Das Midas-Komplott - Thriller
springenden Pferden kenne ich mich aus«, sagte er, auf Ferraris Logo anspielend. »Fünfhundertsechzig Pferdestärken in diesem Fall. Es muss Spaß machen, damit zu fahren.«
Die Italienerin begutachtete Tyler, als wäre er ein Hengst, den sie reiten wollte.
»Das macht es. Vielleicht drehen wir später eine kleine Runde.«
So wie sie es sagte, klang es anzüglich.
Sie stieg ab und näherte sich ihm, Guiseppa am Halfter. Tyler zwang sich, stehen zu bleiben. Stacy hingegen streichelte das Pferd. Guiseppa beschnüffelte Stacys Hand.
»Siehst du? Sie ist ein Schatz.«
Tyler fragte sich, warum Frauen immer solche Pferdenarren waren.
»Hat er für unsere Pferdefreunde nichts übrig?«, fragte die Reiterin.
»Ich habe eine Schwäche für Motoren.« Er hielt ihr die Hand hin. »Ich bin Tyler Locke, und das hier ist Stacy Benedict. Wir haben heute am frühen Nachmittag angerufen.«
Die Italienerin drückte erst ihm, dann Stacy fest die Hand.
»Als ich hörte, worüber Sie mit mir reden wollten, musste ich Sie unbedingt kennenlernen. Seien Sie willkommen in meinem Heim. Mein Name ist Gia Cavano.«
Bei dem Namen Gia schnappte Stacy einmal kurz nach Luft. Tyler hatte seine Überraschung besser unter Kontrolle, obwohl es auch seiner Meinung nach kein Zufall war, dass ausgerechnet die Besitzerin der wichtigen Wachstafeln denselben Namen wie die Kinderfreundin Orrs trug. Wie lautete seine Warnung noch? Sie würde Stacy und ihn kaltblütig umbringen, wenn sie Wind davon bekäme, dass sie ebenfalls auf der Suche nach der Kammer des Midas waren.
20. KAPITEL
Grant verließ die U-Bahn an der Haltestelle Holborn. Bei seiner Größe konnte er sich mühelos in der Menschenmenge des Berufsverkehrs behaupten, auch wenn er gegen den Strom schwimmen musste. Die Leute fluteten rechts und links an ihm vorbei oder machten ihm Platz. Er schritt kräftig aus, um die verlorene Zeit aufzuholen. Die Fahrt von Heathrow in die Innenstadt hatte länger als erwartet gedauert. In einem Beutel, den er sich über die Schulter gehängt hatte, befand sich die Übersetzung des Archimedes-Codex.
Nur noch fünfzehn Minuten bis zu seiner Verabredung mit Dr. Lumley. Trotzdem blieb er beim Überqueren der Straßen stehen und ermahnte sich, erst nach rechts zu schauen und dann nach links, um nicht überfahren zu werden. Er war seit vielen Jahren nicht mehr in England gewesen und wäre gern durch den Stadtteil Bloomsbury geschlendert, um zu sehen, was sich verändert hatte, aber das musste bis zu seinem nächsten Besuch warten.
Grant wusste, dass sein Freund Tyler sich große Sorgen um seinen Vater machte, auch wenn er einen unerschütterlichen Optimismus zur Schau stellte. Das Verhältnis zwischen Vater und Sohn war lange Jahre ziemlich unterkühlt gewesen, aber seit einiger Zeit herrschte Tauwetter. Sie sprachen wieder miteinander, wenn auch nur sporadisch. Aber wenn jemand dein eigen Fleisch und Blut bedroht, kommt es nicht darauf an, wie eng oder locker die Bindung ist.
Grant und Tyler waren zwar keine Blutsverwandten, aber wenn Grant seinem Freund bei dem verrückten Rätsel helfen konnte, in das er verwickelt war, würde er alles in seiner Macht Liegende tun.
Fünf Minuten später schritt Grant durch den Vorhof des Britischen Museums. In der Eingangshalle stand ein kleines Schild, mit dem um eine Spende gebeten wurde, denn der Besuch des Museums war kostenlos. Grant hatte noch keine Gelegenheit gehabt, Geld zu wechseln, deshalb steckte er zwanzig Dollar in den Schlitz, bevor er sich zu dem Innenhof, dem Great Court, aufmachte.
In dem mit Marmor gepflasterten Hof drängten sich die Touristen, die auf dem Weg zu berühmten Altertümern wie etwa dem Rosettastein waren. Dennoch war der Court dank des sich weit in die Höhe wölbenden, von einem Gitterwerk aus Stahl getragenen Glasdachs, das den kreisförmigen Bau des alten Lesesaals der Bibliothek umfing, von Licht durchflutet und wirkte sehr geräumig.
Grant wartete an der Information, bis man den ungläubigen Amerikaner vor ihm überzeugt hatte, dass Harry Potters Quidditch-Besen wirklich nicht in diesem Museum ausgestellt war.
»Ich möchte zu Dr. Lumley«, sagte er.
Nach einem kurzen Anruf erschien eine Mitarbeiterin, um Grant zu dem Archäologen zu bringen. Sie führte ihn durch
ein Labyrinth von Sälen und Treppen, bis sie schließlich in einen engen Raum kamen, in dem sich auf jeder freien Fläche die Bücher türmten.
Ein kleiner Mann mit schütterem Haar kam hinter seinem
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