Das Midas-Komplott - Thriller
hatte bereits den Gang eingelegt, aber das Tor bewegte sich nur im Schneckentempo nach oben.
Nervös blickte er aus dem Führerhaus und entdeckte den General, der sich humpelnd näherte, die Waffe im Anschlag. Keine Sekunde später durchbohrten zwei Kugeln die Lastwagentür wenige Zentimeter über Crenshaws Beinen und blieben im Armaturenbrett stecken. Crenshaw erwiderte das Feuer.
Seine beiden ersten Schüsse verfehlten ihr Ziel. Der dritte Schuss traf den General in die Brust. Er brach zusammen. Seine Pistole fiel klappernd auf den Betonboden.
Das Hallentor war beinahe offen. In der Ferne heulten Sirenen. Der General hatte offenbar mit Philipps Telefon die Polizei alarmiert. Crenshaw war wild entschlossen, ihr nicht in die Hände zu fallen. Ursprünglich hatten sie einen der Muslime in der Lagerhalle lassen und den anderen zum Ort der Explosion mitnehmen wollen. Daran war aber jetzt nicht zu denken, nicht ohne Philipps Hilfe. Sollten die Bullen doch denken, dass ein dritter Attentäter nach Manhattan entkommen war. Es war auch ganz egal. Man würde den Anschlag trotzdem al-Qaida anhängen.
Crenshaw warf einen letzten Blick auf den scheinbar leblosen General. Er legte den Gang ein, und der Lastwagen fuhr dröhnend aus der Lagerhalle.
Niemand sah ihn. Er bog in den Business Parkway ein und beschleunigte sein Tempo, immer ein Auge auf den Rückspiegel gerichtet, um sicherzugehen, dass der General nicht in letzter Sekunde durch das sich nun wieder senkende Tor wankte.
Die Straße war von kleinen Lager- und Fertigungshallen gesäumt. Keiner der Anlieger hatte auch nur die leiseste Ahnung, dass in ihrer Mitte die Vorbereitungen zu einem Geniestreich gelaufen waren, der die Geschichte verändern würde.
Crenshaw sah zwei Polizeifahrzeuge näher kommen. Solange sie nicht die Schusslöcher in seiner Tür bemerkten, würden sie nie auf den Gedanken kommen, dass er von ihrem Ziel kam.
Sie rasten an ihm vorbei. Crenshaw war mittlerweile einen knappen Kilometer von der Lagerhalle entfernt. Der Abstand reichte. Er entsicherte den Zünder und drückte auf den Knopf.
Ein riesiger orangefarbener Feuerball stieg hinter ihm auf. Unmittelbar danach zerriss eine gewaltige Explosion die Luft. Obwohl er damit gerechnet hatte, erschreckte ihn ihre Wucht. Er grinste, als ihm aufging, dass er weitaus mehr Sprengstoff verwendet hatte, als nötig gewesen wäre.
Die Einsatzfahrzeuge kamen mit quietschenden Reifen zum Halt. Ein Polizist stieg aus und betrachtete das qualmende Gebäude. Nach Crenshaw drehte sich niemand um. Neunzig Sekunden später bog er auf die Interstate 81 in Richtung New York. Nach fünf weiteren Kilometern atmete er auf. Ihm kamen drei Feuerwehrzüge entgegen, die in die Richtung rasten, aus der er gekommen war.
49. KAPITEL
In einem Straßencafé an der Via Chiaia checkte Orr das Trackersignal, während Gaul ein Stück Pizza aß. Als er den Standort des Geolabiums sah, nickte er zufrieden. Alles lief wie am Schnürchen.
Es war acht Uhr, Locke und Benedict waren seit drei Uhr in Neapel. Orr schob seinen Espresso zurück und lächelte bei dem Gedanken, noch in dieser Nacht in den Besitz des Midas-Goldes zu gelangen.
Sein Handy läutete. Es war Crenshaw.
»Wo bleibt das Video?«, raunzte Orr ihn an. Er hätte es vor dreißig Minuten erhalten sollen.
»Welches Video?«, erwiderte Crenshaw mit stockender Stimme. »Herr im Himmel! Das ist so ziemlich das Letzte, was mich jetzt interessiert.«
Orr hörte, wie ein Motor heruntergeschaltet wurde. Irgendetwas war faul.
»Wo steckst du?«
»Im Lastwagen. Auf dem Weg nach New York. Die Lagerhalle ist im Arsch. Musste sie vorzeitig hochgehen lassen. Philipp hat’s erwischt.«
Tot?, dachte Orr. Dieser Idiot! »Was zum Teufel ist passiert? « Gaul hörte auf zu kauen und sah zu Orr herüber.
»Der General ist verduftet. Vorher hat er Philipps eine Kugel verpasst, aber ich hab’s ihm gleich zweimal heimgezahlt. Ich wäre geblieben, aber er hatte die Polizei alarmiert.«
»Wo ist er jetzt?«
»In tausend Stücke zerfetzt, wie das Mädchen und die beiden Muslimkerle.«
Orr hätte vor Zorn und Enttäuschung brüllen können. Nun
hatte er schon mit einem winzig kleinen Team gearbeitet, und doch musste er alles selbst tun, wenn es richtig laufen sollte!
»Was ist mit dem Lastwagen? Alles bereit?«
»Ja. Sie liegt im Anhänger unter dem Sägemehl.«
»Gut. Du weißt, wo du ihn parken sollst?«
»Bildest du dir ein, ich dreh dieses Ding allein?«
»Crenshaw, noch
Weitere Kostenlose Bücher