gottverdammt! Das sind fünfzig Meilen! Hören Sie, zwei von den Jungs sollen sich zum Leichenschauhaus machen. Ich will alles, was sie dort herausfinden, bis ins kleinste Detail wissen.«
    »Wir haben ziemlichen Mangel an Leuten, Sir. Ich könnte höchstens Evans und Mishcon schicken.«
    »Diese beiden Schwachköpfe?« Sam wischte sich mit einem überdimensionierten roten Gingham-Taschentuch über die schwitzende Stirn. »Wenn wir sonst niemanden haben, dann schicken Sie halt die beiden.«
    Der Fahrer gab den Befehl über Funk weiter. »Nach Hause, Sir?«
    »Scheiße, ja.« Der Wagen setzte sich mit schrillenden Sirenen durch die Menge hindurch in Bewegung.
     
    »Exzellent.« Eine der schattenhaften Gestalten schaltete den Bildschirm aus. Das Licht ging an und enthüllte das Innere eines geräumigen Lieferwagens. Er war voll gestopft mit Bildschirmen, Überwachungsapparillos, Hightech-Kinkerlitzchen und State-of-the-Art-was-weiß-ichs. Eine der schattenhaften Gestalten wurde nun deutlich als ein gut aussehender junger Mann in einem schicken grauen Anzug erkennbar. Der andere war alles andere als das. Aufgedunsen, schweißbedeckt und schweratmend. Und er war der genaue Doppelgänger des Mannes im Plastiksack.
    »Gute Arbeit«, sagte Elvis Aaron Presley.
    Während der schicke junge Mann in beträchtlichem Staunen hinsah, begann Elvis, sein eigenes Gesicht zu zerkratzen. Seine Finger sanken tief in die gewaltigen Wangen und rissen sie ab. Er zog die dicke Nase herunter und warf sie zu Boden. Er riss sich das Hemd vom Leib. Dann entfernte er den voluminösen Schildkrötenpanzer, den er darunter festgeschnallt hatte. Unter den scheußlichen Prothesen kam nach und nach ein attraktiver junger Mann zum Vorschein. Er sah ebenfalls aus wie Elvis Aaron Presley, obwohl dieses Modell seit 1958 nicht einen einzigen Tag gealtert war.
    Elvis zog sich die dicken synthetischen Finger herunter, die seine eigenen schlanken Gliedmaßen verhüllten, und zerrte Strähnen aus Latex von den umwerfenden Koteletten. »Diesmal werden wir jedenfalls alles richtig machen, Barry«, sagte er.
    »Barry?«, erwiderte der schicke junge Mann.

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