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Das Midas-Kartell

Das Midas-Kartell

Titel: Das Midas-Kartell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Mockler
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schreiben?«
    Â»Wie man es nimmt«, sagte Markus und schmierte die diktierten Zahlen an seine Fensterscheibe. Was hatte der Doc gesagt? Das Fieber könnte hämorrhagisch werden, er würde aus Nase und Mund bluten. Verbluten konnte man auf diese Weise aber sicher nicht, dachte er und berührte noch einmal seine Nase, ehe er es sich im Sitz bequem machte. Murmelnd verabschiedete er sich von Edward, der immer noch redete, ließ das Handy in den Schoß fallen und schloss die Augen. Die Dunkelheit umhüllte ihn wie ein großes schwarzes Tuch.

62
    Farmhaus, Ravenshill, Suffolk, England, 17:00 Uhr
    Pieter, Radan und Isaiah hatten sich um das Telefon geschart. Isaiah rieb sich ungeduldig die Hände. Noch fünf Minuten.
    Pieter ging nervös auf und ab. Er hatte die ganze Nacht kein Auge zugetan. Nachdem er die Vorratskammer geplündert und den Geiseln etwas zu essen gebracht hatte, war er ins Haus zurückgekehrt und so lautlos wie möglich ins Bett gekrochen. Er hatte getan, als würde er sofort einschlafen, um Saskia nicht zu enttäuschen, wenn sie vergeblich versuchte, ihn zu verführen. Er schob sich das Haar aus dem Gesicht. Wie lange würde er noch durchhalten müssen?
    Isaiah war wachsam, verhielt sich aber zurückhaltend. Das schien an dem kleinen Russen zu liegen, der mit verschränkten Beinen und durchgestrecktem Rücken auf dem Boden saß, die Fingerspitzen vor dem Kinn aneinandergelegt.
    Â»Denken Sie, er ruft an?«, fragte Pieter, als er die Stille nicht mehr ertragen konnte.
    Â»Würden Sie anrufen, wenn Ihre Kinder hier drin wären?«, entgegnete Radan.
    Â»Selbstverständlich.«
    Â»Dann kennen Sie die Antwort.«
    Pieter war überrascht über Radans Ton und wollte schon eine Bemerkung dazu machen, als das Telefon, das auf stumm geschaltet war, vibrierte. Radan griff danach und aktivierte die Lautsprecherfunktion.
    Â»Hallo?«, sagte eine männliche Stimme am anderen Ende, die hohl klang und von schweren Atemzügen begleitet wurde. Es war dieselbe Stimme, die sie gestern gehört hatten.
    Radan räusperte sich. »Hallo Markus.«
    Â»Kommen Sie zur Sache.«
    Markus erkannte den Sprecher nicht wieder. Es war weder das schneidende britische Englisch noch der undefinierbare Akzent von gestern.
    Â»Sehr schön«, sagte Radan und neigte sich dichter über das Telefon. »Haben Sie das Geld?«
    Â»Ja.«
    Pieter Wittgenstein sah aus, als würde er am liebsten vor Erleichterung weinen.
    Â»Wo ist es?«
    Â»Die Sache ist kompliziert. Daniel hat sein Insiderwissen genutzt, um die Konten zu knacken und die Gelder abzuziehen. Ich habe Zugang zu den Zielkonten, aber die laufen auf zahlreiche unterschiedliche Namen. Ich kann Ihnen die Zugangsdaten zu den Konten geben oder irgendeine Art von Transfer einleiten.«
    Â»Ersteres«, warf Pieter ein. Er wollte volle Kontrolle über Zeit und Art des Geldtransfers.
    Â»Wo sind Natalie und Mila?«
    Â»In Sicherheit«, sagte Radan und warf Pieter einen kalten Blick zu. Er mochte es nicht, unterbrochen zu werden. »Sobald wir das Geld haben, werden Sie sie wiedersehen.«
    Â»Nein«, sagte Markus.
    Â»Nein? Sie sind nicht in der Position zu verhandeln.«
    Â»Sie bekommen das Geld, nachdem ich Natalie und Mila gesehen habe.« Markus wiederholte ganz bewusst ihre Namen, um daran zu erinnern, dass es hier um echte Menschen ging.
    Â»Markus, seien Sie vernünftig«, ließ sich Pieter wieder vernehmen. »Wir brauchen einen Beweis, dass Sie das Geld tatsächlich haben. Am besten wäre es, wenn Sie uns die Konten zeigen würden, auf denen das Geld liegt, finden Sie nicht auch?«
    Patt.
    Â»Ich kann Ihnen die Konten zeigen. Haben Sie einen Laptop?«
    Â»Natürlich«, sagte Pieter.
    Â»Sie lassen mich Natalie und Mila sehen, und ich zeige Ihnen die Konten. Sobald Natalie und Mila frei sind, bekommen Sie die Zugangscodes von mir.«
    Â»Ausgezeichnet. Ich besorge eine Webcam, damit Sie sie sehen können«, sagte Pieter.
    Â»Nein. Ich will sie in echt sehen.«
    Diesmal entstand eine längere Pause. Markus saß nervös in seinem Wagen, in der einen Hand sein Telefon, die andere an die Schläfe gepresst. Es hatte ihn alle verfügbaren Kräfte gekostet, um überhaupt zusammenhängende Sätze zu formulieren. Er hatte sein Blatt ausgespielt. Jetzt waren die anderen am Zug. Es gab keinen Plan B. Er hörte Stimmen,

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