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Das Midas-Kartell

Das Midas-Kartell

Titel: Das Midas-Kartell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Mockler
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der er fünf Jahre zusammen gewesen war, hatte ihn abserviert, sie hatte Markus Cartright für einen Fernsehproduzenten abserviert. Sein Ego lag immer noch auf der Straße vor seinem ehemaligen Zuhause.
    Â»Ohne Scheiß«, sagte Steve nach einer angemessenen Pause.
    Â»Ohne Scheiß. Ich bin letzten Monat ausgezogen.«
    Steve nahm einen Bierdeckel in die Hand und fing an, an den Ecken zu zupfen. »Wer ist es? Soll ich ihm zeigen, wo es langgeht?«
    Markus musste beinahe lachen, doch dann sah er, dass Steve es ernst meinte. »Nein, aber danke für das Angebot. Es ist jemand, mit dem sie zusammenarbeitet. Ein Typ Ende zwanzig. Ich bin ihm ein paarmal begegnet. Hab ihn, um ehrlich zu sein, für schwul gehalten. Außerdem sieht er aus wie zwölf.«
    Â»Willst du nicht versuchen, es wieder hinzubiegen – für das Kind?«
    Markus schluckte. Er hatte darüber nachgedacht. Aber er konnte ihr nicht verzeihen. Es ging einfach nicht. »Vielleicht kommt irgendwann eine Zeit, in der ich nicht jedes Mal, wenn ich sie sehe, einen Stein gegen eine Wand schleudern will. Aber im Moment muss ich mich von ihr fernhalten.«
    Um 00:15 Uhr wankte Markus an der U-Bahn-Station Liverpool Street über die Rolltreppe nach unten und bestieg den Zug der Central Line. Stevie war ein Kumpel, ein richtig guter Kumpel. Er sollte ihn viel öfter besuchen. Er hätte es auch in den zurückliegenden Jahren viel öfter tun sollen. Das Problem war, dass Natalie so snobistisch war. Sie mochte es nicht, wenn er sich mit seinen alten Freunden aus dem Boxgym traf. Schon gar nicht in ihrem gemeinsamen Haus. »Woher kennst du diese Leute überhaupt?«, hatte sie entsetzt ausgerufen, als er eines Abends mit einem blauen Auge und blutigen Fingerknöcheln heimgekommen war.
    Er hatte versucht, es ihr zu erklären. Steve war der Sohn des Chauffeurs seines Vaters gewesen. Sie waren zusammen aufgewachsen. Zumindest so lange, bis Markus ins Internat kam. Steve war ein guter Kerl, er war zuverlässig und außerdem ein guter Boxer. »Also, ich will gar nicht wissen, was das für Primatenhirne sind, die ihre Zeit damit verbringen, sich gegenseitig die Köpfe einzuschlagen«, hatte Natalie in provozierend affektiertem Ton entgegnet. Lass es gut sein , beschwichtigte er sich selbst und schloss die Augen. Es hatte keinen Sinn, immer wieder an die alten Streitereien zurückzudenken. Er war kurz davor einzuschlafen, als er seine Station erkannte: Oxford Circus. Er hievte sich müde aus dem Sitz und wartete, bis sich die Türen öffneten. Jetzt umsteigen in die Victoria Line. Der Weg zum Fotostudio war ihm alles andere als vertraut. Die meisten seiner Sachen waren noch unter dem Feldbett verstaut … nein, das stimmte gar nicht. Die meisten seiner Sachen hatte sich Natalie unter den Nagel gerissen, bevor sie die Türschlösser auswechseln ließ.
    Mit unsicheren Schritten überquerte er die Brixton Road, die trotz der späten Stunde voller Autos und Busse war, die Fußgänger anhupten, und kehrte taumelnd in sein Studio zurück. Die Treppe des alten Lagerhauses hochgehen, den Schlüssel ins Schloss fädeln, das klappte alles noch ganz gut. Doch die Tür schwang von allein auf – so ging das normalerweise nicht. Normalerweise musste man vorher den Schlüssel drehen. Er trat über die Schwelle. Das Holz um das Sicherheitsschloss war gesplittert. Auch das war nicht so, wie es sein sollte.
    Sein vom Alkohol benebeltes Gehirn brauchte einen Augenblick, um zu reagieren, nicht mit Angst, Entsetzen oder Panik, nein, mit Verärgerung. Es müsste jemand kommen, um das zu reparieren. Er griff zum Handy. Was machte man, wenn man die Nummer eines Schlüsseldienstes brauchte, sich aber nicht einmal auf die Tasten konzentrieren konnte? Ihm fiel keine Lösung ein. Er stolperte im Raum herum. Auf den ersten Blick schien nichts entwendet worden zu sein, jedenfalls keine seiner Kameras. Andererseits war es schwer zu sagen, so chaotisch wie es hier aussah. Er schob ein paar schwere Umzugskisten vor die Tür, damit sie nicht aufging. Ich muss mich bloß kurz ausruhen, dachte er, einfach hier auf dem Fußboden. Dann ruf ich die Polizei und den Schlüsseldienst. Nur für einen Moment die Augen zumachen. Das Zimmer drehte sich um ihn und wirbelte ihn auf Wolken aus Whiskydämpfen in den Schlaf.
    Doch lange schlief er nicht. Der kalte Luftzug, der durch die Tür

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