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Das Midas-Kartell

Das Midas-Kartell

Titel: Das Midas-Kartell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Mockler
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falls das überhaupt möglich war. Am Himmel schoben sich schwere, dunkle Wolken zusammen. Paulo saß im Schatten der Veranda, in der Hand ein eisgekühltes Bier.
    Â»Wie ich sehe, habt ihr den Generator wieder zum Laufen gebracht«, sagte Malcolm und zeigte auf das Bier.
    Â»Sí, es war der Magnet. Ich hab ihn ersetzt.« Er hielt ein verschmiertes Stück Metall hoch und ließ es dann auf den Holzboden fallen. »José hat vom Flughafen aus angerufen. Der Engländer ist gelandet. Er meinte, er würde ihm zu seinem Hotel folgen.«
    Â»Hat er Gloria Bescheid gegeben?«
    Der Mann zuckte die Achseln. »Keine Ahnung. Kann schon sein.«
    Malcolm machte drei Schritte auf ihn zu und riss ihm das Bier aus der Hand. »Ruf ihn an und find’s raus«, blaffte er, ehe er die Flasche ansetzte und leerte. Dann ging er zum Tank hinüber und schlug mit der Faust auf den Deckel. »Gleich ist es wieder so weit, Danny-Boy. Geht’s Ihnen gut? Haben Sie Lust, ein bisschen zu quatschen?« Er riss den schweren Eisendeckel hoch. Die bleiche Gestalt darin sah zu ihm hoch und kniff die Augen zusammen.
    Â»Wie geht’s ihm?«, erkundigte sich Paulo und spähte über den Rand.
    Â»Er atmet noch. Habt ihr ihm heute Morgen was zu essen gegeben?«
    Paulo zuckte die Achseln. »Nur ein bisschen Brot, wie Sie gesagt haben.«
    Während Malcolm unterwegs war, hatte er dem Gefangenen frische Mango und Guaven in den Tank gereicht. Der Mann war so hungrig gewesen, dass er sogar die Schalen mitgegessen hatte. Paulo wünschte, Malcolm würde ihn endlich entweder erschießen oder freilassen. Nachts hörte man sein Wimmern, das im Tank widerhallte. Es klang wie die Laute eines verwundeten Tieres.
    Nachdem Malcolm in die Stadt aufgebrochen war, hatte Paulo ihn aus dem Tank gezogen. Er hatte nicht mit ihm gesprochen, aber er hatte ihn mit einer Decke auf die Veranda gelegt. Sein Zittern hatte nachgelassen, und die flachen, keuchenden Atemzüge hatten sich beruhigt, dann waren ihm die Augen zugefallen. Drei Stunden hatte er im Schatten geschlafen. Ob der Typ wusste, wo er war oder was mit ihm geschah? Jedenfalls hatte er so etwas wie » Gracias« gemurmelt.
    Â»Willst du zusehen oder lieber woanders rumgammeln?«, fragte Malcolm.
    Paulo wandte sich ab. »Das Motorrad müsste mal geputzt werden«, sagte er und ging nach drinnen, um Eimer und Lappen zu holen.
    Malcolm spuckte auf den Boden und griff in den Tank. »Sieht so aus, als wären wir mal wieder unter uns, Kumpel.«
    Daniel blinzelte in die gleißende Helligkeit und zuckte zusammen, als der Texaner ihn am Arm packte und aus dem Tank zog. Dann war er wieder in demselben dunklen Raum, der nur von einzelnen Lichtstreifen durchzogen war, vor ihm derselbe abstoßende Quadratschädel, in seinem Arm das gleiche Ziehen, gefolgt von Schwindel und verschwimmenden Konturen.
    Â»Kennen Sie Alphonse Ramirez?«, fragte Daniel.
    Malcolm stand in der offenen Tür und blickte zum Himmel hoch. Die Stürme in diesem Teil der Welt waren höllisch, und da oben braute sich etwas zusammen. Die Wolken hatten die Farbe von nassem Zement. Über dem Vulkan zuckten die ersten Blitze.
    Â»Ob ich Alphonse Ramirez kenne? Nein, nicht persönlich.«
    Daniel nickte mit starrem Blick aus weit aufgerissenen Augen. »Aber ich. Ich kenne ihn«, sagte er. Er war jetzt nicht mehr in dem Raum, sondern saß vor einem Café in San Antonio und machte sich Notizen über die Personen, die die Bank gegenüber aufsuchten. »Ich weiß alles über ihn.«
    An jenem Nachmittag war bislang nicht viel Kundschaft ein und aus gegangen, nur ein paar Männer, die wie Bauern aussahen, und eine Mutter mit Kind, die auf einem lärmenden Moped vorgefahren war. »Wollen Sie wissen, wie gut ich ihn kenne?«
    Malcolm zuckte die Achseln. »Wenn er das Geld hat, erzählen Sie mir mehr über ihn.«
    Daniel hatte eine aufgeschlagene Zeitung vor sich. Seinen Panamahut hatte er tief in die Stirn gezogen, sodass seine Augen im Schatten lagen. Es war sein dritter Besuch in San Antonio. In den zurückliegenden Monaten war er viel unterwegs gewesen, hatte in vielen Städten Banken besucht, alle, die irgendwie zu den Daten passten, die er sich angeeignet hatte. Das Einzige, was alle diese Banken gemeinsam hatten, war die ruhige Lage ohne viel Verkehr, zumal zu dieser Tageszeit, wenn die Bewohner sich vor der sengenden

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