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Das Midas-Kartell

Das Midas-Kartell

Titel: Das Midas-Kartell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Mockler
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& Sons kennengelernt, wo sie im gleichen Team gearbeitet hatten.
    Â»Möchtest du was essen? Es ist Lasagne im Ofen. Die hab ich vorhin gemacht, für den Fall, dass du doch früher gekommen wärst.«
    Â»Ach, Em, das hättest du doch nicht tun müssen. Du bist viel zu gut.« Viel zu gut für mich . Er fing sein Bild im Spiegel auf. Blauschwarze Ringe lagen unter den Augen, die ihm entgegenstarrten. War er wirklich noch dieselbe Person wie gestern?
    Obwohl er fest damit gerechnet hatte, ahnte Emily nichts von seinem schmutzigen kleinen Geheimnis. Die Tage verstrichen mit Arbeit bis in die Nacht. Daniel prüfte die internen Zahlen, vergewisserte sich, dass die verzeichneten Gewinne zu den Handelsdaten passten, dass nichts verschleiert wurde und keiner der Broker versucht hatte, seinen Bonus künstlich aufzublähen. Die internen Zahlen schienen aber alle korrekt zu sein, und er vertiefte sich voll und ganz in seine Kolonnen. Die mysteriöse Samantha tauchte nicht mehr auf, wenn er spätabends noch dasaß, und nach einer Woche voller Excel-Sheets war er fast sicher, dass das Intermezzo nur eine Halluzination gewesen war, ausgelöst durch Überarbeitung.
    Â»Daniel, kann ich kurz mit Ihnen sprechen?« Pieter streckte seinen Kopf durch die Tür.
    Â»Natürlich.« Daniel sah auf, und seine Augen brauchten einen Moment, bis sie sich neu fokussiert hatten, nachdem er so lange auf den Bildschirm gestarrt hatte.
    Â»Ich habe hier etwas für Sie.« Pieter stellte eine Magnumflasche Dom Pérignon auf den Schreibtisch. »Ich wollte mich nur für Ihre tüchtige Arbeit bedanken – und für die Warnung.« Er tippte sich mit dem Finger an die Nase.
    Â»Die Warnung?«
    Â»Ãœber die Zahlungsströme der Konten in Ostasien. Wir haben das überprüft. Einer der Händler hat sich verspekuliert und dann große Summen aufgenommen, um die Verluste zu decken. Am Ende hat er versucht, das Ganze mit einem Labyrinth von Scheinkonten zu verschleiern.«
    Â»Hoffentlich hat er die Bank nicht in Schwierigkeiten gebracht.«
    Â»Ganz im Gegenteil. Am Ende warf sein Spiel Gewinn ab, und zwar einen ziemlich gewaltigen. Trotzdem können wir nicht zulassen, dass unsere Händler auf eigene Faust agieren. Der Mann hat eine Abmahnung bekommen, und außerdem wurde sein Bonus erst einmal bis nächstes Jahr ausgesetzt – nur für den Fall, dass der Deal doch noch schiefgeht.«
    Daniel öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Hatte er das richtig verstanden? Ein Mitarbeiter hatte seine Firma bewusst hintergangen und anschließend versucht, den Betrug zu verschleiern – und alles, was er dafür bekam, war ein Rüffel vom Chef?
    Â»Aber …«
    Pieter hob die Hand. »Hören Sie, Daniel«, sagte er streng, als stünde er vor einem Internatsschüler, der seine Schuhe nicht korrekt poliert hatte. »Ich will zu diesem Thema nichts mehr hören. Die Sache wurde über die entsprechenden Kanäle geregelt. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.«
    Â»Aber können Sie ihm trauen? Was, wenn er das noch mal macht?«
    Â»Sie dürfen mich ruhig altmodisch nennen, Daniel, aber ich glaube daran, dass man Menschen immer eine zweite Chance geben soll, damit sie aus ihren Fehlern lernen. Schließlich haben wir alle schon Dinge getan, auf die wir nicht stolz sind – Dinge, die möglichst niemand erfahren soll, nicht wahr?«
    In seiner Stimme war nicht der geringste Anflug einer Drohung oder Provokation. Doch die folgende Stille war bedeutungsschwer. In diesem Moment wusste Daniel, dass er einer Inszenierung aufgesessen war und man ihn hinters Licht geführt hatte.
    Pieter beugte sich vor und tätschelte ihm die Schulter. »Genießen Sie den Schampus. Nehmen Sie sich den Nachmittag frei. Sie haben hier ausgezeichnete Arbeit geleistet, und das Ende ist in Sicht. Lassen Sie sich Ihren Erfolg nicht verderben.« Er setzte sein Verkäufergrinsen auf, wandte sich um und verließ den Raum.
    Daniel rührte sich nicht. Er konnte sich nicht bewegen. Es kam ihm vor, als würden die Wände näher kommen. Er brauchte Sauerstoff, wollte nach draußen, brach aber auf dem Weg zur Tür zusammen und blickte reumütig auf die Überwachungskamera, die in einer Ecke hing. Was war er nur für ein hirnverbrannter Trottel! Er war auf sich selbst mindestens so wütend wie auf die Bank. Die mussten sich über ihn totgelacht

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