Das Midas-Komplott - Thriller
den Weg trauen?«
»Ist ja gar nicht nötig. Du kommst mit mir auf die Auktion. Die Zahlung erfolgt auf zwei Konten. Wenn ich dich angelogen
habe, kannst du mich immer noch umbringen. Aber wenn nicht, gehst du deiner und ich gehe meiner Wege. Begrabe die ganze Vendetta, und wir werden beide superreich werden.«
Zu Salvatore gewandt fragte sie flüsternd: »Was hältst du davon? «
»Mit der Wand scheint er recht zu haben«, flüsterte Salvatore zurück.
Sie nickte. Sie würde die Rache auf später verschieben. Im Augenblick konnte sie es sich nicht leisten, Orr zu töten. Sie wollte gerade ihre Zustimmung zu seinen Bedingungen signalisieren, als Locke sich zu Wort meldete.
»Ihr schöner Plan hat einen kleinen Haken, Signora Cavano! Ich stehe direkt hinter diesem Sarkophag. Keine drei Sekunden, und er plumpst mitsamt König Midas ins Wasser. Dann schauen Sie in die Röhre, denn in wenigen Stunden wird er sich in Gold verwandeln, und die dafür verantwortlichen Mikroben werden für immer verschwunden sein.«
»Wenn Sie das tun, ist Ihr Freund ein toter Mann.«
»Tot sind wir ohnehin, deshalb sollten Sie mich besser an dem Geschäft beteiligen.«
Danach verspürte sie noch weniger Verlangen, als mit Orr zu teilen.
»Abgemacht«, sagte sie. »Aber vorher will ich sehen, ob es auch funktioniert.«
»Wirklich abgemacht?«
»Ich schwöre beim Grab meines Mannes.«
Nach einer halben Minute Schweigen sagte Tyler: »Gut. Kommen Sie hierher. Ich bewache Orr. Stacy bringt Ihnen die Probe. Wenn Sie uns aufs Kreuz legen wollen, töte ich Orr und werfe Midas ins Wasser. Dann gehen alle leer aus. Wie klingt das?«
Perfekt, dachte sie, bevor sie antwortete: »Klingt gut. Wir
kommen. Wenn Miss Benedict uns für dumm verkaufen will, erschieße ich sie. Dann Westfield. Dann Sie.«
Salvatore flüsterte sie ins Ohr: »Wenn ich sicher bin, dass wir es haben, bring Westfield um, dann Locke. Überlasse mir die Frau und Orr.«
Salvatore nickte.
Gia Cavano hatte nicht vor, ihren Schwur zu halten. Ein paar Minuten im Beichtstuhl würden die Sache mit ihrem Meineid regeln.
62. KAPITEL
Stacy gab sich alle Mühe, nicht zu zittern, als sie mit dem Behälter, in dem die Hand des Midas lag, die Treppe hinunterging. Sie hatte größere Angst vor Midas als vor Gia Cavano.
Die Neapolitanerin erwartete sie am Fuß der Treppe mit einer schwarzen automatischen Pistole. Salvatore stand hinter ihr auf der anderen Seite der Plattform und hielt seine Waffe auf Grant gerichtet.
»Auf den Boden damit«, sagte sie.
Stacy tat wie befohlen. Sie wollte wieder die Treppe hinaufgehen.
»Halt!«, schrie Gia. »Die Handschuhe!«
Stacy schluckte. Vorsichtig zog sie die Handschuhe aus und legte sie neben den Behälter.
»Einen Schritt zurück. Aber hier unten bleiben.«
Mit pochendem Herz gehorchte Stacy. Sie wusste nicht, was die nächsten Sekunden bringen würden, aber sie musste auf alles gefasst sein.
Die Neapolitanerin holte hastig ein Zwanzigeuroschein aus der Tasche.
Nicht übel, dachte Stacy. Darauf kann man leicht die Mikroben abreiben und ins Wasser halten.
Cavano legte die Pistole ab und zog sich zuerst den linken, dann den rechten Handschuh an. Sie nahm das Behältnis und wollte es öffnen. Plötzlich zog sie ein verwirrtes Gesicht. Bestürzt sah sie auf ihre Hände.
Als Gia Cavano darauf bestanden hatte, sich eigenhändig davon zu überzeugen, dass es mit der Verwandlung zu Gold auch seine Richtigkeit hatte, sah Tyler ihre Chance. Er flüsterte Stacy hinter dem Sarkophag seine Idee zu. So schnell er konnte, drehte er Stacys unverseuchten Handschuh von innen nach außen, strich mit dessen Fingerspitzen an der Hand des Midas entlang und drehte ihn anschließend behutsam, ohne das Futter zu berühren, mit der Pinzette seines Leatherman wieder um. Stacy zog den Handschuh mit äußerster Vorsicht an und ballte die Hand zur Faust, damit ihre Finger nicht mit den Mikroben in Berührung kamen.
Nun beobachtete Stacy gespannt die Mischung von Angst und Schmerzen auf Gia Cavanos Zügen, als sie die ersten giftigen Nebeneffekte der Mikroben zu spüren bekam.
Als Erstes ließ sie den Behälter fallen und stieß ihn bei ihrem verzweifelten Versuch, sich die Handschuhe von den Händen zu reißen, versehentlich mit dem Fuß hinter das Podest. Sie hielt die Hände hoch. Auf ihren Fingern bildeten sich Blasen.
»Was ist los?«, fragte Salvatore verwirrt.
»Bring sie um!«, kreischte Gia und bückte sich, um ihre Pistole aufzuheben. »Bring
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