Das Midas-Komplott - Thriller
erkennen, was Orr tat. Sie sah nur, dass er mit gefesselten Händen Gauls Seesack zu durchwühlen schien. Dann nahm er wieder seinen Rucksack und rannte so schnell er konnte auf die Ausgangstreppe zu.
Von hinten ertönte ein grauenvoller Schrei, Stacy war jedoch zu sehr mit Gauls Seesack beschäftigt, in dem Orr gewühlt hatte, um sich darum zu kümmern.
Dann kam ihr die Erinnerung. Die Sprengkörper! Die Detonatoren mit den Zeitschaltuhren!
Grant kam gerade hinter dem Podest vor.
»Zurück!«, schrie sie. »Da liegt eine Bombe!«
Sie wandte sich um, aber Tyler stand schon genau hinter ihr. Mit aller Macht stieß sie ihn zu Boden, und die Welt explodierte.
63. KAPITEL
Für eine Weile wusste Tyler nicht, was geschehen war. In seinen Ohren dröhnte es höllisch. Schließlich richtete er sich auf. Zwei Lampen leuchteten noch. Er sah sich um und entdeckte Stacy, die regungslos auf dem Bauch lag. Sie hatte ihm das Leben gerettet. Hätte er aufrecht gestanden, wäre er mit voller Wucht an die Wand geschleudert und zerschmettert worden.
Behutsam drehte er Stacy um. Sie blutete. Er hob ihr ärmelloses Hemd und sah eine klaffende Wunde. Er riss ein Stück seines T-Shirts ab und presste es gegen die Verletzung.
Ihre Augenlider zuckten.
»Meine Seite tut weh.« Ihre Stimme klang eher ärgerlich.
»Ich weiß. Aber es kommt alles wieder in Ordnung.«
»Woher willst du das wissen?«
»Weil du zäh ist. Nun sei still und drück das hier auf die Wunde. Ich schaue nach, ob bei Grant alles in Ordnung ist.«
Er nahm eine der Lampen, ging an den Rand des Podests und leuchtete nach unten. Grant lag hinter dem Podest.
»Grant! Aufstehen!«
Ein Stöhnen war die Antwort. »Kann man nicht einmal für eine Minute seine Ruhe haben?«
Allmählich kehrte Tylers Hörfähigkeit zurück. Ein Rauschen erfüllte die Luft. Anfangs hielt er es für eine Nachwirkung der Explosion. Es wurde jedoch immer lauter statt leiser. Neugierig sah er nach unten. Durch eine schmale Spalte in der Höhlenwand ergoss sich Wasser in die Grabkammer. Der See war bereits über die Ufer getreten und das kochende Wasser floss auf Grant zu.
»Grant!«, schrie Tyler. »Bring deinen Hintern auf dem Podest in Sicherheit, sofort!«
In diesem Moment gab der Riss unter dem Druck der Flut nach, und das Wasser schoss in die Höhle.
Grant war aufgesprungen. Beim Anblick des Wassers gab er Fersengeld und hielt erst wieder an, als er auf der liegenden Plastik des goldenen Mädchens saß. Das Wasser spritzte gegen das Podest, aber er wurde nicht verbrüht. Trotzdem war es nur eine Frage der Zeit, bis ihn das Wasser erreichen und er denselben qualvollen Tod erleiden würde wie Salvatore.
Und nicht nur er, sondern sie alle.
»Locke! Ich hielt Sie für tot!«, erklang es da durch die Kammer.
»Dieses Kapitel ist noch längst nicht abgeschlossen, Orr«, erwiderte Tyler.
»Meiner Ansicht nach ist es das sehr wohl. Sie könnten natürlich schwimmen, aber das dürfte unangenehm werden.« Das Wasser stand schon einen Meter hoch und stieg zügig weiter.
»Bevor ich euch hier eurem Schicksal überlasse und für die nächsten zweitausend Jahre einschließe«, fuhr Orr fort, »wollte ich nur noch loswerden, dass der General längst tot ist. Carol Benedict lebt auch nicht mehr.«
»Sie sind ein elender Scheißkerl!«
»Sie waren schon tot, als wir uns heute Abend getroffen haben. Darüber können Sie nun noch nachdenken, bis es Sie endgültig erwischt, was nicht mehr lange dauern wird. Ich genieße unterdessen meine Beute.« Dann deutete er auf sein Auge. »Und das hier? Ein Kinderspiel für einen guten plastischen Chirurgen. Ciao!«
Er grinste sie hämisch an, winkte ihnen zum Abschied zu und verschwand, felsenfest davon überzeugt, dass er Tyler nie wiedersehen würde.
64. KAPITEL
Doch so schnell gab Tyler nicht auf. Das hätte Orr inzwischen gelernt haben sollen.
Durch kochendes Wasser zu schwimmen oder zu waten kam zwar in der Tat nicht in Frage, aber das hatte er auch nicht vor. Ein Boot würde ihnen bessere Dienste leisten.
Er ging zu dem vergoldeten Sarkophag und leerte ihn aus.
»Verzeihung, Majestät«, murmelte er, als Midas’ Leichnam über die Terrasse ins Wasser rollte. Er stellte den Sarkophag wieder auf und wuchtete den schweren Deckel hinauf.
Er musste ihn die Treppe hinunterschieben, auf der noch Gia Cavano lag. Er packte sie an ihrer Jacke, wobei er aufpasste, nicht ihre flammend rote, von einem Ausschlag bedeckte Haut zu berühren, und zog ihren
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