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Das Midas-Kartell

Das Midas-Kartell

Titel: Das Midas-Kartell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Mockler
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Und mach schnell. Die Polizei wird bald auftauchen, und wenn du dann noch da bist, wirst du einiges zu erklären haben. Ebenso wie Eule. Und du weißt, wie er es hasst, Dinge erklären zu müssen.«
    Â»Okay«, antwortete Jacob und zog bei einem der schwarzen Leichensäcke den Reißverschluss auf. Er bückte sich, stemmte seine Schulter gegen Charlies unteren Rücken und rollte ihn hinein. Die Leichenstarre hatte bereits eingesetzt. Er befestigte einen Schlauch an dem Harz-Kanister und setzte die Pumpe in Gang. Ursprünglich gedacht für gefallene Soldaten in heißen Regionen, waren die Leichensäcke luftdicht versiegelt. Dank dieser kleinen Besonderheit waren sie auch für seine Zwecke bestens geeignet. Das Harz würde die Leiche einschließen und den Verwesungsprozess verlangsamen. Auf diese Weise hatten sie etwas mehr Zeit, um einen passenden Ort für deren Entsorgung zu finden.
    Auf dem Weg aus dem Studio blieb Isaiah an der Tür stehen, fasziniert von den gerahmten Fotos an der unverputzten Klinkerwand: Kinder beim Fußballspielen inmitten trostloser Ödnis, im Hintergrund zerbombte Häuser, am Himmel der Kondensstreifen eines tieffliegenden Kampfjets. Das Bild war schwarz-weiß, der Himmel trug einen unheilvollen Grauton, doch die Kinder waren so in ihr Spiel vertieft, dass sie ihre Umgebung gar nicht wahrnahmen. Auf dem Passepartout stand, mit Bleistift geschrieben: Mostar, Bosnien 1994 . Das Foto daneben zeigte einen Mann in Anzug und Krawatte, eine Sturmmaske auf dem Kopf und eine Pistole in der Hand. Er stand vor einem Supermarkt in einer grauen, verlassenen Straße, und um seine polierten Schuhe hatten sich Wasserpfützen gebildet. Das Bild ließ ihn lächerlich und angsteinflößend zugleich wirken. Darunter stand: Mad Mitch, Belfast 2003 .
    Zwischen Verbrechern, Kriegsschauplätzen und abgeholzten Wäldern fand Isaiah ein Bild, das ganz und gar nicht in die Reihe zu passen schien: ein kleines blondes Mädchen, kaum älter als zwei Jahre. Sie saß in einer Tür, und das Licht von hinten fing sich in ihren Locken und verlieh ihr die Aura eines Engelswesens. Auf ihrem Schoß lag eine hochwertig aussehende Spiegelreflexkamera, und ihr verschmitztes Gesicht verriet, dass sie genau wusste, dass sie nicht damit spielen durfte. Mila mit Daddys Leica 02/10/2004 .
    Isaiah nahm das Bild von der Wand, schlitzte den Rahmen von hinten auf und steckte das Foto in die Tasche.

11
    Carlyle Boxgym, 08:30 Uhr, Londoner Eastend
    Â»Zum zweiten Mal in zwei Tagen? Verdammt noch mal, du kannst anscheinend von Prügeln gar nicht genug bekommen, was?«, rief Steve vom anderen Ende des Parkplatzes. Er hatte seinen alten Mercedes unter der Überwachungskamera neben dem Eingang abgestellt und mühte sich mit den Vorhängeschlössern an der Hintertür zur Boxhalle ab.
    Markus ging langsam zu ihm hinüber. Seine Schulter wurde allmählich steif und schmerzte bei jeder Bewegung.
    Â»Hast du eigentlich keine Arbeit, oder was?«, fuhr Steve spöttisch fort, doch das Grinsen schwand aus seinem Gesicht, als er sah, in welch miserablem Zustand Markus war. »Wow, du siehst aus wie gequirlte Scheiße. Und wenn ich mich nicht irre, sind das noch die Klamotten von gestern Abend. Was hast du getrieben?«
    Markus hob die Hände. »Das ist eine lange Geschichte.« Er hielt inne. »Oder nein, eigentlich ist es schnell erzählt. Ich habe keine Ahnung, wie es anfing, warum es passiert ist oder wie es ausgehen wird.«
    Steve stieß mit der Schulter gegen die Tür. Zuerst klemmte der hölzerne Türrahmen, doch dann gab das Blatt widerwillig nach. »Das klingt ziemlich geheimnisvoll für diese Tageszeit«, sagte er und bedeutete Markus, in die Trainingshalle voranzugehen, während er das Licht einschaltete, das flackernd und sirrend ansprang.
    Markus setzte sich auf eine Bank neben dem Boxring und ließ den Umschlag zu Boden fallen. »Ich glaube«, sagte er langsam, den Kopf in die Hände gestützt, »ich glaube, jemand will mich umbringen.« Er sah Steve an. »Dafür«, fuhr er fort und zeigte auf den Umschlag zu seinen Füßen.
    Steve wandte sich um und ging zum Eingang zurück, um ihn von innen zu verriegeln.
    Â»Außerdem habe ich, glaube ich, jemanden getötet. Gestern Abend. Er war bewaffnet und ist in mein Studio eingebrochen.«
    Steve blinzelte. »Hast du die Polizei

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