Das Midas-Kartell
schlecht.
»Malcolm hat diese Option nicht mit Ihnen besprochen, richtig?«, stellte Isaiah fest.
Pieter schüttelte den Kopf und tastete ungeschickt nach dem Türgriff. Er stieg aus, stolperte auf den Gehsteig und übergab sich in den Rinnstein.
Alphonse zog die Tür hinter ihm zu. »Haben Sie einen Plan?«, fragte er.
Isaiah nickte. »Es ist alles bereit. Wir können heute Nachmittag zugreifen. Ich habe Zeiten und Wege. Die Mutter liefert das Kind morgens im Kindergarten ab und holt es um vier Uhr wieder. Wir brauchen nur noch einen Ort, wo wir Mutter und Tochter unterbringen können. Beide zusammen sind am besten zu kontrollieren.«
Alphonse blickte auf, als Pieter wieder einstieg. »Dabei kann uns ganz gewiss Mr Wittgenstein behilflich sein, der einen groÃen Landsitz hat, nicht wahr, Pieter?«
»Wobei helfen?«
»Wir brauchen einen abgeschiedenen Ort, ein sicheres Versteck, das kurzfristig zur Verfügung steht. Da wäre doch Ihr Anwesen in Ravenshill bestens geeignet, oder nicht?«
51
Amerikanische Botschaft, Guatemala City
Markus nahm den Highway zurück in die Stadt. Wieder zwei Stunden am Steuer. Er hatte das Gefühl, schon die ganze Nacht im Auto zu sitzen, und konnte sich nur mit Mühe auf die StraÃe konzentrieren, während die weiÃe Mittellinie mit hypnotisierender RegelmäÃigkeit vor ihm aufblinkte. Ãber weite Strecken gab es keinerlei Beleuchtung, und er nutzte die Navi-Anzeige, um den StraÃenverlauf besser vorhersehen zu können und nicht unnötig vom Gas gehen zu müssen. Daniel lag immer noch reglos auf der Rückbank. Gloria hatte sich ein paarmal nach hinten gelehnt und ihm einen angefeuchteten Finger über den Mund gehalten, um zu testen, ob er noch atmete.
Sie hatten jetzt den Stadtrand erreicht, wo die Häuser allmählich höher wurden. Markus folgte den Schildern zur Avenida Reforma und fuhr den breiten Boulevard entlang, der zu beiden Seiten mit hohen Bäumen gesäumt war. Gar nicht so einfach, die Botschaft zu entdecken. Doch dann, ein freier Streifen Gehweg, groÃe Betonblöcke, die mögliche Autobomber abhalten sollten, und die US-Flagge über dem Tor. Markus hielt, zwei Soldaten traten heran und leuchteten mit einer Taschenlampe in den Wagenfond. Der Lichtkegel fiel auf Daniels Kopf, und seine wenigen verbliebenen Haarbüschel warfen bizarre Schatten auf den Sitz. Einer der Soldaten musterte zum Vergleich das Foto, das die Botschaft bekommen hatte. »Ist er das?«, fragte er Markus.
Markus betrachtete das Bild. Danny, der mit Lockenkopf und Pausbacken in die Kamera blinzelte. Neben ihm sein Vater, zwischen ihnen ein groÃer Salamander. Ein Angelausflug. »Ja, das ist er.«
»Was ist mit ihm?«
Markus zuckte mit den Schultern. »Das werden wir noch herausfinden.«
Hinter dem Tor kam ein Mann in Baumwollhose und Poloshirt über den Hof gelaufen. Ungeduldig winkte er den Wagen auf das Gelände.
»Sie haben den Jungen hinten drin?«, fragte er, als Markus das Seitenfenster herunterlieÃ. »Der Hubschrauber wird in etwa fünfzehn Minuten hier auf dem Dach landen. Wir fliegen ihn auf einen Luftwaffenstützpunkt und dann auÃer Landes. Es wird ein Militärarzt mit an Bord sein.«
Der Beamte wirkte nervös und schien nicht zu wissen, wohin er mit seinen Händen sollte, in die Hosentaschen, auf die Hüften oder ans Auto.
»Macht es Ihnen was aus, kurz auszusteigen?«, fragte er.
Markus zuckte die Achseln. »Kein Problem.«
Er folgte dem Mann zur anderen Seite des Hofes.
»Der Frau, die Sie dabeihaben, kann man trauen?«, fragte der Botschaftsangestellte in gedämpftem Ton.
»Natürlich.« Markus hoffte, dass das nicht gelogen war. Er wünschte sich, dass es nicht gelogen war.
»Gut, denn was wir hier tun, ist nicht legal, verstehen Sie? Wenn ein Verbrechen begangen wurde, fällt das in die Zuständigkeit der örtlichen Polizei. So was kann ganz schön nach hinten losgehen. Die mögen das nämlich überhaupt nicht, wenn wir die Dinge hier selbst in die Hand nehmen.« Sein Auge zuckte, und er holte eine Zigarette heraus, die er zwischen die Lippen steckte und anzündete. »Edward Wisemans Anruf«, fuhr er fort, »wurde direkt über das AuÃenministerium vermittelt, von ganz oben. Von einer Ebene, wo sich die Herren gar nicht mehr die Mühe machen, sich mit Namen vorzustellen. Die
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