Das Midas-Komplott - Thriller
klirrten, und dann öffnete sich meine Tür. Erst dachte ich, es sind meine Entführer, und blieb, wo ich war. Dann schwang die Tür weit auf, und ich sah einen älteren Mann in einer Blutlache liegen. Eine große Lache.«
Riegert war beeindruckt von Qasims Ausbildung. Die Geschichten, die er erfand, waren viel besser als die der meisten Verbrecher, mit denen er es zu tun hatte.
»Das war General Locke. Hat er etwas zu Ihnen gesagt?«
Qasim nickte. »Er war unrasiert, und seine Kleider waren schmutzig, daher wusste ich, dass er auch ein Gefangener sein musste. Ich eilte natürlich zu ihm. Er war sehr schwach, aber er sagte: ›Das Gebäude soll gesprengt werden. Wir müssen hier raus.‹«
»Und da haben Sie dann den Sprengstoff gesehen?«
»Ja. In Saudi-Arabien war ich bei einem Bohrlochausbruch dabei. Ich habe die Tonnen erkannt. Ich nahm dem General die Schlüssel ab und öffnete Abduls Zelle. Wir hörten die Schreie einer Frau, Miss Benedict, und befreiten auch sie. Ich trug den General durch die nächste Tür nach draußen, während Abdul Miss Benedict half. Wir rannten hinter die Stützmauer, und da explodierte das Gebäude auch schon. Meine Ohren klingeln noch immer davon.«
»Und dann kam die Polizei. Tja, Mr Qasim, was für eine Geschichte! Und Sie glauben, dass Mr bin Kamal dieselbe Geschichte erzählt hat?«
»Mit Sicherheit, denn sie ist wahr.«
Es klopfte zweimal an die Tür. Riegerts Kollegin streckte den Kopf ins Zimmer. »Hast du eine Minute Zeit?«
»Ich hole Ihnen den Schokoriegel«, sagte Riegert, »und
dann gehen wir die Sache noch einmal von vorne durch, Mr Qasim.«
Der Verdächtige nickte und trank den Rest seines Wassers. Man sah ihm an, dass er noch unter Schock stand. Er war nervös, und Riegert wollte herausfinden, warum.
Er schloss die Tür hinter sich. »Auf die phantastische Geschichte, die sich mein Bursche ausgedacht hat, kommst du nie und nimmer.«
»Die Geschichte, die mir bin Kamal verkaufen will, ist mindestens so phantastisch. Er wurde direkt aus seinem Haus entführt und dann in einen Raum in einer Lagerhalle eingesperrt.«
Riegert runzelte die Stirn. »Und in der Lagerhalle fielen Schüsse, und dann hat der General blutverschmiert die Zellentür geöffnet.«
Seine Kollegin lächelte nicht mehr. »Dir hat man dieselbe Geschichte erzählt?«
»Scheint so.«
»Hör zu. Es wird noch eigenartiger. Wir haben versucht, General Lockes Sohn oder Tochter zu kontaktieren, hatten aber keinen Erfolg. Wir bekamen jedoch den Boss des Sohnes an die Strippe, einen gewissen Miles Benson von Gordian Engineering. «
»Und was ist daran eigenartig?«
»Weil er als Erstes zu uns sagte, wir sollten einen Geigerzähler mitnehmen, wenn wir das nächste Mal zu dieser Lagerhalle fahren.«
56. KAPITEL
Auf Grants Anraten hatte Gia Cavano alles besorgt, was sie und ihre Männer zum Abseilen brauchten, bevor sie sich auf den Weg zur Kirche San Lorenzo Maggiore machten.
Das Seil verriet ihnen, dass Orr bereits unten war. Gia Cavano hatte vier Männer mitgenommen, Salvatore und die drei, die bei der Schlägerei in der Einkaufspassage mit Prellungen davongekommen waren. Alle waren mit Maschinenpistolen ausgestattet, die mit einer Lampe versehen waren. Grant stieg als dritter ab. Noch immer benommen von der Gehirnerschütterung, rutschte er zweimal aus.
Einer der Leute hielt das Seil, während Grant die Zisterne mit einer Taschenlampe ausleuchtete. Er suchte nach einem Zeichen von Tyler und entdeckte tatsächlich ein zerknülltes Stück weißes Papier. Er bückte sich danach. Gerade wollte er es auseinanderfalten, als Gia Cavano in die Zisterne sprang und rief: »Her damit!«
Sie löste ihr Seil und hielt ihm die Hand hin. Grant gab ihr den Zettel.
Cavano runzelte einen Moment lang die Stirn, dann gab sie ihm das Stück Papier zurück.
»Was soll das heißen?«
Grant leuchtete mit seiner Laterne. Tyler hatte zwei Wörter geschrieben. Louis Dethy. Höchstwahrscheinlich an ihn gerichtet. Tyler wusste also, dass er kommen würde, vielleicht wusste er ja auch, dass Gia Cavano und jede Menge Cousins mit von der Partie sein würden. Deshalb hatte er die Botschaft verschlüsselt. Nur was um alles auf der Welt wollte Tyler ihm sagen?
Grant bemühte sich, die Nachwirkungen der Gehirnerschütterung abzuschütteln und sich zu konzentrieren. Louis Dethy.
Der Name sagte ihm etwas, ihm fiel aber nicht ein, in welchem Zusammenhang er gefallen war.
»Und?«, drängelte Gia Cavano.
»Ich habe keine
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