Das Midas-Kartell
wirkte.
»Einsteigen«, sagte der Russe und deutete auf den Wagen.
Isaiah passte es ganz und gar nicht, wie der Mann mit ihm sprach, doch er verzichtete darauf, ihn wegen seiner schlechten Manieren zu rügen. Er öffnete die Fondtür und stieg ein. Ihm gegenüber saÃen zwei Männer im Anzug.
»Guten Tag, Isaiah«, begrüÃte ihn der Mann, der Wittgenstein sein musste. »Zumindest lernen wir uns jetzt persönlich kennen. Ich möchte Ihnen einen meiner Geschäftspartner vorstellen, einen hochgeschätzten Geschäftspartner.«
Der andere, ein weiÃhaariger älterer Mann mit Latino-Zügen, musterte ihn mit leicht zusammengekniffenen Augen.
»Ich kann Malcolm nicht erreichen«, fuhr Wittgenstein fort. »Mein Geschäftspartner möchte dringend mit ihm sprechen.«
Isaiah runzelte die Stirn. Er traf Pieter Wittgenstein zum ersten Mal und war überrascht, wie schlecht der Mann aussah. Es war kühl im Wagen, doch sein sonnengebräuntes Gesicht hatte einen grünlich blassen Ton, und seine Stirn überzog ein SchweiÃfilm, den er ständig mit einem Taschentuch abtupfte.
»Er reagiert weder auf Anrufe noch auf E-Mails«, fügte Pieter hinzu. »In Anbetracht der Summe, die ich ihm zahle, finde ich das verdammt unverschämt.«
»Ich muss leider sagen, dass ich ihn auch nicht erreicht habe«, erklärte Isaiah.
»Ist das bei Ihrem Chef so üblich? Ich hätte gedacht, dass es seine Pflicht ist, so schnell wie möglich zu reagieren, wenn ein Kunde sich meldet.«
Der Mann, den Wittgenstein als Geschäftspartner vorgestellt hatte, sprach schnell und mit leichtem Akzent. Sein Mund war zu einem sarkastischen Lächeln verzogen, doch hinter der Maske war die gleiche nervöse Ungeduld zu spüren, die Wittgensteins Augenwinkel zucken lieÃ. Isaiah entschied, den Mann direkt anzusprechen. Obwohl er in der Limousine weniger Raum einnahm als Pieter, strahlte er eine sonderbar starke Präsenz aus.
»Dass er nicht reagiert, kann nur zwei Gründe haben. Entweder er ist tot, oder er ist aus irgendwelchen Gründen abgetaucht. Hätte er das vorgehabt, hätte er mich darüber in Kenntnis gesetzt. Wir sind eine kleine Firma. Es ist wichtig, dass wir über die Schritte jedes Einzelnen rund um die Uhr Bescheid wissen.«
»Und er hat nichts davon erwähnt, dass er eine Zeit lang nicht erreichbar sein würde?«, fragte der Latino nachdenklich.
»Nein.«
»Soll das heiÃen, dass er tot ist?« Pieter konnte seinen Unglauben kaum verhehlen. »Ganz einfach? Kein Rückruf, also kann er nur tot sein? Was, wenn sein Akku leer ist oder sein Handy gestohlen wurde?«
»Dann hätte er sich ein neues gekauft, geliehen oder gestohlen. Am wahrscheinlichsten ist tatsächlich, dass er tot ist.«
Pieter sagte nichts. Das hier war nicht seine Welt. Trotz seiner schwitzenden Stirn begann er zu frieren, und zwar nicht wegen der Klimaanlage.
Alphonse beobachtete Isaiah aufmerksam. Der Mann begann ihm zu gefallen. Er war angenehm leidenschaftslos, zog logische Schlüsse und lieà sein Urteil nicht von Gefühlen beeinträchtigen.
»Mr Wittgenstein hat mich über Malcolms Tätigkeit in Guatemala informiert«, sagte er. »Zumindest im Moment sieht es so aus, als wären wir in eine Sackgasse geraten. Vielleicht könnten Sie uns, in aller Kürze bitte, erklären, welche Spuren Sie in London verfolgt haben?«
Isaiah holte ein Foto aus seiner Brusttasche, das Mila und ihre Mutter zeigte, während sie aus dem Range Rover stiegen. Er reichte es dem Latino. »Ihr Daddy könnte uns womöglich behilflich sein. Daniel Wiseman hat ihm einen Umschlag geschickt, kurz bevor wir ihn gefasst haben. Wir wissen nicht, was drin war, aber Wiseman musste sein Wissen jemandem anvertrauen ⦠Und der Vater dieses Mädchens könnte der Grund dafür sein, dass wir Malcolm nicht erreichen. Wir wissen, dass er nach Guatemala geflogen ist. Wenn wir das Mädchen entführen, wird er uns mit Sicherheit alles sagen, was er weiÃ. Vielleicht sogar, wo das Geld ist. Aber wir müssen rasch handeln.«
»Wussten Sie von dieser Spur, Pieter?«, fragte Alphonse.
Pieter antwortete nicht. Voller Abscheu betrachtete er das Foto mit dem Kind, das ihn in seiner Schutzlosigkeit an Annabel erinnerte, als sie so klein gewesen war. Er drückte sich das Taschentuch vor den Mund, als wäre ihm
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