Das Midas-Komplott - Thriller
die altmodische Tour. Hier unten würde es niemand hören, wenn die Anlage losheulte.
Er zog die Lederhandschuhe an, die er mitgebracht hatte, und hatte schon weit ausgeholt, um die Scheibe mit der Taschenlampe
zu zertrümmern, als ihm Zweifel kamen, ob das Auto wirklich gesichert und abgeschlossen war. Vielleicht hatten sich Cavanos Leute die Mühe gar nicht erst gemacht?
Er senkte die Taschenlampe und zog am Griff der Tür zum Beifahrersitz. Er gab nach.
Seine Lampe legte er auf dem Dach des Wagens ab, dann zog er die Tür auf, kniete sich auf den Sitz, schob den Schalthebel in den Leerlauf und löste die Handbremse. Der Öffner für den Kofferraum war rechts neben der Fahrertür am Boden. Er beugte sich hinüber und drückte auf den Knopf. Der Kofferraum ging mit einem dumpfen Laut auf.
Tyler wollte gerade wieder rückwärts aus dem Auto kriechen, als er das kalte Metall eines Pistolenlaufs an der Schläfe spürte.
Er erstarrte. Pietro begrüßte ihn mit: »Buona sera, Signore Locke.«
34. KAPITEL
Pietro konnte sein Glück kaum fassen. Er war dazu verdonnert worden, im BMW zu bleiben, weil er Locke am Vortag hatte entwischen lassen. Und nun schickte ihm der Himmel eine Chance, die Scharte wieder auszuwetzen.
Er sollte auf die Autos aufpassen, aber als er die Tiefgarage von innen gesehen hatte, konnte er sich nicht vorstellen, dass den Autos hier irgendeine Gefahr drohte. Deshalb hatte er sich auf dem Rücksitz ausgestreckt und auf seinem iPod Musik gehört.
Er hatte sie so laut gestellt, dass er nicht mitbekommen hatte, wie sich Locke näherte. Erst als sich die Tür öffnete, wurde er aufmerksam. Bei Lockes Anblick frohlockte er innerlich. Leise
entnahm er dem Versteck unter dem Sitz eine der beiden SIG-Sauer-Pistolen.
Pietros Englischkenntnisse waren begrenzt, aber die Pistole machte sowieso jedes Wort überflüssig. Sein Opfer stand mucksmäuschenstill da.
Mit der freien Hand holte er sein Handy hervor und wählte.
»Pronto?«
»Salvatore, ich habe eine Überraschung für Gia. Holt mich hier raus.«
»Sie hat gerade keine Zeit.«
»Dann komm du, und bring Tino mit. Ich habe hier genau das, was sie sucht.«
»Okay. Aber wehe, wenn es falscher Alarm ist.«
»Holt mich! «, verlangte Pietro noch einmal nachdrücklich und legte auf.
Er neigte den Kopf in Richtung Tür. Tyler blickte fragend darauf, und Pietro nickte bestätigend.
Aber anstatt die Tür zu schließen, stieg Tyler langsam mit erhobenen Armen aus.
»Nein, nein, nein! «, protestierte Pietro, aber der Dummkopf hielt erst inne, als seine Hände auf dem Wagendach lagen. Als wäre Pietro ein amerikanischer Polizist, der ihn verhaften wollte. Stupido.
Er hätte kein Problem damit gehabt, ihn gleich abzuknallen, aber Gia würde ihn lebend haben wollen. Er könnte ihn mit einem Schuss schachmatt setzen, aber dann wäre das ganze Auto mit Blut verschmiert. Pietro wusste nicht, wie man sagte: »Geh zurück ins Auto, du Idiot!« Vielleicht sollte er doch mal an einem Englischkurs teilnehmen.
Die Pistole auf Locke gerichtet, öffnete Pietro die Autotür auf seiner Seite. Locke blieb stehen, die Arme auf dem Autodach.
Pietro stieg aus, er wollte Locke unbedingt dazu bringen, wieder einzusteigen. Als er die Pistole hob, holte Locke blitzschnell aus, und seine schwere Taschenlampe traf seinen Gegner mit solcher Wucht am Arm, dass seine Waffe davonsegelte.
Pietro schrie laut auf, sein Handgelenk war zerschmettert. Er stolperte rückwärts und trat nach Locke, als dieser ihm blitzschnell mit der Taschenlampe den Rest geben wollte.
Pietro erwischte seinen Gegner mit dem Fuß, und Locke knallte mit dem Rücken an den Mercedes, der neben dem BMW parkte. Er hörte ein Klicken. Pietro hatte sein Schnappmesser gezogen.
Sein Gegner ging in der Hocke auf Locke zu, die verletzte rechte Hand hielt er an den Körper gedrückt. Er würde sich nun nicht mehr die Mühe machen, Locke lebend zu fassen. Mit dem Messer war er ein Virtuose, auch einhändig. Er musste nur nahe genug an ihn herankommen, dann würde er ihm die Kehle aufschlitzen.
Pietro warf sich nach vorn, in der Hoffnung, seinem Gegner den tödlichen Messerstich zu verpassen, aber Locke stieß ihn nach hinten, sodass er mit seinem Körper die Hintertür des BMW zuschlug. Blitzschnell drehte Pietro sich um. Nur noch die vordere Tür, hinter der Locke in Deckung gegangen war, trennte ihn von seinem Gegner.
Pietro wollte ihm das Messer in den Hals stoßen, Tyler war jedoch schneller und
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