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Das Midas-Kartell

Das Midas-Kartell

Titel: Das Midas-Kartell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Mockler
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in der Sonne schimmerte. Die Männer des Ortes kamen zusammen und hörten sich an, was er zu sagen hatte. Manche hatten Einwände, andere hatten geschwiegen. Nach diesem Besuch wurde alles anders im Dorf, die Stimmung unter den Leuten und auf den Farmen. Die Pflanzen auf den Feldern wurden herausgerissen und durch andere ersetzt. Damals wusste sie nicht, was das für welche waren. Ihr Vater wurde gesehen, wie er mit den anderen Farmern stritt, aber manche waren auch auf seiner Seite und weigerten sich, ihre Pflanzungen zu zerstören.
    Â»Was passierte dann?«, fragte Daniel, als Magdalene nicht weitersprach. »Was passierte mit Ihren Eltern?«
    Â»Meinen Eltern? Nichts. Ich bin diejenige, der etwas passierte.«
    Daniel starrte sie an. »Das?« Er deutete auf ihre Stümpfe. »Das?« Er konnte den Blick nicht mehr abwenden. »Aber … aber Sie waren doch noch ein Kind.«
    Â»Siebeneinhalb.«
    Â»Woran erinnern Sie sich noch?«, fragte er vorsichtig.
    Sie schüttelte den Kopf. »Das meiste habe ich verdrängt. Aber zwei Dinge sind mir ins Gedächtnis gebrannt: der Geruch von Lavendel – die Hände des Fremden rochen nach Lavendel – und das Gesicht meines Vaters, als er mich fand. Es passierte, was ich immer für eine Redensart gehalten hatte: Sein Haar wurde weiß in dieser Nacht. Sie ließen mich mitten in einem seiner Felder liegen. Als Warnung. Schneide deine Pflanzen ab und bau an, was wir wollen, oder wir zerschneiden deine Kinder.«
    Daniel wollte etwas sagen, aber ihm fehlten die Worte.
    Â»Danach bauten alle die neuen Pflanzen an. Alle taten, was der Mann in Weiß sagte.«
    Malcolm sah auf die Uhr und überlegte, in welchem Hotel Markus Cartright wohl abgestiegen war. Daniels Worte waren ein undeutliches Gebrabbel. Malcolm legte ihm die Hand auf den Mund.
    Â»Es gibt da etwas, das Sie nicht begreifen, Daniel«, sagte er, trat hinter ihn, ging in die Hocke und flüsterte ihm ins Ohr. »Ein mächtiger Mann, ganz gleich ob er Senator, General, Staatschef oder ein gottverdammter Krimineller ist, ist deshalb mächtig, weil er imstande ist, Entscheidungen zu treffen, die andere Leute niemals treffen könnten.« Im Stillen fragte er sich, warum er sich überhaupt auf diese Diskussion einließ.
    Daniel schloss die Augen. Er sah Magdalene vor sich, ihren vor Zorn funkelnden Blick und das verblasste Foto auf dem Regal in ihrer Holzhütte, das sie als Baby auf dem Schoß ihres Vaters zeigte, zappelnd und mit dem unbändigen Drang, sich loszureißen und die Welt zu entdecken.
    Â»Es gibt da etwas, das Sie nicht begreifen«, erwiderte Daniel. »Wenn Sie das Geld nicht finden, wird er Ihnen das Gleiche antun. Oder Schlimmeres, denn an Ihnen wird er sich rächen. Er muss Sie nicht am Leben lassen, damit Sie anderen als Warnung dienen können. Habe ich Ihnen eigentlich schon erzählt, was er tat, wenn er sich rächen wollte?«

36
    Regentropfen prasselten auf den Asphalt. Um die Autos herum hatten sich große Pfützen gebildet, aus denen Wasser hochspritzte wie aus einem Springbrunnen. Der Taxifahrer raste unbeirrt weiter, obwohl die Scheibenwischer kaum in der Lage waren, die Wassermassen von der Windschutzscheibe zu verdrängen. Es war ein alter Nissan mit verdreckten, nikotingetränkten Veloursitzen, in dem es nach abgestandenem Rauch stank. Am Rückspiegel baumelte ein Rosenkranz. So wie der Mann in die Kurven raste, musste man den Eindruck gewinnen, er könne es gar nicht erwarten, ins Jenseits zu gelangen.
    Markus blickte aus dem Fenster. Zu beiden Seiten erhoben sich Hochhäuser, öde Betonklötze, in Reih und Glied an den Stadtrand gebaut, dazwischen riesige Tafeln, die für US -Marken wie Coca-Cola oder Marlboro warben.
    Â»Wie weit ist es noch bis zur Innenstadt?«
    Der Fahrer hob die Achseln. Er hatte einen Schnurrbart, der traurig von seiner Oberlippe herabhing. »Nicht mehr weit. Bis zu Ihrem Hotel noch zwanzig Minuten, vielleicht eine Stunde, je nach Verkehr. Sind Sie Amerikaner?«
    Â»Nein, Engländer.«
    Der Fahrer nickte bedächtig und sagte nichts weiter. Markus hatte das Gefühl, die falsche Antwort gegeben zu haben.
    Das Taxi hielt vor dem Clarion Suites Hotel in der Zona Viva. Der Regen hatte nachgelassen, und in östlicher Richtung zeigte sich ein blauer Streifen am granitgrauen Himmel.
    Â»Ist das Wetter hier immer so?«
    Der Taxifahrer öffnete

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