Das Midas-Kartell

Je eher er diese Mission beendete und dieses gottverlassene Land verlassen konnte, desto besser. Er stand auf und ging zum Fenster. Die Schlagläden waren geschlossen und ließen nur Lichtstreifen durch, in denen Staubkörnchen tanzten.
    Â»Würde es Ihnen etwas ausmachen, mir zu erklären, was da drüben los ist?«, sagte er mit ruhiger Stimme, seinen Ärger unterdrückend.
    Â»Die Zielperson hat Charlie ausgeschaltet. Zumindest nehmen wir das an. Entweder das, oder er hatte einen Unfall, ist ausgerutscht oder so.«
    Â»Und wo waren Sie und der Klops, als das alles passierte?«
    Isaiah räusperte sich. »Na ja, da der Einsatz als minder riskant eingestuft war, haben wir uns einen Abend freigenommen. Charlie fand das in Ordnung. Er erledigt solche Dinge normalerweise im Schlaf.«
    Â»Ganz offensichtlich nicht, Isaiah. War in der Wohnung irgendeine Spur von der Zielperson oder dem Umschlag?«
    Isaiah wollte schon lügen und erzählen, da sei niemand gewesen, aber er wusste, dass Eule ihn durchschauen würde, ganz gleich, wie viel Mühe er sich gab. »Er war da. Er war da, als ich kam.«
    Wieder eine von Eules Pausen. Diese hier fühlte sich endlos an. Er würde nichts mehr sagen, bis Isaiah erschöpfend erklärt hatte, was passiert war.
    Â»Er ist entkommen. Mit dem Umschlag. Ich habe ein paar Schüsse abgegeben, aber nicht getroffen. Es gab auch einen Kollateralschaden. Ein Nachbar.«
    Malcolm lugte durch einen Spalt im Fensterladen in den Hof hinaus, auf die verbeulten Pick-ups und den stählernen Wassertank unter der Veranda, in dem Danny Wisemans Verstand langsam aufweichte. Es war mehr als fraglich, ob aus ihm jemals irgendwelche nützlichen Informationen herauszubekommen waren. Der Kerl hatte einen eisernen Willen. Wenn sie ihn nicht zum Reden brachten, brauchten sie den Umschlag.
    Â»Dann will ich das mal klarstellen. Nur damit ich sichergehe, dass ich nicht irgendeinen entscheidenden Hinweis verpasst habe. Ein unbewaffneter Zivilist hat also Charlie ausgeschaltet, ist Ihren Kugeln ausgewichen und mitsamt dem Umschlag getürmt, während Sie nichts Besseres zu tun hatten, als eine arme Sau von Nachbar zu erschießen, der das Pech hatte, zur falschen Zeit am falschen Ort aufzutauchen?«
    Isaiah sagte nichts. Eules Nase fing an zu pfeifen.
    Â»Der Klops räumt die Sauerei auf, nehme ich an?«
    Â»Ja.«
    Â»Vielleicht sollte ich nächstes Mal ihn schicken. Finden Sie den Kerl und holen Sie sich den Umschlag. Mir egal wie. Ich werde dem Kunden sagen, dass wir ihn haben.« Malcolm beendete das Gespräch. Wenn es nicht so verdammt heiß wäre, hätte er sich durchaus etwas mehr ereifern können. Er sah auf seine Armbanduhr. In Kürze war es wieder Zeit, Wiseman seinen Halluzinogen-Cocktail zu verabreichen.

13
    Carlyle Boxgym, Londoner Eastend
    Â»Nichts? Die Polizei hat nichts gefunden?« Steve wanderte in seinem kleinen Büro auf und ab und fuhr sich mit den Händen über seinen kahl rasierten Schädel. »Was meinen die mit ›nichts‹? Die können doch nicht alles weggeräumt haben. Wie sollen sie die Leichen rausgeschafft haben? Und dann das ganze Blut! Die können doch nicht zaubern.« Er drehte den Wasserhahn auf und bespritzte sich das Gesicht. »Ist dir klar, dass die dich finden werden? Dein Handy, dein Auto. Irgendwie werden sie dich aufspüren. Scheiße. Was ist mit dem Kerl, der dir den Umschlag geschickt hat?«
    Â»Daniel Wiseman? Hab ich kaum gekannt. Er war in der Schule fünf oder sechs Jahrgänge unter mir. Und nicht gerade beliebt.«
    Â»Hast du seither Kontakt mit ihm gehabt?«
    Â»Ein- oder zweimal vielleicht, bei irgendwelchen Veranstaltungen, wo wir uns zufällig getroffen haben. Aber unterhalten haben wir uns dabei kaum.«
    Â»Und was ist in dem Umschlag? Was, meinst du, will er von dir? Warum hat er ihn dir geschickt?«
    Markus stand auf und blickte auf die Fotos, die Ausdrucke, die Fahrkarten. »Er will, dass ich mir das selbst zusammenreime. Die Tickets wurden für Fahrten von Guatemala City in irgendwelche entlegenen Kleinstädte gekauft. Mein Spanisch ist ziemlich dürftig, aber in dem Zeitungsartikel, der beiliegt, scheint es um einen Politiker zu gehen, dem Korruption vorgeworfen wird.«
    Â»Was ist mit diesen Püppchen?« Steve rieb sich das Kinn, doch dann fiel sein Blick auf den Überwachungsmonitor. Ein Transporter bog