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Das Midas-Kartell

Das Midas-Kartell

Titel: Das Midas-Kartell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Mockler
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drang, strich unangenehm über seinen Nacken und ließ ihn immer wieder aufschrecken. Er dämmerte weg, zuckte halb wach zusammen und fiel dann erneut in unruhigen Schlaf. Aus der Dunkelkammer am Ende des Flurs drang ein dumpfer Schlag. Instinktiv tastete er nach Natalie. Doch da war niemand, natürlich nicht. Er lag auf dem Boden in seinem Studio. Allein. Er rieb sich mit der Hand übers Gesicht. Seine Kehle fühlte sich an wie ein Staubsaugerbeutel, und der Raum drehte sich immer noch um ihn. Wasser – das war es, was er jetzt brauchte. Mühsam hievte er sich auf die Beine und zog sich an der Arbeitsplatte entlang. Das Mikrowellengerät zeigte in roten Ziffern 01:00 Uhr an. Mehr als ein paar Minuten hatte er also nicht geschlafen. Er griff zum Wasserhahn und nahm ein Glas vom Abtropfgitter. Und dann sah er ihn. Am Ende des Flurs. Ein Schatten, der sich aus dem Dunkeln löste, mit jeder Sekunde größer wurde, immer näher kam und sich auf ihn stürzte.

6
    Pincanno Ranch, 50 km außerhalb von Guatemala City
    Danny Wiseman öffnete die Augen, aber dadurch änderte sich nichts, alles blieb schwarz. Also schloss er sie wieder. Das Wasser stand ihm bis zum Hals. Den Boden konnte er mit den Füßen nicht erreichen, und seine Schultern schmerzten, weil er die Arme gegen die Seiten des Tanks pressen musste, um nicht unterzugehen. Sein Körper trug die Spuren ihres Verhörs. Abgerissene Fingernägel, mindestens drei gebrochene Rippen, die sich in seine Lunge bohrten, die Haut auf der Innenseite seiner Schenkel wund und rot von Elektroschocks.
    Als sie ihn holten, hatten die Flammen bereits alles verzehrt, nur die Asche seiner Unterlagen glomm noch zu seinen Füßen. Sie traten nicht die Tür ein oder fuchtelten hektisch mit ihren Waffen herum, nein. Es waren Profis, die ihren Kunden gegenüber verantwortlich waren, und keine Gelegenheitsverbrecher. Er hörte ein leises Klicken, als sie das Schloss knackten, und beobachtete ihre Schatten in dem schmalen Lichtspalt unter der Tür. Es gab keine Möglichkeit für ihn, sich zu verstecken, und zum Wegrennen war er nicht geschaffen. Er hob die Hände über den Kopf.
    Â»Hier, ich bin hier. Nicht schießen«, sagte er mit hoher Stimme. Sie waren zu dritt. Zwei davon sahen aus wie Einheimische, stämmig, muskulös, mit schläfrigem Blick, als würde sie die routinierte Brutalität ihrer Arbeit langweilen. Hinter ihnen folgte ein großer, schlaksiger Typ, lässig gekleidet in grauem T-Shirt, Jeans und ausgetretenen Nikes an den Füßen. Danny schätzte ihn auf Anfang vierzig. Seine Wangen waren voller Aknenarben, und seine Haut schimmerte rötlich, als würde er sich viel draußen aufhalten, ohne sich um Sonnenschutz zu scheren.
    Â»Mr Wiseman?«, fragte er leise, mit einem Akzent, zu dem gut ein Stetson gepasst hätte, ein Südstaaten-Slang, der so stark war, dass man ihn sogar aus zwei fast geflüsterten Worten heraushörte. Danny nickte. Die Hände in die Seiten gestützt, ging der Mann langsam im Raum herum und betrachtete die Wände. Dann schaltete er das Licht ein. Wer auch immer er war, er schien es nicht eilig zu haben, und es war ihm offenkundig egal, ob die Leute auf der Straße sehen konnten, was er tat.
    Â»Ich muss sagen, Ihre Kunstwerke gefallen mir, Danny. Ich habe früher selbst gern Comics gelesen, in meiner Kindheit natürlich. Das hier, der Typ in dem Umhang, erinnert mich an die frühen Sachen von Jack Kirby, Captain America und so weiter.« Er zeigte auf die Zeichnungen an der Wand und atmete tief durch. »Sie wissen, warum wir hier sind?«
    Â»Ja«, antwortete Danny.
    Â»Gut«, sagte der Texaner und setzte sich Danny gegenüber auf den Boden. Er verschränkte seine langen Beine, zog ein Butterflymesser aus der Hosentasche, klappte es auf und stocherte in der glimmenden Papierasche herum. »Es vereinfacht die Sache, wenn wir uns einig sind. Dann können wir nett und höflich bleiben. Sie wissen, dass Sie ein paar mächtige Leute sehr, sehr wütend gemacht haben, Danny, nicht wahr? Das geht nicht ohne Konsequenzen. Haben Sie das verstanden?«, fragte er lächelnd. Er klang, als plaudere er über das letzte Spiel eines Highschool-Footballteams.
    Danny zuckte die Achseln.
    Die Stimme des Mannes war zwar leise, schien aber dennoch den Raum bis in den letzten Winkel auszufüllen. »Ich frage noch einmal: Haben

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