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Das Menue

Titel: Das Menue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Rankin
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Tatsache Trost gezogen hätte –, dass heute niemandes Tag werden würde.
     
    Rex Mundi erwachte an jenem Tag, weit in der Zukunft, mit einem ziemlichen Kater. Doch da er im Paradies lebte, fühlte er sich so frisch und jung wie das sprichwörtliche Gänseblümchen. Er rülpste schamlos, furzte laut und rollte sich zu seiner Frau Christeen herum.
    »Nein«, sagte sie im Schlaf. Rex erhob sich aus dem ehelichen Bett und musterte seine Umgebung mit einigen misstrauischen Blicken.
    Es war eigentlich gar nicht so übel, wenn man es bedachte. Ein wenig rustikal, aber das war schließlich auch die Devise. Alles wuchs so, wie man es brauchte. Betten, Stühle, Tische, sämtliches Mobiliar. Einzig und allein Fernseher durften sie nicht züchten.
    Vor der Apokalypse hatten die Erben des 1999er-Nuklearen-Holocaust-Ereignisses sich ihren notdürftigen Lebensunterhalt durch eine erzwungene Diät aus obligatorischem TV verdient. Ständig unter der Überwachung elektronischer Irisscanner, waren die Essensrationen entsprechend der Hingabe des Zuschauers an seine Glotze verteilt worden. Im Paradies waren Fernseher definitiv ein Tabu. Es war nun zehn volle Jahre her, dass Rex zum letzten Mal ferngesehen hatte, und diese Tatsache verursachte ihm keinerlei schlaflose Nächte. Er tappte zum Fenster, spähte hinaus und ergötzte sich an dem Anblick. Es war ein weiterer wunderbarer Tag, und Rex setzte gnadenlos Gewicht an. Nachdenklich betastete er seinen Bauch. Entschieden auf der fülligen Seite, kein Zweifel möglich. Korpulent, das war er. Und das war ganz und gar nicht paradiesisch. Unter seinen Fingern spürte er, wie das Fett wegschmolz und durch Waschbrettmuskeln ersetzt wurde. Das war ganz und gar paradiesisch. Und es deprimierte ihn zutiefst.
    Vor der Großen Erneuerung war er nichts Besonderes gewesen. Nichts, über das zu reden sich gelohnt hätte. Er war schäbig und heruntergekommen gewesen, aus unglaublicher Höhe abgestürzt, hatte geschwankt und gezögert, war missbraucht und geschlagen worden. Irgendwie hatte er es geschafft zu überleben. Er hatte Erfolge gefeiert und letzten Endes triumphiert. Scheiße, er hatte sogar Gottes einzige Tochter geheiratet, und das war für sich allein genommen schon ein dicker Hund. Aber wo war er nun? Schön, er war nicht tot, auch wenn es hin und wieder auf das Gleiche herauszulaufen schien. Zehn lange Jahre, in denen er ganz genau und ausschließlich das getan hatte, wonach ihm der Sinn stand – und was war dabei herausgekommen? Nichts, erkannte Rex.
    Vielleicht war der Mensch einfach nicht für das Paradies geschaffen. Vielleicht war das Paradies niemals in seine Gene kodiert worden. Die ganze Menschheit verbrachte schließlich ihre Zeit mit dem kollektiven Streben nach Dingen, die sie niemals erreichen oder finden konnte, und wenn es durch Zufall doch einmal geschah, dann fand sie heraus, dass sie es eigentlich von Anfang an gar nicht gewollt hatte. Im zwanzigsten Jahrhundert hatte es sogar ein Wort dafür gegeben. Rex kramte in seinen Erinnerungen. O ja, Klischee, das war es.
    Was er brauchte, das war eine Herausforderung, ein Konflikt, eine Konfrontation. Irgendeine große Aufgabe. Irgendetwas. Egal was.
    Rex starrte die nackte Göttin auf dem Steppfederbett an. Christeen war ganz bestimmt die allerschönste Frau, die jemals gelebt hatte. »Komm zu mir, mein Liebster«, murmelte sie.
    Und Rex Mundi fühlte sich noch schlechter.
     
    »Setzen Sie sich«, sagte der Dekan. Das Büro des Dekans war ungefähr so groß wie ein kleines Fußballstadion. Irgendwo hoch oben gab es vermutlich so etwas wie eine Decke. Vertikale Riesenflächen aus Wand waren durchbrochen von zahllosen hellen Rechtecken. Viele der Marmorstatuen hatten ihre Sockel genommen und wanderten umher. Die unbezahlbaren Teppiche hatten sich offensichtlich bezahlt gemacht. Jetzt war ganz augenscheinlich nicht der Zeitpunkt, um das Thema einer Gehaltserhöhung anzusprechen.
    »Sie wollen mich also entlassen?«, fragte Jack im Konversationston.
    »Nein, nein, Jack, nichts dergleichen. Sie haben noch eine Menge wichtiger Arbeit zu erledigen.« Der Dekan lächelte schwach, und Jack nahm es als das zur Kenntnis, was es war. Er musterte seinen Vorgesetzten aufmerksam. Ein Mann in ungefähr seinem Alter, auf die Vierzig zugehend, doch mit einer unerträglichen Vitalität. Etwas, das Jack ganz und gar abging. Der Dekan war einer jener quadratischen Typen. Quadratisches Gesicht, quadratische Schultern, selbst die Fingernägel

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