Das Midas-Komplott - Thriller
vermutlich aus Blei.
Er durchschaute zwar noch immer nicht, warum diese Leute ihn und das Mädchen Carol in ihre Gewalt gebracht hatten. Um eine simple Entführung handelte es sich aber bei Weitem nicht, das war ihm nun klar geworden. Seine Geiselnehmer drehten ein großes Ding.
Er musste Tyler unbedingt eine Botschaft übermitteln. Sein Sohn musste erkennen, in welch tödlicher Gefahr sie alle schwebten.
Flucht war nicht länger das oberste Ziel des Generals.
DONNERSTAG
DIE TAFELN DES ARCHIMEDES
19. KAPITEL
Dank einem starken Rückenwind traf der Gulfstream-Businessjet zehn Minuten verfrüht in Heathrow ein. Gordians Londoner Niederlassung hatte auf Tylers Bitte einen Range Rover geschickt, mit dem er und Stacy in Richtung Westen zu VLP Industries fahren konnten. Er hatte dort angerufen und um einen Termin gebeten. Anfangs hatte man ihn abwimmeln wollen, erst nachdem Stacy eingesprungen war und erklärt hatte, es ginge um eine Fernsehreihe und ein altes Rätsel des Archimedes, hieß es, dass man sie und Tyler um sechzehn Uhr erwarte.
Grant machte sich direkt auf den Weg ins Herz Londons. Da der Berufsverkehr bereits eingesetzt hatte, nahm er den Heathrow Express bis Paddington und von dort die U-Bahn zum Britischen Museum. Er hatte vergleichsweise mühelos einen Termin erhalten. Mit einigen wohlformulierten Andeutungen, die er dem Codex entnommen hatte, konnte Grant einen Archäologen namens Dr. Oswald Lumley dafür gewinnen, ihm Fragen zu den Giebelfiguren des Parthenons zu beantworten.
Tyler stellte das sorgfältig verpackte Geolabium in den Kofferraum ihres Range Rovers, für den Fall, dass er es bei VLP Industries brauchte. Er wünschte Grant viel Erfolg und verließ mit Stacy den Flughafen.
Unterwegs rief er Aiden MacKenna an, ob er etwas Neues über Jordan Orr in Erfahrung gebracht hatte.
Aiden klang groggy. In Seattle war es kurz nach sechs Uhr morgens.
»Hast du etwa die ganze Nacht durchgemacht?« Tyler fuhr gerade auf der M3 in Richtung Roxton.
»Ich habe zwischendurch mal kurz gedöst«, antwortete Aiden. »Schlaf kann ich später nachholen.«
»Danke, Aiden.« Tyler war sehr froh darüber, dass er mit Freunden zusammenarbeitete, die sich ein Bein ausrissen, um ihm zu helfen. »Warst du schon erfolgreich?«
»Wie zu erwarten war, haben sich die persönlichen Angaben, die Orr machte, als er dich beauftragte, das Geolabium zu bauen, als falsch herausgestellt. Nun scheint er ganz von der Bildfläche verschwunden zu sein. Ohne Fingerabdrücke kommen wir nicht weiter.«
Vor seiner Abreise hatte Tyler das Geolabium genau untersucht, aber Orr war nicht so schlampig gewesen, Fingerabdrücke zu hinterlassen.
»Was ist mit dem Raubüberfall auf das Auktionshaus?«, fragte Stacy.
»Scotland Yard hat die Ermittlungen eingestellt«, erwiderte Aiden. »Es wurde kein Täter gefasst, und von den geraubten Kunstgegenständen ist nie wieder einer aufgetaucht.«
»Als hätte sich die Bande an ihrer Beute gesundgestoßen und lebte jetzt in Saus und Braus auf Fidschi.«
»Vielleicht hat aber Orr den Rachen noch nicht voll genug. Ich hab mal ein paar Berechnungen angestellt. Du hast gesagt, die goldene Mädchenfigur habe auf einem soliden Goldwürfel mit einer Kantenlänge von knapp zwei Metern gelegen, richtig?«
»Und die Wände sollen auch aus Gold gewesen sein«, ergänzte Tyler.
»Wer weiß, wie dick es ist. Wenn man aber bloß einmal den Würfel selbst nimmt und berücksichtigt, wie schwer Gold ist, dann würde er bei vierundzwanzig Karat knappe hundertzwanzigtausend Kilogramm wiegen. Geschmolzen und auf
dem freien Markt verkauft, brächte er allein seine vier Milliarden Dollar.«
Stacy hätte sich beinahe verschluckt. »Vier Milliarden?«
»Abhängig vom Tagespreis für Gold.«
Tyler war so sehr mit dem Rätsel des Archimedes und der Entführung seines Vaters beschäftigt gewesen, dass er noch gar nicht berechnet hatte, welche Summen überhaupt im Spiel waren. Als er nun diese Zahlen von Aiden hörte, ging ihm auf, in welcher Gefahr sie alle schwebten. Es gab Verbrecher, die ihre eigenen Familien für ein Hundertstel dessen abschlachteten. Kein Wunder, dass Orr Himmel und Hölle in Bewegung setzte, um sich den Schatz unter den Nagel zu reißen. Und seine Geheimniskrämerei war noch viel weniger verwunderlich, denn ihm würde nur ein Bruchteil der Summe zustehen, wenn die italienische Regierung Wind von der Sache bekäme.
»Was ist mit dem Ortungsgerät?«, fragte Tyler. »Konnte Miles das
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