Das Midas-Kartell
versucht habe, über eines unserer Wittgenstein-Konten etwas zu bezahlen. Es klappt nicht. Ich bekomme immer nur Fehlermeldungen. Es sieht so aus, als wären die Konten gesperrt.« Er tupfte sich mit einem Taschentuch den Schweià von der Stirn. »Offenbar wurden sie geschlossen.«
Alphonse kletterte aus dem Jeep. »Zeigen Sie mir das.«
Der Buchhalter führte ihn durch den Salon in den hinteren Teil des Hauses. Die Räume hier waren schlicht und geschäftsmäÃig eingerichtet, ohne die ornamentalen Stuckverzierungen und Lüster des offiziellen Bereichs.
»Hier.« Der Mann deutete auf seinen Computer und gab das Passwort für den Zugang zu den Online-Konten ein. Die eleganten Kursivlettern des Wittgenstein-Logos erschienen. Weitere Passwörter wurden abgefragt. Alphonse rührte sich nicht.
»Sehen Sie, hier ist nichts drauf. Kein Cent.«
»Wie viel sollte da sein?«
Der Buchhalter nahm ein Rechnungsbuch vom Tisch. »Letzter dokumentierter Kontostand waren zweiundvierzig Millionen.«
»Dollar?«
»Pfund. Etwa sechzig Millionen Dollar.«
»Was ist mit den anderen Konten? Wir hatten über achtzig verschiedene Konten dort.«
»Ich habe bislang fünf überprüft. Das dauert ziemlich lang wegen all der Sicherheitscodes. Alle fünf waren leer.«
»Wie viel haben wir bei dieser Bank liegen?«
Der Buchhalter atmete tief durch, schlug sein Buch auf und blätterte bis zu den letzten Seiten durch.
»Knapp acht Milliarden.«
Alphonse zwirbelte die Enden seines Schnurrbarts. Das war eine bedeutende Summe, selbst nach seinen MaÃstäben. Es war gut möglich, dass Pieter das Vermögen verschob und umstrukturierte. Nichtsdestotrotz wäre es anständig gewesen, kurz telefonisch darauf hinzuweisen. Oder eine E-Mail zu schicken, damit er wusste, welche Konten betroffen waren.
»Wann soll die nächste Bareinzahlung stattfinden?«, erkundigte er sich.
»Am Montag.«
»Sagen Sie sie ab. Wir behalten das Geld hier. Diese Bank bekommt nichts mehr, ehe ich nicht mit dem Leiter gesprochen habe. In der Zwischenzeit sehen Sie die übrigen Konten durch.«
Der Buchhalter nickte, panisch vor Angst, der Boss könnte ihn beschuldigen, das Geld gestohlen zu haben.
Alphonse griff in seine Hosentasche, holte sein Handy heraus und rief seinen Piloten an. Er würde Pieter Wittgenstein einen kleinen Besuch abstatten. Man konnte viel besser erkennen, ob jemand die Wahrheit sagte, wenn man ihm persönlich gegenüberstand.
»Soll ich den Banker verhören?«
Alphonse drehte sich in seinem Sitz zu Radan um, seinem persönlichen Bodyguard, der im hinteren Teil des Jets saà und sich Pieter Wittgensteins Akte ansah.
»Ich glaube nicht, dass viel Ãberzeugungsarbeit nötig sein wird.«
»Trotzdem sollte ich meine Ausrüstung dabeihaben. Für alle Fälle.«
»Wie Sie wollen.« Alphonse wusste, wie stolz Radan auf sein Können war. Der kleine Russe war trotz seiner Plateauschuhe kaum gröÃer als ein Meter sechzig und ähnelte in nichts den Muskelpaketen im schwarzen Anzug, die man aus dem Gefolge von Popstars und Superreichen kannte. Aber genau das war es, was Alphonse an ihm schätzte. Er fiel nicht auf. Er war ein unscheinbarer Typ in einem schlecht sitzenden Anzug, der gerne Messer wetzte.
41
»Einen Schritt weiter, und Sie sind tot, kapiert?«
Das Haar klebte ihr am Kopf, klatschnass vom Regen, und ihr triefendes dünnes Baumwollkleid lieà ihre Unterwäsche durchscheinen. Einer ihrer Knöchel war verdreht, und sie hatte eine Platzwunde an der Schläfe.
»Sie haben etwas, das mir gehört. Ich will es zurück«, sagte Markus und hielt ihr die Handflächen entgegen.
Die Frau schüttelte den Kopf und richtete die Waffe auf ihn. »Gehen Sie weg. Ich schieÃe, ich schwörâs.«
Markus sah sie genauer an. War das die Frau aus dem Hotel? Die Frau mit der Vogue ? Dann stand zumindest fest, dass der Ãberfall nicht zufällig passiert war.
»Ich kaufe es Ihnen ab. Was auch immer Sie dafür bekommen, es zu stehlen, Sie bekommen es von mir.«
Er griff in seine Hosentasche, um seine Brieftasche herauszuziehen, da krachte ein Schuss. Sie hatte den Abzug gedrückt und ihn verfehlt.
»ScheiÃe.« Glorias Hände zitterten. Der Mann starrte sie an. Er war geschockt, genauso geschockt wie sie. Es war so leicht gegangen: Sie hatte
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