Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Midas-Kartell

Das Midas-Kartell

Titel: Das Midas-Kartell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Mockler
Vom Netzwerk:
protestierte seine Rückenmuskulatur heftig, aber die Seile halfen beim Aufstehen. Das Zählen hatte aufgehört. Der Gegner war eine verschwommene Gestalt, die vor ihm herumtänzelte, ein Grinsen unter dem Kopfschutz.
    Â»Komm schon, Marky-Boy, gib auf, lass uns lieber einen trinken gehen«, rief Steve fröhlich mit breitestem Cockney-Akzent und schlug ungeduldig die Boxhandschuhe aneinander. Markus war etwas aus der Übung – als sie noch jünger waren, hätte Steve ihn nie so leicht mit einem linken Haken erwischt.
    Â»Eine Minute hab ich noch«, keuchte Markus. »Um dir zu zeigen, wie ein Profi verliert.«
    Â»Das könnte dir so passen.« Steve lachte und duckte sich unter Markus’ schnellem linkem Aufwärtshaken weg.
    Markus hatte seit den Zeiten, als sie zusammen trainiert hatten, zwar ein paar Pfund zugelegt, aber er war immer noch leichtfüßig und stark. Steve zuckte zusammen, als ihn ein Körperschlag traf, und tänzelte nach links, wo er mehrere Jabs auf die Gürtellinie einsteckte. In dem Moment, als die Ringglocke ertönte, landete Markus einen schweren Haken auf seinem Kinn, dem ein Schlag in den Magen folgte, bei dem er sich nur noch einkrümmen konnte.
    Â»Verdammt noch mal«, sagte Steve und rang um Atem, »bist du auf deine alten Tage taub geworden? Die Glocke ging schon vor einer halben Stunde.«
    Markus wandte sich ab und zog sich in seine Ecke zurück, ohne seinen alten Freund anzusehen. In ihm kochte immer noch die Wut. Er spuckte den Zahnschutz aus und riss mit den Zähnen an den Schnüren seiner Handschuhe.
    Â»Also?«, fragte Steve.
    Â»Wie wäre es mit einem Bier? Geht auf mich«, erwiderte Markus. Mehr Entschuldigung war von ihm nicht zu erwarten.
    Sie gingen um die Ecke ins King’s Head, ein schäbiges Pub mit wackeligen Stühlen, aber vernünftigem Ale. An der Bar reihten sich mit ernsten Mienen die Stammgäste auf, deren Hocker im Lauf der Jahre die Form ihrer Hintern angenommen hatten.
    Â»Sagst du mir jetzt, was du hast, oder müssen wir uns noch mal gegenseitig auf die Mütze hauen?«, fragte Steve. Seit der Beerdigung des alten Cartright hatte er Markus nicht mehr so gesehen, mit finsterem Blick und saurem Whisky-Atem.
    Â»Du meinst, ich bin nicht nur wegen deiner angenehmen Gesellschaft hier?«, entgegnete Markus und bezahlte das Bier.
    Steve hob sein Glas und leerte es zur Hälfe. »Tu mir einen Gefallen und quatsch keinen Unsinn. Du kommst praktisch gar nicht mehr in diesen Teil der Stadt. Also, was ist los?«
    Markus nahm den Whisky, den er zum Nachspülen bestellt hatte. Er hatte noch niemandem von der Trennung erzählt, weil er sie selbst noch nicht so ganz begriffen hatte.
    Â»Erinnerst du dich an Natalie?«, setzte er schließlich an und bedeutete dem Barmann, eine weitere Runde zu bringen. »Es läuft nicht besonders gut.« Er fuhr sich mit der Hand durch das kurzgeschorene Haar. »Wobei das noch ziemlich untertrieben ist. In den letzten Monaten war es offener Krieg. Ich muss beruflich oft ins Ausland. Das findet sie gar nicht gut. Sie will, dass ich damit aufhöre.«
    Â»Dann hör damit auf«, riet Steve knapp. »Du kannst mir nicht erzählen, dass du es immer noch toll findest, mit einer halben Tonne Fotoausrüstung auf dem Rücken durch beschissene Sümpfe und Wüsten zu kriechen. Ich dachte, du hättest dich zur Ruhe gesetzt?«
    Markus zuckte die Achseln. »Das dachte ich auch.« Er drehte das leere Whiskyglas auf dem Tisch.
    Â»Hat sie dir ein Ultimatum gestellt?«
    Â»Mehrere. Am Ende sind wir immer bei Mila.«
    Â»Wie alt ist sie jetzt?«
    Markus musste einen Moment überlegen. »Drei. Ihr Geburtstag war kurz vor Weihnachten.«
    Â»Und? Wurde groß gefeiert?«
    Â»Ja. Ich konnte aber nicht dabei sein, weil ich einen Auftrag in Bagdad hatte.« Er fing Steves Blick auf, in dem er so etwas wie Missbilligung zu erkennen glaubte.
    Â»Ich bin selbstständig. So eine Gelegenheit lässt man sich doch nicht entgehen«, versuchte er sich zu rechtfertigen.
    Â»Du meinst, du lässt dir so etwas nicht entgehen«, erwiderte Steve. »Hör zu, wenn es um das Kind geht, darfst du es nicht vermasseln. Wenn sie meint, dass du nicht oft genug da bist, wird sie sich jemand anders suchen.«
    Â»Das hat sie schon«, sagte Markus. »Verdammt, das hat sie schon.«
    Jetzt war es raus. Die Frau, mit

Weitere Kostenlose Bücher