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Das Midas-Kartell

Das Midas-Kartell

Titel: Das Midas-Kartell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Mockler
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nur nicht nachlassen. Um sofort mitschreiben zu können, hatte er Papier und Stift auf dem Schoß liegen, und neben ihm standen in einem Kübel mit Eis mehrere Flaschen Bier bereit. Er hatte beschlossen, Daniels Gedächtnis über Umwege zu knacken, statt das Thema direkt anzusprechen.
    Daniel schüttelte langsam den Kopf. Darüber durfte er nicht reden. Das war ein Geheimnis. Sein Geheimnis.
    Â»Sie haben Sie gut behandelt, nicht wahr? Sie fühlten sich dort wohl. Mochten Sie Pieter?«
    Â»Ja, er war sehr, sehr nett. Zu Anfang«, hörte er sich sagen. Aber so weit war das auch in Ordnung. Jeder kannte Pieter, Malcolm mit Sicherheit auch. Vor Daniels geistigem Auge erschien der Bankchef mit seinem blonden Schopf und seinen klaren blauen Augen. Der lässige Charme, mit dem er einen Händedruck erwiderte, sein ganz spezielles schiefes Grinsen. Wenn er sich vorstellte, hatte man das Gefühl, in einen exklusiven Klub aufgenommen worden zu sein, und wollte sich am liebsten überschwänglich bedanken. Pieter Wittgenstein war die Verkörperung von dreihundert Jahren erfolgreichem Finanzmanagement, Mensch gewordener Reichtum.
    Er hatte sich Zeit genommen, Daniel höchstpersönlich zu begrüßen, und sogar umständlich versucht, ihm einen Kaffee zu machen, bis die Sekretärin einschritt. »Pieter, bitte, lassen Sie mich das übernehmen«, flötete sie, legte ihm eine Hand auf die Schulter und schob ihn sanft beiseite. Seine Leute fühlten sich wohl in seiner Gegenwart. Er war alles andere als steif. Zwar trug er nur maßgeschneiderte Anzüge, dazu aber Hemden mit offenem Kragen. Krawatten zog er nur für Vorstandsmeetings an, wobei er sich dann meist bei einem seiner Senior-Manager eine für den Anlass borgte.
    Â»Ihr Chef lobt Sie in den höchsten Tönen, Daniel. Er sagt, Sie seien ein neuer Stern am Himmel des Risikomanagements.«
    Â»Das ist wahrscheinlich nur seine Art auszudrücken, dass ich ein Langweiler bin«, entgegnete Daniel. Wenn er über die Briten eines gelernt hatte, war es dies: Sie liebten Witze auf eigene Kosten. Wenn man hier etwas erreichen wollte, musste man sich über sich selbst lustig machen. In den Staaten würde man sich damit als Loser abstempeln; in Großbritannien aber bewies man damit, dass man genug Selbstbewusstsein besaß, um sein Licht getrost unter den Scheffel stellen zu können.
    Pieter lachte. »Ganz sicher nicht. Außerdem könnte er das gar nicht beurteilen, schließlich verbringt er jede Stunde, die Gott ihm schenkt, hinter dem Schreibtisch. Hier«, er reichte Daniel den Kaffee. »Letztes Jahr habe ich ihn auf die Rennbahn in Ascot in unsere Privatloge eingeladen, aber er meinte, er habe zu tun. Einen Umschuldungsvertrag für einen Kunden in Hongkong aufsetzen. Unfassbar! Kommen Sie, ich zeige Ihnen, wo Sie arbeiten werden.«
    Er führte Daniel über einen Flur, der nach Holzpolitur und Zigarren roch, und durch den mit Eiche verkleideten Sitzungssaal bis zu einem kleinen Büro mit einer hohen Fensterluke und Regalen, die vom Boden bis zur Decke mit Aktenordnern vollgestopft waren.
    Â»Der Ausblick beschränkt sich leider auf Aktenberge. Die Übersee-Konten sind auf CD - ROM s gespeichert, alles Übrige finden Sie im Intranet. Ich werde die Sekretärin bitten, Ihnen jeweils zu bringen, was Sie brauchen. Wir haben auch einen Koch hier, der für Meetings Imbisse vorbereitet. Wenn Sie ihm sagen, was Sie an Ihrem ersten Tag hier essen möchten, brutzelt er Ihnen bestimmt etwas.«
    Â»Ich esse meist nur ein Sandwich.«
    Â»Ich auch. Man muss schon ein bisschen auf die schlanke Linie achten, wenn man auf die vierzig zugeht.« Pieter klopfte sich auf den Bauch, der flach wie ein Brett war – anders als Daniels. »Sonst noch was?« Er machte ein eigenartig klickendes Geräusch mit der Zunge, runzelte die Stirn und legte die Hände auf die Hüften. »Nein, das war’s dann«, erklärte er gut gelaunt. »Rufen Sie eine der Sekretärinnen, wenn Sie noch Kaffee möchten. Mein Büro ist in der obersten Etage. Wir setzen uns zusammen, sobald Sie sich eingerichtet und unser Revisionssystem genauer angesehen haben. Vielleicht Anfang nächster Woche?«
    Daniel blickte auf die Akten an den Wänden. »In Ordnung.« Er würde auf jeden Fall genug zu tun haben.
    Â»Ausgezeichnet. Dann überlasse ich Sie jetzt Ihrer Arbeit«,

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