Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Menue

Titel: Das Menue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Rankin
Vom Netzwerk:
jetzt auf den Arm nehmen? Sie sind gestern Abend mit Ihrer Freundin zum Essen bei mir gewesen! Was reden Sie da?«
    Rex blickte an sich herab. Mit plötzlicher Deutlichkeit wurde ihm bewusst, dass er die Kleidung nicht wieder erkannte, die er trug. Das Material war ein reflektives Polysilikat. Es erinnerte ihn an die Strahlenschutzanzüge, die er in der Zukunft getragen hatte. Er verdrehte den Rückspiegel und sank erschrocken in den Sitz. »O mein Gott!«, krächzte er. »Ich habe einen Bart! Seit wann habe ich einen Bart?«
    »Immer zu einem Scherz aufgelegt«, entgegnete Jack.
    »Jack, ich mache eigentlich niemals Witze, das müssten Sie doch inzwischen wissen. Was geht hier vor?«
    »Rex, alles in Ordnung mit Ihnen?« Jack schien sich nun ernsthaft um ihn zu sorgen. »Sie haben gesagt, lassen Sie uns hier anhalten und sehen, wie weit die Siedlung fortgeschritten ist.«
    Rex starrte aus dem Fenster und drückte auf den elektrischen Öffner. Das grelle Sonnenlicht schmerzte in seinen Augen. Auf dem holografischen Bretterzaun stand noch immer HIER ENTSTEHEN ECO-HAEUSER DES EINUNDZWANZIGSTEN JAHRHUNDERTS, doch die Grüntöne waren ein wenig verschwommen. Die Bauarbeiten waren abgeschlossen. Das Grundstück hatte sich in einen hübsch gestalteten Park verwandelt. Ein kleiner Fluss wand sich hindurch. Die Bunkereingänge waren kaum zu erkennen, so gut waren sie getarnt. Es war wirklich alles sehr idyllisch. Es war richtig furchterregend.
    »Jack, irgendetwas stimmt hier ganz und gar nicht.«
    »Das sagen Sie doch immer, Rex.«
    »Jack, ich erinnere mich nicht an eine einzige Sache seit dem Morgen, nachdem Asmodeus zerstört wurde. Wir sind gerade von Crawford weggefahren. Ich habe eine Wanze entdeckt, die Sie mit sich herumgeschleppt haben. Und jetzt ist plötzlich so viel Zeit vergangen?«
    »Das ist nicht Ihr Ernst? Doch, das ist Ihr Ernst.«
    »Selbstverständlich ist es mein Ernst! Jack, was ist aus Wormwood geworden? Und Elvis, geht es ihm gut?«
    »Sie meinen Ihren eigenartigen Freund? Wir kommen gerade von ihm. Es geht ihm immer noch nicht besser. Vielleicht haben Sie einen Schock erlitten oder so etwas. Er sah ziemlich schlimm aus.«
    »Ziemlich schlimm? Wie schlimm?«
    »So schlimm, wie man sich nur denken kann. Der Arzt meinte…« Jack ließ den Kopf hängen. Rex drückte den Beschleunigungsring. »Der Wagen ist kaputt.«
    »Nein, Rex, das macht man jetzt wieder mit dem Fuß. Die Gashebel am Lenkrad wurden verboten. Zu viele Unfälle, erinnern Sie sich? Nein, Sie erinnern sich nicht. Wohin fahren wir?«
    »Zurück zum Tower. Und auf dem Weg dorthin möchte ich, dass Sie mir haarklein alles erzählen, was sich in den letzten zehn Monaten ereignet hat.«
    »Ich will es versuchen«, sagte Jack.
     
    Das Spiegelglas des Towers war sichtlich korrodiert. Müll stapelte sich an den Außenwänden bis fast in den ersten Stock hinauf. Obwohl es früher Nachmittag war, lag die Straße leer und verlassen. Rex stieg aus dem Wagen. Augenblicklich zog er sich einen Sonnenbrand zu. »Ihre Mütze, Rex, und Ihre Sonnenbrille.« Jack reichte ihm beides. Rex setzte sich beides auf und fuhr sich mit der Hand durch das Gesicht. Der Geruch war widerlich. Der Schmerz unerträglich. Seine Hand begann zu kochen. »Und Ihre Handschuhe.«
    »Was ist passiert? Was hat das alles zu bedeuten?«
    »Das Ozonloch. Tut mir leid, ich habe vergessen, es zu erwähnen. Die Wagenscheiben bestehen aus einem speziellen reflektierenden Glas.« Jacks Worte klangen gedämpft unter dem transparenten Schutzhelm, den er inzwischen aufgeschraubt hatte. Rex spürte schreckliche Traurigkeit in sich aufsteigen. Schutzhelme und Gesichtsmasken. Strahlenschutzanzüge. Nicht so früh. Das konnte gar nicht sein!
    Jack stemmte sich mit der Schulter gegen die gesprungene Glastür. Sie schwang langsam auf, und die Angeln quietschten laut. Rex folgte ihm ins Innere, und nachdem seine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten, nahmen sie das ganze Entsetzen in sich auf. Gesichter starrten ihn an, furchterfüllt und misstrauisch. Körper, in Lumpenbündel gehüllt. Dutzende von ihnen. Vagabunden? Obdachlose?
    »Wer sind diese Leute?«, flüsterte Rex.
    »Unpersonen. Denken Sie nicht darüber nach. Ihr Freund lässt sie hier wohnen, solange sie keinen Schaden anrichten. Ich schätze, er ist wohl einer von den guten Jungs, wie?«
    »Richtig. Aber warum sind diese Leute alle hier?«
    »Sie können nicht raus. Sie sind dis-privilegiert. Dis-kreditiert, wenn Sie wissen,

Weitere Kostenlose Bücher