Das Model und der Scheich
Karriere als Topmodel garantiert … Leo kam wie gerufen: Zumindest der berufliche Teil ihrer Zukunft warf damit keinerlei Probleme auf.
Unter seiner Leitung besuchte sie die besten Model-Schulen Europas. Er kreierte ihren unverwechselbaren Look und brachte sie ganz groß heraus.
Und doch wusste sie im Grunde ihres Herzens, dass der Neid anderer nicht zwangsläufig bedeutete, dass dieses Leben wirklich zu ihr passte. Sie sehnte sich so sehr nach Salih, dass es wehtat …
Salih ist verletzt.
Desirée stand am Meer und hielt sich ein Ohr gegen die Geräusche am Strand zu, während sie telefonierte. Als sie die Nachricht hörte, stolperte sie und wäre beinahe hingefallen.
„Wie ist das passiert?“
„Er hat einen Angriff auf eine Stellung der Kaljuken geführt“, schluchzte Samiha. „Baba versucht, mehr herauszubekommen. Wir denken, dass Salih in einem Feldlazarett ist.“
„Ein Freund von mir wurde im Krieg zwischen Kaljukistan und Parvan verwundet“, sagte Desirée zu Leo. „Ich muss zu ihm. Bitte nimm keine neuen Termine für mich an.“
Doch Leo hatte es nicht geschafft, ihr auch nur ein paar Tage frei zu halten …
„Er ist wieder im Mittleren Barakat“, berichtete Samiha halb erleichtert, halb besorgt. „Im besten Krankenhaus, sagte Onkel Khaled. Oje, Des, es ist der Kopf !“
Sofort schickte Desirée eine nette Karte mit aufgenähtem Teddybärmotiv.
Da sie es nicht wagte, schriftlich ihre Gefühle offenzulegen, begnügte sie sich mit ein paar Zeilen. Wenn sie erst Antwort von ihm erhielt, würde sie sich mehr trauen. Sie war sich sicher, von ihm einen Brief zu bekommen, vorausgesetzt natürlich, dass er überhaupt schreiben konnte …
Jede Nacht träumte sie von ihm. In den Träumen war Salih irgendwo in der Dunkelheit und rief nach ihr. Aber sie fand ihn nicht, und immer, wenn sie nach ihm rufen wollte, brachte sie keinen Ton heraus.
„Er ist außer Gefahr und durfte heim“, sagte Samiha drei Wochen später. „Jetzt kümmert sich meine Tante um ihn.“
Endlich kam ein Brief aus Barakat, der nur von Salih stammen konnte. Desirée war klar, dass sie nun den Mut aufbringen musste, mit Leo zu reden. Sie musste ihm sagen, dass ihre Karriere als Model vorbei war, denn dieses Leben passte einfach nicht zu ihr. Sie gehörte zu Salih.
Erwartungsvoll hatte sie den Umschlag aufgerissen.
In dem Brief stand nur wenig. Schon bevor sie ihn gelesen hatte, erfasste sie tiefe Traurigkeit. Warum schreibst du mir? Wieso bist du nicht zu mir gekommen? Du hast unehrenhaft gehandelt. Und ein Mann darf nur eine Frau mit Ehre heiraten, sonst wird er seine Entscheidung ein Leben lang bereuen.
Durch die bunten Glaseinsätze schien der Mond und warf farbige Flecken auf Desirées Gesicht. Sie öffnete die Tür und trat hinaus auf den Balkon.
Der Hof lag still im silbernen Licht des fast vollen Mondes, das vom Bassin reflektiert wurde. Als ein leichter Wind aufkam, kräuselte sich die Wasseroberfläche.
Leise rauschten die Blätter des Baumes, und ein früher Vogel begann zu singen. In den Kletterpflanzen war das Brummen eines Nachtfalters zu hören.
Der Wind drückte Desirée das seidene Nachthemd gegen den Körper. Im Mondlicht bot sie einen herrlichen Anblick.
Kein Wunder, dass viele Völker Mond und Wind verehren, dachte Salih, wenn sie uns solche Schönheit schenken.
Als ob sie seine Nähe ahnte, erschauerte Desirée, doch sie wandte sich nicht der Stelle zu, wo er im Schatten der Arkaden stand.
Er hatte gewusst, dass sie kommen würde. Wahre Sehnsucht würde stets Sehnsucht anziehen … Desirée.
Gegen das Balkongeländer gelehnt, betrachtete sie die dunkle Kuppel des Palastes, die ganz anders wirkte als bei Tag.
Sie hatte Salih so sehr geliebt, dass sie es nicht auszudrücken vermochte. Und dann hatte sie versucht, nicht mehr daran zu denken. Doch das hatte ebenso wenig bewirkt wie Salihs Grobheiten. Um weiterleben zu können, hatte sie sich vorgemacht, dass ihr nichts mehr an ihm lag. Das war der einzige Weg gewesen …
Heute Nacht war ihr klar geworden, dass die Liebe, die sie aus ihrem Bewusstsein verdrängt hatte, tief in ihrem Herzen nur umso heftiger weiterloderte. All die Gefühle, die sie jahrelang unterdrückt hatte, strebten nun mit Macht an die Oberfläche.
Tränen in den Augen, flüsterte sie: „Salih. Oh, Salih.“
Und plötzlich war er bei ihr, legte die starken Arme um sie und zog Desirée leidenschaftlich an seine nackte Brust.
„Ich wusste, dass du kommen würdest“,
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