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Das Midas-Kartell

Das Midas-Kartell

Titel: Das Midas-Kartell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Mockler
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fasste in seine Tasche und zog das Stück Papier heraus. Er entfaltete es auf dem Tisch und ließ seine Hände über dem Keyboard schweben. In den Ärmeln seines Anzugj acketts verbargen sich zwei Stahlnadeln. Kaum dicker als Metalldraht, dreißig Zentimeter lang und so leicht, dass man sie in der Naht nicht spürte. Leg die Hände übereinander, so, taste nach der kleinen Kugel am Ende und zieh sie dann gleichzeitig raus, mit einem schnellen Ruck. Am wirkungsvollsten sind sie im Auge, aber das ist ein schwieriges Ziel, weil es so klein ist. Unter dem Kinn ist auch ein guter Angriffspunkt, aber stich nicht gerade zu. Du musst den richtigen Winkel erwischen. Von schräg unten durch die Kehle direkt ins Gehirn. Pass auf, dass du keinen Zahn triffst. Sonst bleibt ihm genug Zeit, um eine Kugel in deinen Körper zu jagen .
    Markus blickte auf den Laptopbildschirm, tippte »Banco Azteca« in die Suchmaschine ein und klickte sich weiter, bis die Homepage der Bank aufging, leuchtend, farbenfroh, im Dämmerlicht des Raumes nahezu grell. Er verschränkte die Hände und tastete nach den winzigen Kugeln am Ärmelsaum. Es fühlte sich befremdlich an, wie leicht sich die Nadeln lösten. Einen Sekundenbruchteil lang betrachtete er sie. Sein Schicksal hing von ihnen ab. Dann sprang er hoch, trieb die Nadeln aufwärts durch Haut und Muskelgewebe, bis er auf Widerstand traf, Knorpel vielleicht. Mehr Kraft trieb die Nadeln weiter. Zieh fest nach links, dann nach rechts, und sofort weiter zum nächsten .
    Radan stürzte zuckend zu Boden. Isaiah erbebte heftig, als die Nadeln in ihn eindrangen, und folgte mit ungläubigem Blick dem Russen. Seine Lider flatterten, als er vornüberfiel, und die Nadeln steckten so fest in seinem Kopf, dass Markus sie nicht herausziehen konnte. Hinter ihm war immer noch der Fettwanst. Markus stieß Radan beiseite, legte dem Dicken den Arm um den Hals und drückte zu. Der Mann strampelte und versuchte vergeblich, mit seinen speckigen Armen nach ihm zu greifen. Hilflos trat er um sich und stampfte mit den Füßen auf, bis er mit vor Panik rotem Gesicht sein Leben aushauchte. Als seine Muskeln ihren Dienst versagten, entwichen seinen Gedärmen üble Dämpfe.
    Voller Ekel ließ Markus ihn fallen. Da rührte sich am anderen Ende des Raumes etwas. Pieter stand im Dunkeln, den Rücken gegen die Wand gepresst, in der Hand einen alten Revolver, nacktes Entsetzen im Gesicht. »Ich hatte den die ganze Zeit«, sagte er und fuchtelte mit der Waffe. »Ich wollte nicht, dass die der Kleinen und ihrer Mutter etwas antun. Ich hätte nicht zugelassen, dass ihnen etwas passiert.«
    Markus zog den Stuhl zurück und ließ sich am Tisch nieder. Als hätte er gar nichts gehört, starrte er nur auf seine Hände. »Ich werde meine kleine Tochter wiedersehen. Meine wunderbare Mila«, sagte er, ohne sich zu rühren.
    Â»Sie sind in Sicherheit. Sie waren die ganze Zeit in Sicherheit, dafür habe ich gesorgt. Ich habe regelmäßig nach ihnen gesehen. Ich möchte Ihnen helfen.«
    Pieter trat hinter Markus, der ihn jedoch wegstieß und dann weiter auf seine Hände starrte. »Ich muss die waschen«, sagte er. »Zuerst muss ich die waschen.«
    Â»Draußen ist ein Trog, da müsste ein wenig Regenwasser drin sein.«
    Markus stand auf, kletterte über die drei Leichen und öffnete die Tür.
    Â»Sie haben das einzig Richtige getan, Markus«, sagte Pieter hastig. »Diese Männer wollten Sie töten, sie hätten Sie getötet, sobald sie das Geld gehabt hätten. Ich würde das nie tun, Markus. Ich würde Ihnen sogar etwas von dem Geld geben und Sie reich machen. Sie haben doch das Geld, nicht wahr?« Seine Stimme war jetzt schrill vor Panik.
    Markus trat in die Dämmerung hinaus. Die abendliche Kühle durchdrang den Nebel in seinem Gehirn. Er senkte seine Hände in den steinernen Trog, tauchte sie ins Wasser. »Das Geld ist weg«, sagte er über die Schulter, bespritzte sich das Gesicht und machte sich dann auf den Weg zum Schuppen.
    Â»Ich weiß, dass es weg ist. Aber wo ist es? Sie haben es doch angeblich gefunden, Sie haben Daniel Wiseman gerettet, Sie haben den Umschlag bekommen. Sie haben das Geld«, rief Pieter ihm nach.
    Â»Es ist weg. Daniel hat es verschwinden lassen.«
    Pieter lief ihm nach und packte ihn an der Schulter. »Es kann nicht weg sein. Unmöglich. Es ist

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