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Das Midas-Kartell

Das Midas-Kartell

Titel: Das Midas-Kartell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Mockler
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auch herausfinden, was es mit den Sachen in der Tasche auf sich hat.« Und ob wir nicht dieses Geld finden , dachte sie bei sich. Sie war nicht so weit gegangen, um am Ende mit leeren Händen nach Hause zu kommen.

53
    Ravenshill, Suffolk, England
    Es war dunkel und kalt im Raum, und die Luft roch schal und abgestanden. Natalie hielt Mila eng an sich gedrückt. Das Röckchen der Kleinen war schon fast wieder trocken. Es gab keine Toilette in dem gemauerten Schuppen, in dem sie gefangen gehalten wurden, auch keine Möbel, nur Holzboden, der mit Stroh bedeckt war. Mila war eine ganze Weile auf einem Bein auf und ab gehüpft, bis sie zugab, dass sie in die Hose gemacht hatte. Natalie versuchte, sie abzulenken, und malte lustige Gesichter in den staubigen Boden, die in dem nachlassenden Nachmittagslicht, das durch die Spalten zwischen den Dachlatten fiel, gerade noch zu erkennen waren. Mila spielte das Spiel mit, sie lachte und strahlte, weil sie wusste, dass Mummy das von ihr erwartete, und weil sie ihr versichert hatte, dass das alles nur ein großes Abenteuer sei, das bald vorüber sein würde. In Wahrheit war Natalie sich da nicht so sicher. Es wurde allmählich Abend. Ganz in der Nähe waren die Schreie von Raben zu hören.
    Sie hatte ihn nicht kommen sehen. Nicht, dass es etwas geändert hätte, wenn sie ihn gesehen hätte. Gerade hatte sie noch über die Schulter mit Mila geplaudert, hatte sie gefragt, wie es ihr im Kindergarten gefallen habe, und im nächsten Moment saß ein Fremder neben ihr auf dem Beifahrersitz. Sie hatte unwillkürlich aufgeschrien. Ihre Tochter hinter ihr, neben ihr ein Fremder, der etwas in der Hand hielt, sie war nicht sicher, was, etwas Dunkles, Metallisches, das er in ihre Richtung hielt.
    Â»Wie fühlen Sie sich, Natalie?« Der Mann sah sie an, ein widerliches Grinsen auf seinem narbigen Gesicht. In seinen Augen lag ein gefährlicher Ausdruck, eine Lust an der Überlegenheit, die eindeutig einen sexuellen Anstrich hatte.
    Â»Ich … ich weiß nicht«, stammelte sie. Woher wusste er ihren Namen? Aus dem Fernsehen vielleicht? Oder aus der Presse?
    Â»Dann werde ich Ihnen sagen, wie Sie sich fühlen. Sie haben Angst um Ihr Kind, und Sie haben Angst vor dem Mann, der da einfach in Ihr Auto eingestiegen ist. Sie überlegen fieberhaft, wie Sie sich aus dieser Lage befreien könnten, wobei ich Ihnen rate, das sein zu lassen. Sie können sich aus dieser Lage nicht befreien.« Er blickte sie an, als wollte er sich vergewissern, dass sie ihn verstanden hatte.
    Natalie nickte stumm.
    Â»Alles ist gut, solange Sie genau das tun, was ich Ihnen sage. Sie werden nach meinen Anweisungen fahren. Können Sie das? Können Sie dieses Auto fahren?«
    Natalie drehte den Zündschlüssel und löste die Handbremse.
    Â»Gut. Ich habe eine Kaliber-.22-Pistole in der Hand. Die Kugel würde Sie nicht töten, aber sie würde Ihren fleißig trainierten Bauch zerfetzen, und das ganze Blut würde Ihr Designerkleid ruinieren, was jammerschade wäre. Außerdem wäre es doch nicht schön, wenn Ihre Tochter das alles sehen müsste, oder?«
    Natalie schüttelte den Kopf.
    Â»Ausgezeichnet. Dann fahren Sie jetzt bitte bis zum Ende der Straße und am Kreisverkehr links.«
    Â»Warum fahren wir nicht nach Hause? Ich will Guy mein Bild zeigen«, piepste Mila von der Rückbank und trat ungeduldig mit den Füßen gegen die Rückenlehne des Beifahrersitzes.
    Â»Wir sind bald zu Hause, mein Schatz, keine Sorge.«
    Â»Hallo Mila«, sagte der Fremde und drehte sich zu ihr um. »Möchtest du mir stattdessen dein Bild zeigen?«
    Mila sah ihn unsicher an. Das Bild lag neben ihr auf der Rückbank, ein gebasteltes Gebilde mit Wolken aus Watte. Langsam schüttelte sie den Kopf und legte schützend die Hand auf ihre Collage.
    Isaiah zuckte die Achseln und wandte sich zu Natalie. »Manche Leute können mit Kindern umgehen. Ich offensichtlich nicht. Fahren Sie los.«
    Natalie legte den Gang ein und folgte seiner Wegbeschreibung, östlich an der Themse entlang, vorbei am New Covent Garden Market. Immer wenn sie an einer Ampel hielten, dachte sie an all die Autos und deren Insassen um sie herum, hinter ihr, neben ihr, vor ihr. Irgendjemand musste doch sehen, dass hier etwas nicht stimmte. Irgendjemand würde bestimmt Hilfe holen.
    Â»Jetzt rechts.«
    Natalie lenkte den Wagen unter eine

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