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Das Midas-Kartell

Das Midas-Kartell

Titel: Das Midas-Kartell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Mockler
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in die Außenspiegel eingebaut waren – das Beste vom Besten für all die Banker und Topmanager, von denen sie engagiert wurden, um deren Konkurrenten oder Ehefrauen auszuspionieren.
    Jacob war für die Technik zuständig. Er konnte sich in E-Mail-Konten und Anrufbeantworterdienste einhacken, Handys orten oder ihre Signale blockieren, und das alles von diesem Transporter aus und ohne auch nur den geringsten elektronischen Fingerabdruck zu hinterlassen. Für den Nahkampf hingegen war er mit seinem Körpergewicht nicht geeignet, das gab er selbst freimütig zu. Seine drei Zentner in Bewegung zu setzen erforderte erhebliche Anstrengung und erzeugte Ausdünstungen, die man sonst nur aus der Central Line im Hochsommer kannte. Für die Drecksarbeit waren Isaiah und Charlie zuständig.
    Jacob trommelte mit den Fingern auf das Lenkrad und fummelte am Radio herum. Bei dem starken Verkehr würden sie für die drei Kilometer eine halbe Stunde brauchen. An Stockwell vorbei schob sich ein dichter, unablässiger Strom von Pkws, Fahrrädern, Bussen und Fußgängern über die Brixton Road.
    Â»Was passt besser, Paketzusteller oder Gasmann?«, fragte Jacob und bog auf der Suche nach einem Parkplatz in eine Seitenstraße ein.
    Â»Zu dieser Tageszeit eher der Paketzusteller«, erwiderte Isaiah. Er kletterte nach hinten, wählte die passende Uniform aus und zog sich um. Dann öffnete er eines der Flightcases und nahm seine Jericho 951 heraus, die halb automatische Pistole, die er bei der israelischen Armee zu schätzen gelernt hatte. Dieses Modell war so umgebaut, dass es Flachkopfgeschosse aus Wolframcarbid abfeuern konnte, in der Branche liebevoll »Elefantenstopper« genannt. Wenn Isaiah den Schalldämpfer einsetzte, der nicht nur die Lautstärke, sondern auch die Geschwindigkeit dämpfte, nahm er gerne ein bisschen mehr Zunder mit. Nichts deutete darauf hin, dass er mit Problemen zu rechnen hatte, aber gute Vorbereitung lohnte sich immer.
    Â»Fertig?«, erkundigte sich Jacob und kletterte ihm nach. Die Kopfhörer auf den Ohren, fuhr er den Computer hoch.
    Â»So gut wie«, erwiderte Isaiah und klemmte sich den Ohrstöpsel an.

8
    Tageslicht flutete durch die hohen Fenster des Ateliers und bildete goldene Pfützen auf dem Fußboden. Markus blinzelte in die unangenehm gleißende Helligkeit, die in seine Netzhaut stach. Mit gerunzelter Stirn musterte er das Paar Schuhe vor sich. Seltsam. Er kratzte sich das unrasierte Kinn. Das waren nicht seine Schuhe, ganz sicher. Diese hier hatten Gummisohlen und zeigten einen Baum als Logo. Er stützte sich auf die Ellbogen und lehnte sich mit dem Rücken an die Wand. Aus den Schuhen ragte jemand heraus, Beine, ein Körper … ein Kopf.
    Markus wandte rasch den Blick ab, weil sich sein Magen zu drehen drohte. Würgend bemühte er sich, auf die Beine und ins Badezimmer zu kommen, was ihm aber nicht mehr rechtzeitig gelang. Er blickte über die Schulter. Der Kopf war unnatürlich verdreht, bis zur Unkenntlichkeit geschwollen und sah aus wie ein zerfetzter Kürbis. Über dem Auge steckte ein gesplittertes Kristallwhiskyglas im Fleisch. Glasscherben lagen über den Boden verstreut. Markus musste sich erneut übergeben. Wie viel Kraft und wie viel Wut musste es gekostet haben, das Glas ins Fleisch zu treiben? Ein Schauer überlief ihn, als er zögernd auf die Leiche zutrat. Da war eine große Lache einer zäh-klebrigen dunklen Flüssigkeit. Was um alles in der Welt hatte das zu bedeuten? Auf dem Boden lag eine automatische Waffe mit Schalldämpfer.
    Vorsichtig fasste er sich an den Hinterkopf, wo er eine große pochende Beule spürte. Seine Hände und Knöchel waren aufgeschürft. Allmählich kehrte die Erinnerung zurück. Sie waren unterwegs gewesen, hatten sich die Kante gegeben, Stevie und er. Dann der Eindringling. Die Wut, die in ihm hochgekocht war, der Frust über die vergangenen Monate, seine Verbitterung über die Trennung von Natalie – all das hatte sich verdichtet zu einem rauschhaft bestialischen Zorn auf diesen Unbekannten, der in seine Wohnung eingebrochen war. Er sah sich um. Auf der Arbeitsplatte war noch mehr Blut, die weißen Schrankoberflächen waren verschmiert. Das Blut musste von ihm stammen. Er tippte sich vorsichtig an die Nase und zuckte zusammen. Ein stechender Schmerz. Schnell zur Spüle. Er drehte den Hahn voll auf und hielt seinen

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