Das Midas-Komplott - Thriller
Schaden kamen, war minimal. Erwischte man ihn, würde Tyler allerdings die Suppe auslöffeln müssen.
Die Säle des klassizistischen Gebäudes waren um zwei offene Innenhöfe arrangiert. Der einzige Weg zum Mechanismus von Antikythera verlief durch ein Labyrinth von Ausstellungsräumen, bis man zum hinteren Teil des Museums kam, von wo aus man wieder ein Stück zurück in Richtung Eingang gehen musste, bis man endlich in einem winzigen, nach Norden ausgerichteten Raum landete. Ohne Gebäudeplan wäre Grant völlig aufgeschmissen gewesen.
Unterwegs knipste er wie die Touristen um ihn herum scheinbar begeistert die Bronze- und Steinskulpturen. Für ihn waren die Kunstgegenstände aber bloß ein Vorwand, in Wirklichkeit konzentrierte er sich auf die Anordnung der Überwachungskameras und die Aufseher in den Sälen. Die meisten waren leger gekleidet und wirkten wie Studenten.
Grant schwitzte. Er war noch nie in einem Museum ohne Klimaanlage gewesen. Eigentlich suchte er gewöhnlich nur dann ein Museum auf, wenn er sich abkühlen wollte. Das Archäologische Museum in Athen war jedoch der reinste Brutkasten. Die Hoffnung auf eine kühle Brise konnte er sich abschminken. Die Luft wurde allein durch die Touristen in Bewegung versetzt.
Er kam an einigen Schaukästen mit antikem Goldschmuck und Keramikfragmenten vorbei. Jede Vitrine war durch ein Spiralkabel mit der Decke verbunden. Das dürfte die Elektrizitätszufuhr für Licht und Alarmanlage sein, dachte er.
Den ersten Wachmann entdeckte er nach zehn Minuten. Der Mann trug einen Blazer und unterhielt sich mit einer hübschen Aufseherin. Ausgestattet war er nur mit einem Walkie-Talkie. Von seinem Gürtel baumelte ein Schlüsselbund. Grant machte auch von ihm eine Aufnahme.
Er setzte seinen Weg weiter fort, bis er zu dem Mechanismus von Antikythera kam. Sein erster Gedanke war: »Und das soll alles sein?«
Das antike Bronzegerät stand in der Mitte des Raumes. Es war in einer Vitrine untergebracht, in der man die drei vom Salzwasser korrodierten Stücke von allen Seiten bewundern konnte. Keines war größer als Grants Hand. Es erstaunte ihn, dass es überhaupt möglich gewesen war, das Gerät komplett nachzubauen. In der Nachbarvitrine stand nämlich auf einem durchsichtigen Podest eine funkelnde Bronzereproduktion des alten Mechanismus. Sie schien nicht am Boden befestigt zu sein.
Die Vitrinen waren zwei Meter hoch. Die obersten dreißig Zentimeter bildete ein Metallaufsatz, in den die Beleuchtung integriert war. Stacy hatte gesagt, es müsse irgendwo ein Schlüsselloch geben, da man jede der kugelsicheren Vitrinen aufschließen konnte, wenn man den Bewegungsmelder abgeschaltet hatte.
Zwischen den beiden Schaukästen wurden auf einem Ständer die Röntgenaufnahmen des Originalfundes gezeigt, ohne die eine Nachbildung nicht möglich gewesen wäre.
Grant fiel auf, dass in diesem Raum statt der vorgesehenen
zwei nur eine Kamera von der Decke hing. Die zweite fehlte. Ein Teil des Raumes war also aus der Ferne nicht zu überwachen. Er machte noch weitere Fotos.
Zu dem Ausstellungsraum gehörte noch ein Nebenraum, danach ging es nicht weiter. Es gab jedoch einen Fluchtweg. Ein Notausgang führte zur Nordseite des Gebäudes. Daneben saß ein Aufseher.
Zufrieden suchte sich Grant seinen Weg zurück zum Haupteingang. Von dort schlenderte er um das Gebäude herum zur Nordseite. Er wollte sich ein Bild davon machen, wohin der Notausgang führte. Zwischen der Tür und der Straße erstreckte sich ein Hof, auf dem sich Marmorfragmente stapelten. Eine Bushaltestelle und ein Kiosk lagen etwas entfernt im Schatten von Bäumen, und an dem Zaun, der das Museumsgelände von der Straße trennte, parkten Motorräder und Motorroller. Sie waren in Athen zahlreicher als Autos.
Grant sah sich noch einmal seine Bilder auf der Kamera an und entschied, dass sie ausreichten. Ein Kinderspiel würde es nicht gerade sein, aber die Voraussetzungen hätten erheblich ungünstiger sein können.
Er rief Tyler an.
»Und? Wie ist die Lage?«, fragte sein Freund.
»Es tut mir unsäglich leid, aber dein wahnsinniger Plan könnte sich tatsächlich als durchführbar erweisen.«
40. KAPITEL
Tyler setzte seinen Schutzhelm auf.
»Grant meint, es könnte klappen«, wandte er sich zu Stacy, die gerade ihren eigenen Helm aufsetzte. Sie trugen beide Shorts, Tyler ein T-Shirt und Stacy ein Tank-Top. Er entdeckte
eine Tätowierung auf ihrer Schulter. Zwei kleine chinesische Schriftzeichen. »Bedeutet das
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