Das Model und der Scheich
zusammen und lehnte ab: „Nein danke. Es sieht lecker aus, aber ich esse keinen Zucker.“
„Hier ist nur Honig drin.“
„Honig auch nicht.“ Doch plötzlich hörte sie sich sagen: „Na gut, aber nur ein klitzekleines Stück.“
Ein Fehler, wie sich herausstellte. „Oh, das schmeckt einfach unvergleichlich!“, rief sie aus und legte sofort die kleine goldene Gabel aus der Hand.
Salih beugte sie zu ihr, und nun sah sie seine Augen ganz deutlich. Sie glitzerten belustigt – und es lag noch etwas anderes darin. Etwas, das ihr Herz schneller schlagen ließ.
„Widerstehst du allen Versuchungen so gut, Disie?“, fragte er mit rauer Stimme, die Desirée auf der Haut zu spüren glaubte.
Sie sah ihn an, sah die Härte seines Gesichtes, die sie früher an ihm nicht gekannt hatte.
„Du nicht?“, fragte sie zurück.
„Nicht allen“, antwortete er, und sie wusste sofort, dass er damit nicht die Süßspeise meinte … Seine Augen funkelten, als er mit den Fingern etwas davon nahm, den Kopf in den Nacken legte und sich das Stückchen in den Mund steckte.
Bei diesem erotischen Anblick verschlug es Desirée den Atem. Sie erbebte.
Bevor sie sich abwenden konnte, sah Salih ihr in die Augen, und ihm war klar, dass er ihre Empfindungen richtig gedeutet hatte. Obwohl sie rot wurde, schaffte sie es nicht, wegzusehen.
In seinen Augen lag tiefe Sehnsucht. Er lächelte und sagte, was er nicht hatte sagen wollen: „Soll ich heute Nacht zu dir in dein Zimmer kommen, Desi?“
Desirée fühlte Hitze in sich aufsteigen. Sie verstand die Welt nicht mehr.
Warum bin ich nur so schwach? fragte sie sich. Ich habe zehn Jahre Zeit gehabt, alles zu überwinden, aber …
„Nein!“
Er zuckte die Schultern. „Dann musst du zu mir kommen.“
„Du glaubst wohl an Märchen?“
Was ist nur mit mir los? Dabei ist es erst mein erster Tag hier, dachte sie und atmete tief durch. Irgendwie bin ich dem allen nicht gewachsen. Je eher ich aus diesem Palast herauskomme, desto besser. Wenn ich erst bei der Grabungsstätte bin – und nicht mehr mit Salih allein …
Sie setzte sich aufrecht, zog die Beine an und stopfte sich ein Polster in den Rücken.
„Übrigens hast du mir noch nicht gesagt, wie lange wir brauchen werden.“
„Wofür meinst du?
„Wofür meinst denn du?“
„Desi, wir werden mindestens vier Tage unterwegs sein, vielleicht sogar fünf.“
6. KAPITEL
Wie war dein Flug? Hast du IHN schon getroffen?
Wo steckst du? Bitte ruf mich an.
Auf dem BlackBerry, ihrem neuen E-Mail-fähigen Handy, fand Desirée ganze fünf Nachrichten von Samiha vor – eine verzweifelter als die andere. Und ebenso viele entgangene Anrufe.
Eigentlich hätte sie der Freundin schon in der Ankunftshalle oder wenigstens aus dem Auto einen kurzen Text schicken sollen.
Doch zu Desirées eigener Verblüffung hatte sie es schlicht vergessen. Von dem Moment an, in dem sie Salih begegnet war, hatte sie nicht mehr an ihr Handy gedacht – und an vieles andere ebenfalls nicht.
Hat er dich aufgefressen? Was ist nur los?
Mit dem BlackBerry in der Hand saß Desirée da. Sie hätte Samiha anrufen sollen, aber sie hatte einfach keine Lust, ihr von Salih und dem gemeinsamen Abendessen zu erzählen.
Oder davon, dass sie es gerade abgelehnt hatte, die Nacht mit ihm zu verbringen.
Doch langsam wurde es wirklich Zeit, der Freundin zu antworten.
Sorry. Habe ziemlichen Jetlag. S. hat mich abgeholt. Muss jetzt schlafen. Mehr morgen, schrieb sie und klappte das Gerät sofort wieder zu – bevor Samiha womöglich anrief.
Dann lag sie beim angenehmen Lichtschein einer Lampe in dem märchenhaften Bett und versuchte, wieder einen kühlen Kopf zu bekommen.
Fünf Tage in der Wüste – allein mit Salih! Warum hatte Samiha ihr davon nichts erzählt?
Was sollte sie tun, Tag für Tag und Nacht für Nacht mit einem Fremden, mit dem sie eine gemeinsame Vergangenheit verband? Einem Mann, der mit ihr schlafen wollte – um leichter Schluss machen zu können.
Er wollte sie. Auch wenn er gesagt hatte, dass er sie nicht mehr liebte – und sie keinen Grund hatte, es zu bezweifeln – war doch offensichtlich, dass er sie begehrte. Heute Nacht war sie nur deshalb allein, weil sie es so gewollt hatte. Wenn sie nur einen Moment ins Wanken gekommen wäre, wäre er jetzt hier bei ihr. Gewissermaßen mit einem Wimpernschlag hätte sie Salih zu sich bitten können.
Vielleicht kam er noch? Ausgeschlossen war es nicht. Zwar hatte sie Nein gesagt, aber es war gut möglich,
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