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Das Midas-Kartell

Das Midas-Kartell

Titel: Das Midas-Kartell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Mockler
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für Verhandlungen war wieder geschlossen, wie bedauerlich. Aber Verhöre waren nie sein Ding gewesen. Er hatte einfach nicht so viel Geduld wie Eule. Man durfte nicht gleich so heftig einsteigen. Er hätte besser mit Wasser oder Elektroschocks angefangen.
    Steve war das Kinn auf die Brust gesunken, und seine Augen waren geschlossen.
    Isaiah ging um ihn herum, hob den Feuerlöscher hoch über den Kopf und ließ ihn mit voller Wucht herabsausen, einmal und gleich noch einmal, nur um sicherzugehen. Hier hatte er genug Zeit verschwendet.
    Isaiah hastete über den betonierten Flur, der zum Treppenhaus führte. Diese Sozialsiedlung mit ihren dunklen Gängen war bedrückend eng. Überall stank es nach Urin und Bleichmittel. Er klappte die Brieftasche des Mannes auf und sah sich den Inhalt an: etwas Bargeld, ein Führerschein, Kreditkarten. Im Laufschritt nahm Isaiah die Treppe. Er zog sein Handy heraus und wählte Jacobs Nummer. Als er sich gerade melden wollte, geriet er in eine Gruppe junger Schwarzer, die am Fuß der Treppe zusammenstanden.
    Sie hatten sich die Kapuzen ihrer Sweatshirts über die Augen gezogen, und eine Wolke aus schwerem, süßem Rauch umgab sie. Vom Boden drang ein Knurren zu ihm herauf, und er blickte auf einen Hund, der nach ihm schnappte, ein Staffordshire Bullterrier. Neben der Tür war ein zweiter, von seinem Besitzer fest an der Leine gehalten.
    Â»Hey, ganz locker, Mann. Wozu die Eile?« Ein großer Kerl mit blutunterlaufenen Augen und Rapper 2Pac auf dem T-Shirt verstellte ihm den Weg. Er hatte eine eigenartige dreieckige Narbe auf der Nasenspitze, als hätte ihm jemand mit dem Messer ein Stück herausgeschnitten.
    Isaiah zog eine Grimasse. So was konnte er jetzt überhaupt nicht gebrauchen.
    Â»Entschuldigen Sie bitte.« Er nahm kurz Augenkontakt auf und machte eine Bewegung, als wollte er sich an den jungen Männern vorbeischieben. Der Typ im 2Pac-T-Shirt hob die Hand.
    Â»Nicht so schnell, Kumpel. Was geht ab? Hast du eine von den Crack-Schlampen im dritten Stock gefickt?« Die anderen lachten. »Sieht so aus, als hätte sie sich gewehrt«, fuhr er fort und drückte mit dem Handrücken leicht auf Isaiahs Auge.
    Autsch, das tat weh. Isaiah dachte an die Waffe, die in seinem Achselhalfter steckte. Allmählich verlor er die Geduld. »Sehr witzig. Hören Sie, ich hab’s eilig, und ich bin sicher, Sie müssen noch Ihre Hunde Gassi führen oder Gras rauchen oder was Sie sonst so treiben.«
    Sein Gegenüber hob die Augenbrauen. »Wie wär’s, wenn du jetzt mal dein Handy und deine Kreditkarten rausrückst? Anschließend verpassen wir dir dann eine ordentliche Abreibung, nur so zum Spaß.«
    Isaiah blickte abrupt auf. Das war es! Wie konnte er so dumm sein? Das Handy – der Kerl da oben in dem Zimmer hatte kein Handy bei sich gehabt.
    Er übergab das Bargeld aus Steves Brieftasche – eine ganz hübsche Summe, mindestens ein paar Hundert Pfund –, die Kreditkarten und den Führerschein. Dann schob er sich rasch vorbei, und der Mann ließ ihn gehen, vom Geld abgelenkt. Isaiah eilte über den Parkplatz, stieg in den Transit ein und blickte durch das Fenster. Wie schade, dass sie ihm nicht gefolgt waren. Er hätte gern ihre Gesichter gesehen, wenn er ihnen ein paar Kugeln in die Kniescheiben jagte.
    Er ließ den Motor an und steckte sich im Rückwärtsfahren das Bluetooth-Headset seines Telefons ans Ohr. »Jacob, hier ist Isaiah. Wir treffen uns in Vauxhall unter den Bahnbogen. Du musst ein Handy für mich orten, das auf den Namen Steve Walsh registriert ist. Es führt uns ziemlich sicher zur Zielperson.«

20
    Markus Cartright saß am Steuer des Mercedes und quälte sich im Schneckentempo aus London hinaus. Den Wagen würde er in Hounslow stehen lassen und für die restliche Strecke zum Flughafen die U-Bahn nehmen. In Natalies Altkleidersack unter der Treppe hatte er eine alte Jeans, ein Poloshirt und eine grüne Armeejacke gefunden, die er angezogen hatte; die übrigen Klamotten hatte er in eine Sporttasche gestopft. Es fühlte sich gut an, alte Sachen zu tragen. Sie waren bequem und vertraut. Die Jacke war ein Souvenir von einer Militärbasis in Wales, wo er vor seinem ersten wichtigen Auftrag ein Selbstschutztraining absolviert hatte. Eine große Zeitung hatte ihn in das belagerte Mostar geschickt und darauf bestanden, dass er diesen Kurs

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