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Das Midas-Kartell

Das Midas-Kartell

Titel: Das Midas-Kartell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Mockler
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in den Parkplatz ein und hielt an. Das Bild war zu unscharf, um ins Innere sehen zu können. Niemand stieg aus.
    Â»Was ist?«, fragte Markus.
    Steve fixierte weiter den Bildschirm, ohne zu reagieren. Der Wagen wendete langsam. »Schau zu«, sagte Steve. »Wenn er jetzt links fährt, ist alles gut. Wenn er rechts fährt, sollten wir uns Sorgen machen.«
    Â»Warum, was …« Der Wagen bog rechts in die Hauptstraße ein.
    Â»Gib mir deine Klamotten.«
    Markus runzelte die Stirn.
    Â»Jetzt mach schon, verdammt noch mal«, drängte Steve. »Hier, zieh das an.« Er warf Markus einen Trainingsanzug zu, den er aus dem Schrank geholt hatte, und bückte sich dann unter den Schreibtisch, um zwei Stapel Geldscheine aus dem Tresor zu nehmen.
    Markus zog Schuhe und Hose aus. »Was soll das mit dem Wagen?«
    Â»Er biegt auf einen Parkplatz ab, fährt einmal im Kreis herum und dann in die gleiche Richtung weiter. Warum?«
    Markus zog das Sweatshirt über den Kopf. »Um sein Navi zu testen?«
    Â»Um sich die Nummernschilder der Autos anzusehen – und um zu schauen, wo der Eingang ist.« Er warf Markus das Bündel Banknoten entgegen. »Hier sind zehn Riesen. Aber das ist ein Darlehen, ich will es zurückhaben. Nur damit du in den nächsten paar Tagen deine Kreditkarte nicht benutzen musst. Hier«, sagte er und warf Markus einen Autoschlüssel hin. »Hast du deinen Pass?«
    Â»Im Prinzip schon.« Markus runzelte die Stirn. Er erinnerte sich dunkel, dass Natalie ihn ihm bei einem Streit abgenommen und quer durchs Zimmer geschleudert hatte. In der Flood Street. Verdammt .
    Â»Mein Vorschlag: Benutze das Ding. Hau ab. Offenbar hast du einen Freund in Guatemala, der dich gerne sehen möchte. Ich werde deine Sachen anziehen und dazu eine Kappe auf den Kopf setzen und sie mit deinem Wagen auf eine falsche Fährte locken, um dir einen kleinen Vorsprung zu verschaffen.«
    Â»Was soll ich tun?«
    Â»Warte fünf Minuten. Dann ziehst du dir eine Wollmütze über und schlenderst gemütlich nach draußen, als hättest du alle Zeit der Welt. Und dann fährst du zum Flughafen.« Er stutzte. »Hörst du das?«
    Markus spitzte die Ohren, war aber nicht sicher, was er hören sollte.
    Â»Den Hund?« Von draußen drang gedämpftes Gebell herein.
    Â»Der gehört zu dem Laden an der Ecke.« Steve blickte zu der flachen Wellblechdecke empor, bis zu der die hohen Fenster reichten.
    Das Bellen verstummte, und es folgte ein seltsames Geräusch, das abrupt abbrach.
    Â»Nimm mein Handy und schmeiß deines weg. Ich glaube, sie sind schon hier.«

14
    Hotel Conquistador, Guatemala City, 17:00 Uhr
    Gloria Ferrovia nahm einen Schluck von ihrem Martini und versuchte dabei, den russischen Geschäftsmann zu ignorieren, der sie vom anderen Ende der Bar aus verstohlen beobachtete. Immer wenn sie unter der verspiegelten Platte ihre Beine übereinanderschlug, wurde kurz ein schmaler Streifen nackter Haut über ihren Strümpfen sichtbar. Sie wusste, was der Mann dachte. Seit einer Dreiviertelstunde saß sie hier und nippte am selben Drink. Es war früh am Abend. Es gab nur zwei Möglichkeiten: Entweder sie war versetzt worden, oder sie wartete auf einen Kunden. Würde sie es durchziehen können, wenn sie tatsächlich jemand ansprach? Der Russe bestellte sich noch etwas, um sich Mut anzutrinken. Gloria verspürte ein Gefühl von Übelkeit im Magen, genauso wie heute Nachmittag, als sie ihren Sohn im Krankenhaus besucht hatte.
    Es ging Vincent allmählich besser. Die Ärzte waren zuversichtlich, dass er vollständig genesen würde, aber es würde Zeit brauchen. Da immer noch die Gefahr bestand, dass sich die Wunden entzünden konnten, durfte er nicht nach Hause. Dabei war der Unfall bereits ein halbes Jahr her. Ein Freund hatte ihn nach dem Fußballtraining auf dem Moped mitgenommen, und sie waren unter einen Lkw geraten. Vincent hatte jetzt einen Haufen Nadeln und Drähte in den Knien und Gloria einen Stapel Arztrechnungen, die sie nicht bezahlen konnte.
    Auf dem Weg von der Klinik nach Hause war sie an dem Haus vorbeigefahren, in dem der Amerikaner gewohnt hatte. Die Straße war auf einer Seite gesperrt gewesen, und der Verkehr hatte sich gestaut. Die untersten drei Stockwerke sahen ausgebrannt aus; die steinernen Fensterstürze waren schwarz vom Ruß, die Eingangstür war mit Brettern

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