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Das Midas-Kartell

Das Midas-Kartell

Titel: Das Midas-Kartell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Mockler
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diese Weise konnte sie sich zumindest den gröbsten Dreck abreiben. Dann richtete sie sich auf und fasste ihr Haar im Nacken zu einem provisorischen Pferdeschwanz zusammen. Sie durchsuchte ihre Handtasche und fand einen Mascara, doch in dem Moment, als sie ihn auftragen wollte, fragte sie sich, für wen sie das eigentlich tat. Sie fuhren durch die Nacht, um Paulo zu treffen. Bis zu der Ranch waren es noch gut zwei Stunden. Markus Cartright wäre der Einzige, der sie sehen würde. Sie schraubte den Mascara auf und tuschte sich die dichten Wimpern. Ihr war nicht entgangen, dass er sie ziemlich oft ansah. Offenbar versuchte er, sich ein Bild von ihr zu machen, und das tat er unverhohlen. Sie musste außerdem gestehen, dass sie nichts dagegen einzuwenden hatte.
    Markus ging bezahlen und kaufte an der Kasse ein paar Snacks, eine leuchtend bunte Auswahl an Süßigkeiten, Maischips und ein paar braune Bananen. Er hatte versucht, Glorias Telefonat mit Paulo so gut wie möglich zu folgen. Von dem, was sie sagte, hatte er nicht viel verstanden, aber ihre Körpersprache war aussagekräftig genug gewesen. Hinterher hatte sie ihm das Gespräch übersetzt und erzählt, dass Paulo auf der Ranch jemanden bewachte, dass er nicht darüber reden wollte und dass er am Ende gar nichts mehr gesagt habe. Sie habe ihn ganz schön bequatschen müssen, bis er ihr die Adresse nannte, und er habe sich auch erst überreden lassen, nachdem sie ihm versichert hatte, dass der Boss in die Stadt gefahren sei und für mehrere Stunden weg sein würde.
    Markus sah, wie sie aus der Toilette kam und sich das Wasser aus dem Pferdeschwanz strich. Sie öffnete die Tür und kletterte neben ihn auf den Beifahrersitz.
    Â»Gab’s da was zu essen?«
    Â»Hier«, sagte er durch einen Mund voll Banane und reichte ihr die Tüte. Sie öffnete sie und spähte hinein.
    Â»Maischips und Kokoskekse. Wenn mein Junge hier wäre, würde er das in null Komma nichts aufessen.«
    Markus fuhr wieder auf den Highway, auf dem kaum Verkehr herrschte.
    Â»Wo ist er? Bei Freunden?«
    Â»Nicht direkt.«
    Markus hob die Brauen; ihre Zurückhaltung war deutlich spürbar.
    Â»Er hatte einen Unfall. Mit dem Moped. Jetzt liegt er im Krankenhaus. Er wird wieder gesund, aber das braucht Zeit.« Und Geld , dachte sie verbittert.
    Die Fahrt war monoton, und Markus wurden vor Müdigkeit die Lider schwer. Gloria hatte den Kopf ans Fenster gelegt und die Augen geschlossen. Im Geiste sah er sie vor sich, in der Hotellobby, im Zuckerrohr, nackt hinter dem Perlenvorhang bei ihr zu Hause. Nein, er musste sich wieder auf die Straße konzentrieren. Und auf die Tasche.
    Gloria verlagerte ihr Gewicht und warf einen Blick auf das Navi-Display. »Es ist nicht mehr weit. Ich konnte nur eine ungefähre Adresse eingeben, die nächstgelegene Stadt. Paulo ist auf einer Ranch unweit davon.«
    Â»Wissen Sie, wie wir dorthin kommen?«
    Â»Klar, er hat mir den Weg beschrieben. Wir müssen von der Hauptstraße abfahren.«
    Markus folgte ihren Anweisungen durch die schlafende Stadt zu einem Feldweg. Der SUV holperte über Schlaglöcher, die Frontlichter warfen bizarre Schatten, und vor der Windschutzscheibe flatterten Motten. Dann glomm in der Ferne ein schwacher gelber Schein auf, die Lichter eines Farmhauses. Markus ging vom Gas.
    Â»Sicher, dass sonst niemand dort sein wird?«
    Â»Paulo hat mir versichert, dass heute Abend nur er und der Gefangene da sind. Es gibt noch einen weiteren Wächter, aber der ist heute in der Stadt.«
    Markus nickte und bog in eine Toreinfahrt ein. »Ziemlich abgelegen hier«, sagte er und hielt vor dem Haus.
    Ein Mann trat aus der Tür, und der Schatten, der auf die Veranda fiel, verriet, dass er eine Schrotflinte trug. Sein Netzhemd klebte ihm am Bauch, im Mundwinkel hatte er einen Zahnstocher und in der Hand eine Flasche Bier.
    Â»Gloria, bist du’s?«, rief er.
    Â»Sí, buenas noches, Paulo«, rief sie zurück, während sie aus dem Auto stieg. Sie eilte auf ihn zu und küsste ihn auf beide Wangen. Lächelnd hielt Paulo sie ihm Arm, etwas länger als angemessen. Als er sich Markus zuwandte, verschwand das Lächeln aus seinem Gesicht, und er hob misstrauisch die Waffe.
    Markus hob die Hände und trat vorsichtig näher. »¿Dónde está Daniel Wiseman?« Das war in etwa alles, was seine Spanischkenntnisse hergaben.
    Der Mann blickte

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