Das Midas-Komplott - Thriller
habe, Sie führen uns in die Irre, oder wenn ich merke, dass wir im Kreis laufen, dann gibt es keinen Grund mehr für mich, Sie alle beide mitzunehmen. Kapiert?«
»Verstanden.«
»Welche Richtung schlagen wir also ein?«
»Diese«, sagte Tyler und gab Orr den Stift und die Kopien zurück.
»Sind Sie sich sicher?«
»So will es zumindest Archimedes.«
Orr schien es nicht zu stören, dass Tyler und Stacy sahen, wohin sie gingen. Er gab ihnen jeweils eine Laterne, in deren schwankendem Schein ihre Schatten an den Wänden tanzten. Der finstere Stollen beschrieb einen Bogen und war so eng, dass nur jeweils ein Mensch hindurchpasste. Gaul bildete die Spitze, dann folgte Stacy, und hinter ihr ging Tyler. In einem etwas größeren Abstand bildete Orr das Schlusslicht.
Nach wenigen Schritten holte Orr ein Kaugummi aus der Tasche, wickelte es aus, knüllte das Papier locker zusammen und ließ es fallen. Den Kaugummi steckte er in die Tasche. Das kleine Stück Silberfolie blitzte auf, als er es kurz mit der Taschenlampe anstrahlte.
Nach rund zwölf Metern mündete der enge Gang in eine neue Zisterne, die annähernd so groß wie die erste war. Keiner der drei aus ihr herausführenden Tunnel war gekennzeichnet.
»Was ist mit den Markierungen?«, wollte Orr wissen.
»Von hier an gibt es keine mehr. Das Geolabium wird uns sagen, wie es weitergeht.« Locke wies auf den Gang, der rechts von ihnen lag.
Nun verstand Orr, warum Archimedes das Geolabium als Führer bezeichnet hatte. Der Kundschafter des Tyrannen von Syrakus hatte vermutlich ursprünglich eine Karte auf seinen Arm gezeichnet, vielleicht mit einem Stückchen Holzkohle, denn Zeichen an den Wänden zu hinterlassen, wäre nicht in seinem Interesse gewesen. Sie hätten den Römern den Weg weisen können. Nur den Ausgang hatte er kennzeichnen müssen. Um Verwirrung zu stiften, markierte er jeden Gang knapp unter der einstigen Wasseroberfläche und merkte sich den Buchstaben des Richtigen.
Mit einem Messer ritzte Orr ein kleines X in die Wand. Nachdem er sich Lockes und Benedicts entledigt hatte, wollte er den Weg allein zurückfinden. Er schickte Gaul mit den beiden voraus und blieb selbst zurück.
Aus seinem Rucksack holte er einen Beutel, den Crenshaw gefüllt hatte. Der Reißverschluss war nicht ganz geschlossen. Als er auf dem Boden lag, sah er aus, als wäre er vergessen oder aus irgendeinem Grund zurückgelassen worden.
Orr zweifelte nicht daran, dass Gia ihre Leute begleiten würde.
Sie würde nicht auf die Gelegenheit verzichten wollen, das Midas-Gewölbe möglichst schnell wiederzusehen. Wenn einer ihrer Leute den Reißverschluss weiter öffnete oder den Beutel in die Hand nahm, würde er sein blaues Wunder erleben. Stirnrunzelnd ging er die Stufen zu dem nächsten Tunnel hinauf. Ihm war eingefallen, dass sein Plan einen Schönheitsfehler hatte: Er würde nicht dabei sein, wenn Gia ihre Überraschung auspackte.
55. KAPITEL
Ben Riegert musste schallend lachen. Die Geschichte, die Mohammed Qasim ihm in dem engen Vernehmungszimmer der Polizeidienststelle von Hagerstown auftischte, war einfach zu hanebüchen. Seine Kollegin Jackie Immel, ebenfalls Special Agent des FBI, befragte im Nebenzimmer den anderen Verdächtigen, den sie aufgegriffen hatten, einen gewissen Abdul bin Kamal. Er hoffte, dass sie besser vorankam als er. Sein Mann redete nur Stuss.
Rieger nahm einen weiteren Schluck Kaffee. Er war mit einem Team von zwanzig Leuten auf dem schnellsten Weg aus Washington gekommen, als er von dem Notruf und dem vermutlichen terroristischen Anschlag erfahren hatte.
Man hatte Qasim und Kamal neben dem zerstörten Gebäude hinter einer teilweise unzerstörten tragenden Wand gefunden. Bei ihnen befanden sich eine junge Frau und ein Mann, der im Begriff war, an seinen Schusswunden zu verbluten. Man hatte ihn als Generalmajor Sherman Locke identifiziert und von einem Notarztwagen abholen lassen. Ben Riegert wusste noch nicht, wie es jetzt um ihn stand, aber die Sanitäter hatten bezweifelt, dass er es lebend bis ins Krankenhaus schaffen würde.
Er wurde gerade mit einem Helikopter in das Traumazentrum der George-Washington-Universität geflogen.
Die Frau, Carol Benedict, hatte man in das örtliche Krankenhaus eingeliefert. Sie hatte ausgesagt, sie könne sich an ihre Entführung nicht mehr erinnern. Riegert hegte den Verdacht, dass man sie betäubt hatte. Rohypnol und andere Date-Rape-Drogen führten häufig zu einem kurzfristigen Gedächtnisverlust. Man
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