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Das Midas-Kartell

Das Midas-Kartell

Titel: Das Midas-Kartell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Mockler
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tun. Jetzt geht es um Markus. Er muss wissen, woran Daniel gearbeitet hat.« Er tippte drauflos, bis er die Nummer von Daniels Firma gefunden hatte. Ungeduldig griff er nach seinem Handy und wählte mit zitternden Fingern.
    Â»Hausmann & Sons, guten Tag.«
    Â»Hallo, ich möchte gerne mit Emily Blake sprechen.«
    Â»Haben Sie ihre Durchwahl?«
    Â»Nein, leider nicht.«
    Es dauerte eine Weile, bis die Empfangsdame den Namen in ihrem System gefunden hatte. »Würden Sie mir bitte Ihren Namen nennen?«, sagte sie dann.
    Â»Edward Wiseman.«
    Er wartete, während er weiterverbunden wurde. Der Wählton veränderte sich, aber es läutete weiter.
    Eine zögerliche Stimme meldete sich. »Hallo?«
    Â»Miss Emily Blake?«
    Â»Ja?«
    Â»Ich bin Daniel Wisemans Vater.«
    Na und? , hätte sie am liebsten geantwortet. Als sie Daniel zum letzten Mal gesehen hatte, stand er in Schlafanzug und Mantel vor ihrem Fenster. Er hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht zu läuten und war schon wieder weg gewesen, ehe sie die Polizei rufen konnte. Dabei hatten sie durchaus ein Stadium erreicht gehabt, in dem man sich normalerweise gegenseitig den Eltern vorstellte. Soweit sie sich erinnerte, hatte er nur ein einziges Mal über seinen Vater gesprochen, und da hatte er ihn einen aufgeblasenen Despoten genannt, den nichts anderes interessiere als das, was er sein diplomatisches Erbe nenne.
    Â»Ich habe Daniel seit Monaten nicht gesehen«, sagte Emily. Sie hatte Wichtigeres zu tun. Vor ihr lagen ein Krabben-Cocktail-Sandwich, das gegessen werden wollte, und ein unvollendeter Prüfungsbericht.
    Â»Er ist in den Staaten, und es geht ihm nicht gut.«
    Â»Tut mir leid, das zu hören«, erwiderte sie ohne viel Mitgefühl. Es war nicht ganz einfach, Mitleid für jemanden zu empfinden, der sie betrogen und sie anschließend mit einem öffentlichen Eklat vor der ganzen Firma bloßgestellt hatte.
    Â»Hören Sie, Miss Blake …«
    Â»Emily.«
    Â»Emily, ich hoffe, Sie nehmen es mir nicht übel, wenn ich gleich zum Punkt komme. Ich muss wissen, woran Daniel gearbeitet hat, bevor er verschwand.«
    Emily schob ihr Sandwich beiseite. Die DVD fiel ihr wieder ein, die sie vor ihrer Tür gefunden hatte. Die Aufnahmen zeigten ziemlich deutlich, woran er gearbeitet hatte. Bei der Erinnerung wurde ihr immer noch schlecht.
    Â»Das Übliche«, sagte sie gedehnt. »Buchprüfungen und so.«
    Â»Wer waren seine Kunden?«
    Â»Ich weiß nicht, ob ich diese Informationen herausgeben darf.«
    Edward trommelte mit den Fingern auf seinen Laptop und fragte sich, wie die Trennung wohl abgelaufen war. »Ich kann mir vorstellen«, sagte er, »dass Daniel Ihnen reichlich Anlass zur Enttäuschung gegeben hat. Ich bin sein Vater, er hat mich in der Vergangenheit weiß Gott oft genug enttäuscht. Aber bitte, die Sache ist wirklich verdammt ernst. Nicht nur Daniel ist davon betroffen. Sie müssen doch bemerkt haben, dass er auf etwas Ungewöhnliches gestoßen ist.«
    Emily blickte sich rasch um. Großraumbüros waren alles andere als geeignet für heikle Telefonate. Mit gesenkter Stimme sagte sie: »Daniel hat einen Kunden allein betreut, die Wittgenstein-Bank. So eine renommierte Privatbank zu übernehmen ist ein Hauptgewinn. Er war total aus dem Häuschen, als er den Auftrag bekam.«
    Â»Aber?«
    Â»Er musste praktisch rund um die Uhr arbeiten, auch am Wochenende. Das Projekt hat ihn förmlich aufgefressen. Ich habe ihn kaum noch zu Gesicht bekommen. Irgendwann wurde er plötzlich ganz komisch und geheimniskrämerisch. Die Bank beschwerte sich über ihn, angeblich hatte er Daten gestohlen. Nachdem er dann hier in der Firma einen Tobsuchtsanfall bekam, wurde er entlassen. Die Wittgensteins wollten danach nicht mehr mit uns arbeiten. Es gab ein bisschen Aufregung bei uns, aber es war letztendlich ziemlich einfach, die Sache als individuelles Fehlverhalten einzustufen und Daniel allein verantwortlich zu machen.«
    Den Hörer am Ohr suchte Edward Wiseman bereits im Internet nach der Wittgenstein-Bank. Die firmeneigene Website gab nicht viel her, die Financial Times hatte ein paar Artikel dazu veröffentlicht, aber nichts Ungewöhnliches.
    Â»Es war also die Bank, die Daniel Fehlverhalten vorgeworfen hat?«
    Â»Genau«, erwiderte Emily. Ihr Vorgesetzter war aus der Mittagspause zurück und steuerte auf sie zu.

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