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Das Midas-Kartell

Das Midas-Kartell

Titel: Das Midas-Kartell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Mockler
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bohrte. Er versuchte, nicht daran zu denken, was passieren würde, wenn das Ding losging. Die Kugel würde sein Rückgrat zerfetzen und am Bauch wieder austreten. Er hob beide Hände, bewegte langsam seine linke Hand auf seine rechte Schulter zu und zog den Riemen der Tasche ab. Nur keinen Schuss riskieren. Er war sich nicht einmal sicher, ob es ein wahlloser Überfall oder eine gezielte Attacke war. War es möglich, dass die Männer, die in London hinter ihm her gewesen waren, ihm bis hierher gefolgt waren?
    Dem flachen, hektischen Atmen der Frau nach zu urteilen war sie kein Profi, sonst wäre sie nicht so nervös. Auf gar keinen Fall durfte sie in Panik geraten. Er ließ die Tasche neben sich auf den Boden fallen. Eine Hand griff flink zu.
    Â»Ich werde jetzt ganz langsam rückwärtsgehen. Wenn Sie sich umdrehen, schieße ich. Kapiert?«
    Markus nickte. Er hörte keine Schritte, und in seiner Nase lag immer noch der penetrante Gestank der Latrine. Als er vorsichtig den Kopf drehte, immer weiter, bis er hinter sich blicken konnte, war niemand zu sehen. Er hechtete zurück in die Bar, stieß dabei einen Stuhl um und krachte gegen einen Tisch. Die Männer an der Theke riefen ihm zu, er solle besser aufpassen.
    Draußen auf der Straße war ebenfalls niemand zu sehen. Es war zwölf Uhr mittags, und vereinzelte dicke Tropfen, die vom Himmel fielen, kündigten einen neuen Regenguss an. Er blieb stehen und wartete. Von der Straße stieg der schwere Geruch nach nassem Asphalt auf. Aus einer Seitenstraße bog ein alter Dodge in die Hauptstraße ein, am Steuer eine Frau. Markus rannte zu seinem SUV , sprang hinein, steuerte auf die Straße hinaus und gab Gas. Der Regen wurde stärker. Die Scheibenwischer sprangen an, hatten jedoch gegen die Wassermassen kaum eine Chance. Er holte immer weiter zu dem Wagen vor ihm auf. Was sollte er tun, wenn er ihn erreichte? Obwohl er vor sich kaum etwas erkennen konnte, beschleunigte er. Vom entgegenkommenden Verkehr sprühte ihm Gischt entgegen, ein Lkw hupte im Vorbeifahren. Markus trat das Gaspedal durch. Allmählich begann die Straße anzusteigen und sich zu winden. Schlitternd nahm der SUV die Kurven. Der Tacho zeigte knapp hundert Stundenkilometer an. Der alte Dodge würde das Tempo nicht mehr lange halten können, wenn die Steigung noch mehr zunahm.
    Markus riss das Steuer zur Mitte der Straße und beschleunigte, bis er Seite an Seite mit dem Dodge dahinraste. Der Regen rann über das Beifahrerfenster, und man konnte kaum hinaussehen, geschweige denn in das andere Auto hinein. Dennoch glaubte er, auf dem Beifahrersitz etwas Schwarzes, Unförmiges zu erkennen – die Reisetasche?
    Als Markus die Hupe des entgegenkommenden Lkw hörte, war es schon zu spät. Er riss den Wagen herum und rammte den Dodge. Metall knirschte, als beide Fahrzeuge von der Straße und über den vom Regen rutschigen Abhang schlitterten, immer weiter, bis hinunter in das angrenzende Zuckerrohrfeld. Markus spürte, wie sein Kopf gegen das Dach schlug; die großen Räder holperten über den unebenen Boden. Er hörte das Knacken des brechenden Zuckerrohrs, bis der Wagen endlich zum Halt kam.
    Markus atmete tief durch. Die Scheibenwischer arbeiteten immer noch, und vor ihm am Armaturenbrett leuchtete eine sonderbare Kombination von Warnlichtern. Sein Sicherheitsgurt spannte sich eng um ihn. Er lehnte sich zurück und löste die Schnalle. Sein Hirn war vollkommen benebelt. Hinter ihm entdeckte er die Reifenspuren des anderen Wagens, der etwa zwanzig Meter weiter auf der Seite lag.
    Markus öffnete die Tür und stieg vorsichtig aus. Binnen Sekunden war er bis auf die Haut durchnässt. Er machte sich auf den Weg über das Feld, seine Füße sanken in den schlammigen Boden ein, während er das hohe Zuckerrohr beiseiteschob und die Wolke von Moskitos verscheuchte, die um ihn herumschwirrten. Der Dodge verlor Sprit, das roch er schon aus der Entfernung. Wenn es nicht so stark regnen würde, wäre der überhitzte Motor längst hochgegangen. Aber das konnte immer noch passieren. Er trabte an dem Wagen vorbei bis zum Frontkühler und spähte durch die Windschutzscheibe, konnte aber niemanden sehen. Im Schlamm steckte ein Paar High Heels. In der schwarzen Erde waren Fußabdrücke zu sehen, denen er folgte. Vor ihm mitten im Zuckerrohr erkannte er durch den Regen eine Gestalt, die am Boden kauerte. Er

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