Das Midas-Kartell
die lauter wurden. Der Engländer stritt mit dem Russen.
SchlieÃlich sprach der Russe. »Ich werde Ihnen einen Treffpunkt nennen. Die Stelle ist abgelegen und befindet sich abseits der HauptstraÃe. Sie werden sich zu Fuà nähern, und falls wir sehen, dass Sie jemanden mitbringen, werden wir die Geiseln töten. AnschlieÃend werde ich Ihnen Schmerzen zufügen, die Sie nie im Leben für möglich gehalten hätten, so lange, bis Sie uns anflehen, dass Sie uns das Geld endlich geben dürfen. Verstanden?«
»Klar«, sagte Markus und notierte die Beschreibung. Ein Farmhaus in Suffolk, erreichbar über einen Feldweg. Er sollte bei Tageslicht ankommen und die Hände über den Kopf halten. Von Heathrow bis zur Farm waren es hundert Meilen, also nicht mehr als zwei Stunden Fahrt. Die Sonne würde gegen 21 Uhr untergehen, damit blieben ihm vier Stunden.
Zeit genug, um den einen Menschen anzurufen, der ihm möglicherweise helfen konnte.
63
Streatham, im Süden von London, 18:00 Uhr
»Markus, wie gehtâs dir?«, sagte Steves Vater mit dröhnender Stimme. Er stand in der Eingangstür seines Hauses, vom Alter schon etwas gebeugt und doch immer noch ein Riese. Als er Markus seine Pranken auf die Schultern legte, blieb dem fast der Atem weg. »Komm rein, komm rein.« Don klopfte Markus auf den Rücken und schob ihn auf den braun-orange gemusterten Flurteppich. Es roch nach Aschenbecher, Vogelmist und Desinfektionsmittel. In dem engen Bungalow wirkte der Mann wie ein Bär im Käfig. Markus wusste sofort wieder, warum sie ihn nicht öfter besucht hatten.
»Margaret, Markus ist hier! Machst du einen Tee für uns?«, rief er in Richtung Küche. Dann klopfte er seine Taschen ab, auf der Suche nach seiner Brille. Als er sie gefunden hatte, setzte er sie auf seine Nasenspitze und beäugte den Besucher. »Verdammt noch mal, Junge, seit wir deinen Vater beerdigt haben, hab ich diese Farbe in keinem Gesicht mehr gesehen â und da war er schon eine Woche tot.«
Markus lieà sich schwer in einen Sessel sinken. »Es ist etwas passiert. Ich brauche Hilfe.«
»Wobei? Ich bin kaum noch zu etwas zu gebrauchen. Eine Runde Golf schaffe ich noch, nicht viel mehr. Aber ich kann Steve anrufen. Er müsste zu Hause sein.«
»Ich habe ihn schon gefragt.«
Don rieb sich das Kinn, und es klang wie Schleifpapier auf Holz. »Und?«
Markus spürte, wie seine Augen anfingen zu brennen. Er konnte es sich nicht erlauben zu trauern. Noch nicht.
Don sah ihn an.
»Er ist verschwunden.«
Margaret kam hereingeschlurft, ein Tablett mit Tee und Keksen auf dem Arm.
Don stand steif auf. »Danke, meine Liebe«, sagte er, nahm ihr das Tablett ab und wartete, bis sie den Raum verlassen hatte. »Mit Steve ist bestimmt alles in Ordnung«, fuhr er dann fort. »Er kann gut auf sich selbst aufpassen.«
Markus mied seinen Blick. »Don, du hast meinen Vater gekannt. Du weiÃt, wie er war und was er getan hat. Er besaà gewisse ⦠Dinge. Ich bin sicher, du hast sie nach seinem Tod gut verwahrt.«
Dons Blick wanderte unstet zur Teekanne, dann beugte er sich vor und goss die dunkle Flüssigkeit in zwei Tassen. »Milch, kein Zucker? So hast du ihn früher immer getrunken.«
»Ich brauche jetzt ein paar von diesen Sachen.«
Don sah nicht besonders glücklich aus. Er rührte zwei Stück Zucker in seinen Tee und nahm einen Schluck. Als er Markus wieder anblickte, lag ein neuer Ausdruck in seinen hellblauen Augen. »Dein Vater war sehr zufrieden mit dem, was aus dir geworden ist. Ich weiÃ, ihr habt nie viel miteinander geredet, aber er hat den Leuten deine Fotos gezeigt, wenn er sie in Zeitungen oder Magazinen entdeckte â allen möglichen Leuten, dem Zeitungshändler oder dem Gärtner. Das ist von meinem Sohn, sagte er dann, er hat das gemacht . Natürlich wäre es ihm lieber gewesen, wenn du ins Geschäft eingestiegen wärst und den Laden übernommen hättest, aber ich denke, er hat nie wirklich damit gerechnet, dass du das tun würdest.«
Markus fixierte ihn mit seinem Blick. »Hast du die Sachen?« Er schwitzte, auf der Stirn, unter den Armen, an der Brust. Sein T-Shirt klebte an ihm. »Die Sachen, Don. Für Natalie und Mila. Jemand hat sie entführt.«
»Warum schaltest du nicht die Polizei ein?«
»Geht nicht. Zu gefährlich.«
»Wie willst du sie
Weitere Kostenlose Bücher