Das Midas-Komplott - Thriller
nicht vorstellen, dass Sie meinen Vater und Stacys Schwester mit nach Neapel bringen.«
»Sorgen Sie dafür, dass jemand am Sonntag um fünfzehn
Uhr am Lincoln Memorial ist. Zur gleichen Zeit, das heißt abends um neun, findet in Neapel ein Konzert mit anschließendem Feuerwerk auf der Piazza del Plebiscito statt. Treffen Sie mich dort, zusammen mit Stacy.«
»Ich allein«, sagte Tyler.
»Beide oder Sie können sich die Mühe sparen.«
»Wir haben heute noch keine Videos erhalten.«
»Ich schicke sie jetzt. Wenn ich bestätige, dass das Rätsel gelöst ist, lässt man Sherman und Carol frei.«
Tyler wurde sauer, als er hörte, dass Orr von seinem Vater und Stacys Schwester sprach, als wären sie gute Freunde. Er glaubte nicht daran, dass Orr seine Geiseln laufen lassen würde. Trotzdem musste er gute Miene zum bösen Spiel machen.
»Wie finden wir Sie bei dem Konzert?«
»Ich rufe Sie vorher an und gebe Ihnen weitere Instruktionen. Seien Sie nur ja um neun Uhr da.« Orr legte auf.
Carol und der General sahen noch etwas mitgenommener aus als am Donnerstag, schienen aber beide unversehrt zu sein. Eine Botschaft konnte der General aber nicht mehr übermitteln. Das Video beschränkte sich auf Kopf und Brust. Seine Hände waren nicht mehr im Bildausschnitt.
»Orr lässt uns einfach keine Wahl«, sagte Tyler, als er Grant und Stacy das Video zeigte.
Sie nickte, als hätte sie nichts anderes erwartet.
»Es sei denn, Aiden kann uns mit irgendwelchen neuen Spuren helfen, sonst müssen wir uns weiter alleine durchbeißen«, sagte Grant.
Tyler seufzte. »Ich fürchte, du hast recht.«
Lösegeldübergaben waren immer schwierig. Die Parteien konnten einander nur allzu leicht übers Ohr hauen. Manchmal wurde das Geld gebracht, aber der Entführer setzte sich damit ab und tötete obendrein den Überbringer. Oder die Entführer
wurden von der Polizei geschnappt, sobald die Geiseln in Sicherheit waren. Für eine erfolgreiche Übergabe bedurfte es eines gewissen Vertrauens auf beiden Seiten, aber in ihrem Fall konnte davon wahrhaftig nicht die Rede sein. Tyler war sich verdammt sicher, dass Orr noch nicht einmal eine seiner Geiseln freilassen würde.
»Und jetzt?«, fragte Grant.
»Jetzt müssen wir erst einmal feststellen, ob das Gerät gerettet werden kann.«
Die Kugel war seitlich eingedrungen und oben ausgetreten. Hätte sie das Geolabium von vorne getroffen, wäre alles zerstört gewesen. Wie die Dinge standen, war nur ein kleiner Teil der Zahnräder in Mitleidenschaft gezogen. Tyler hoffte, dass das Gerät noch zu retten war.
Die Außenwände waren mit winzigen Schrauben befestigt. Tyler löste sie mit seinem Leatherman und hob die rückwärtige Seite ab, auf der nur eine Scheibe saß.
Wie er vermutet hatte, war auf der Innenseite ein Tracker mit Epoxidharz festgeklebt. Er inspizierte das Innenleben des Geräts mit seiner Taschenlampe.
Die Ursache dafür, dass sich die Scheiben nicht mehr drehen ließen, sprang gleich ins Auge. Ein Zahnrad war verbogen, die Zähne griffen nicht mehr ineinander.
»Mist«, sagte er.
»Schlimm?«, fragte Stacy.
Die Zahnräder ließen sich eines nach dem anderen herausnehmen. Er entfernte drei, die intakt waren. Dann war er bei dem Hauptzahnrad angelangt, das den gesamten Mechanismus antrieb. Genau dieses Rad hatte es erwischt. Ein Dutzend Zähne fehlten, und es war hoffnungslos verbogen.
Stacy nahm es in die Hand und drehte es in alle Richtungen.
»Kann man es reparieren?«, fragte sie.
Tyler warf Grant einen finsteren Blick zu.
»Wie lange braucht man dafür?«, fragte Grant.
»Ein paar Tage. Vorausgesetzt man hat das richtige Werkzeug. «
»Ein paar Tage? Kannst du nicht einfach eines kaufen?«
»Das ist keine Standardübersetzung«, erklärte Grant. »Dafür brauchst du Präzisionswerkzeug.«
»Ich rufe Miles an«, entschied Tyler. »Er kann uns die technischen Daten schicken. Er kennt wahrscheinlich jemanden in den USA, der diese Dinger schnell fabriziert.«
»Dort ist Freitagnachmittag. Selbst wenn er jemanden an der Hand hätte, der das Zahnrad anfertigen könnte, wir haben nicht mehr genug Zeit, es nach München schicken zu lassen, einzubauen, damit auf die Akropolis und anschließend auch noch nach Neapel zu fahren.«
»Es muss doch eine schnellere Methode geben, es zu ersetzen«, sagte Stacy. »Zu schade, dass wir nicht das Original benutzen können.«
Tyler legte das kaputte Zahnrad hin. Das war die Lösung!
»Doch, wir können das Original nehmen«,
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