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Das Midas-Kartell

Das Midas-Kartell

Titel: Das Midas-Kartell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Mockler
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zurückholen?«
    Â»Weiß ich noch nicht.«
    Don verlagerte im Sitzen sein Gewicht. »Ich habe deinem Vater versprochen, auf dich aufzupassen. Gib mir ein bisschen Zeit, dann kann ich ein paar Leute zusammentrommeln, die sich darum kümmern.«
    Â»Dafür reicht die Zeit nicht, Don. Hast du die Sachen von meinem Vater?«
    Don schwenkte den Tee in seiner Tasse und trank ihn dann in einem Zug aus. Er nickte traurig und erhob sich mühevoll. »In der Garage. Komm mit.«

64
    Ravenshill, Suffolk, England
    Â»Ich halte es immer noch für falsch, ihn hierherkommen zu lassen«, sagte Radan. »Wir hätten am Telefon alles klarmachen können, wenn wir seine Frau hier hereingebracht und sie ein bisschen mit dem Messer bearbeitet hätten. Hätte er sie am Telefon schreien hören, hätte er uns alles erzählt, was wir wissen müssen.«
    Â»Sie ist gar nicht seine Frau«, sagte Isaiah mit schiefem Grinsen. »Sie ist seine Ex. Vielleicht ist es das. Vielleicht spielt er nur mit Ihnen.«
    Â»Dann das Mädchen. Meinen Sie, er bleibt stumm, wenn er die Kleine schreien hört? Ich werde sie jetzt holen, ihn dann anrufen und mir die Codes geben lassen. Diese Warterei ist Schwachsinn. Wir lassen ihm zu viel freie Hand.«
    Pieter stellte sich in den Türrahmen, um Radan den Weg zu versperren. »Ohne meine Zustimmung tun Sie überhaupt nichts. Dieser Mann hat das Geld nicht gestohlen. Er hat die Daten per Post geschickt bekommen, von Daniel Wiseman, den er laut Malcolm seit Jahren nicht gesprochen hat. Richtig, Isaiah?«
    Isaiah nickte.
    Â»Er will nur, dass seiner Tochter nichts passiert.«
    Radan musterte Pieter verächtlich. Der Typ sah aus, als müsste er seinen ganzen Mut zusammennehmen, um ihm zu widersprechen. Was für eine erbärmliche Figur. Radan hatte große Lust, ihm den Bauch aufzuschlitzen und seine Eingeweide herauszuholen. Dann würde sich zeigen, ob er seine steife Oberlippe noch bewahren konnte. »Kein Problem. Ich habe dabei nur an Sie gedacht. Zwei Leichen loszuwerden ist doch einfacher, als sich auch noch mit diesem Kerl herumzuärgern. Haben Sie zufällig Schweine? Die werden das Problem gerne für Sie beseitigen. Die fressen alles.«
    Â»Wovon reden Sie überhaupt? Alles wird gutgehen, wir werden das Geld wiederbekommen, und dann lassen wir alle frei. So ist es vereinbart.«
    Â»Sie glauben wirklich, dass das Alphonse’ Plan ist?«
    Radan schob sich an ihm vorbei und ging auf den Hof hinaus, spuckte auf den Boden und zündete sich eine Zigarette an.
    Pieter folgte ihm mit dem Blick, doch er nahm kaum wahr, was er sah. Sein Besitz, das Land, das ihm sein Vater vermacht hatte, der Boden unter seinen Füßen, alles war verseucht. Er wollte etwas tun, denn er war mit jeder Faser seines Körpers davon überzeugt, dass er versuchen musste, die Frau und das Kind zu retten. Stattdessen war er wie gelähmt. Radans Worte hatten ihn gelähmt. Später, sobald sie das Geld hatten, würde er handeln und sich schützend vor Mutter und Kind stellen. Fast gelang es ihm, sich selbst von seinem Vorsatz zu überzeugen.

65
    Markus fuhr über Autobahnen und Landstraßen, durch Kleinstädte und Dörfer, mit dem Fuß auf dem Gaspedal und fiebrig pochenden Schläfen. Südengland zog als Endlos-Panoramapostkarte vor seiner Windschutzscheibe vorüber, graugrüne Landschaft, blau-weißer Himmel. Hin und wieder fasste er sich an Nase und Mundwinkel oder holte die Flasche aus dem Handschuhfach. Dann klemmte er das Lenkrad zwischen die Knie, um den Deckel abzuschrauben. Es war nur billiger Scotch, aber ihm war alles recht, um die Schmerzen in seinen Gliedern zu lindern.
    Das Navi deutete auf eine Wiese mit einem Feldweg. Markus fuhr an den Straßenrand und brachte den Wagen auf dem unbefestigten Seitenstreifen schlitternd zum Stehen. Im Kofferraum lagen der schwarze Anzug seines Vaters und ein Paar Schuhe. Umständlich zog er sich um und leerte dann mit einem letzten Schluck den Scotch, bevor er das schwere Holzgatter öffnete, das den Streifen festgestampfter Erde überspannte. Der Weg war rechts von Wald gesäumt und führte eine Anhöhe hinauf, hinter deren Kamm er verschwand. Die Sonne stand tief am Himmel. Die Dämmerung war nicht mehr fern.
    Radan sah den Mann im schwarzen Anzug kommen. Seine Gestalt zeichnete sich dunkel gegen die Dämmerung ab. Die Hände über dem

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