Das Midas-Kartell
geholt?«
»Nein, mein Telefon funktioniert nicht.«
»Hier, nimm meins.« Er warf Markus sein Handy zu. »Was ist mit deiner Schulter?« Die gesamte Schulterpartie von Markusâ Jacke war mit einem dunklen Fleck überzogen.
»Ein Schuss. Hat mich verfehlt und ging in eine Umzugskiste. Das war heute Morgen. Zwei Mordversuche in zwölf Stunden. Warte â¦Â« Die Leitdienststelle hatte sich gemeldet. Eine näselnde weibliche Stimme mit Essex-Akzent. Markus sagte ihr, dass er mit der Polizei sprechen müsse. Er musste ihr seinen Namen nennen, seine Adresse und von wo aus er anrief. Wenigstens fragte sie ihn nicht auch noch nach seiner SchuhgröÃe, bevor sie endlich wissen wollte, warum er anrief.
»In meiner Wohnung liegen zwei Tote.«
»Sind Sie sicher?«
»Ja. Nein. Also, einer ist ganz sicher tot. Der andere hat eine Kugel in den Rücken bekommen.«
»Kannten Sie die Gentlemen?« Die Frau klang alles andere als schockiert.
»Einen davon. Es war mein Nachbar Albert Roots. Können Sie so schnell wie möglich jemanden hinschicken?«
»Ich habe Ihre Auskünfte bereits weitergeleitet, Sir. In spätestens zwanzig Minuten sollte jemand dort sein. Kann ich Sie unter dieser Nummer zurückrufen?«
»Natürlich«, antwortete Markus und reichte Steve das Handy zurück.
»Ich glaube, ich hab im Leben noch nie den Notruf gewählt«, sagte der und kratzte sich am Kopf. Er hatte den Erste-Hilfe-Koffer geöffnet und löste eine Pinzette aus ihrer sterilen Verpackung. »Die hören so was dauernd. Meist sind es Kids, die sich einen Scherz erlauben. Aber sie gehen dem immer nach. Lass mich mal deine Schulter sehen, dein Blut tropft schon auf den Boden.«
Als Markus die Jacke abstreifte, zuckte er vor Schmerz zusammen, weil sich die Holzsplitter, die in seinem Arm steckten, im Stoff verfingen.
Steve stand auf und setzte die Schere an. »Das war hoffentlich kein teurer Anzug«, sagte er und zog den abgeschnittenen Ãrmel ab.
»Er hat zweitausendfünfhundert Pfund gekostet, ist der einzige, den ich besitze, und auÃerdem hänge ich irgendwie an ihm.«
»Dann darfst du den Ãrmel behalten«, erwiderte Steve und warf ihn ihm vor die FüÃe. Mit gerunzelter Stirn untersuchte er die Wunde näher. »Wo hast du gestanden, als er geschossen hat?«
»Gestanden? Ich bin um mein Leben gerannt.«
»Ich meine, warst du hinter der Packkiste oder daneben?«
»Dahinter. Glaube ich zumindest.«
»Wie groà war die Kiste, und was war drin?«, fragte Steve weiter, während er ein Stück Holz aus der Wunde zog, um sie dann zu desinfizieren.
»Aua, verdammt«, stöhnte Markus. »Etwa einen Meter breit und voller Decken, vielleicht waren auch Bücher drin. Hast du vor, eine Spedition aufzumachen, oder was?«
Steve ignorierte seine Bemerkung. »Hast du einen Knall gehört?«
»Einen Knall?«
»Ja, einen scheiÃlauten Knall. Hast du einen gehört?«
Markus versuchte, sich zu entsinnen, wie Albert zu Boden ging. Er hatte sein Gesicht vor Augen, aber an Geräusche konnte er sich nicht erinnern. »Ich glaube, da war kein Knall.«
»Hör zu, Markus. Wenn du eine handelsübliche Kugel in eine vollgepackte Holzkiste ballerst, wird sie gestoppt. Selbst eine .45er hätte da Probleme, mit Schalldämpfer sowieso. Dieses Ding hier hat die Kiste einfach durchschlagen, als wäre sie gar nicht da gewesen.« Er zupfte einen weiteren Splitter aus Markusâ Schulter.
»Und?«
»Das bedeutet, es können keine normalen Geschosse gewesen sein.«
»Na und? Was spielt es schon für eine Rolle, was der Typ, der dich umbringen will, für Patronen benutzt?«
»Pass auf: In diesem Teil der Stadt kommt man ziemlich leicht an Waffen. In der Hälfte der Pubs in dieser StraÃe kannst du dir für fünfhundert Pfund eine geladene .45er besorgen. Aber Geschosse wie diese kriegst du hier nicht. Panzerbrechend, aus Material mit hoher Dichte. Der Typ kennt sich aus. Ein echter Profi«, erklärte er mit einem Anflug von Respekt in der Stimme, ehe er zurücktrat und sein Werk betrachtete. »Ich habe die Wunden mit Gewebekleber geschlossen und dann verpflastert. Das dürfte gut halten. Die meisten Boxer mögen das lieber, als genäht zu werden.«
Markus sah seinem Freund stirnrunzelnd ins Gesicht. »Woher weiÃt du das alles,
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