Das Model und der Scheich
aufgeschlagen, und Desirée ließ sich den letzten Bissen Lammfleisch schmecken.
„Hat die Oase einen Namen?“, fragte sie.
„Sie heißt Halimahfels.“
„Halimah? Hast du nicht gesagt, sie war eine bedeutende Königin?“
„Genau. Nach dem Tod ihres Mannes regierte sie viele Jahre stellvertretend für ihren Sohn und hat dabei den Thron auch erfolgreich verteidigt.“
„Und was hat sie hier in der Wüste gemacht?“
„Während einer Schlacht wurde sie mit einem Teil ihres Heeres versprengt. Mithilfe eines Beduinen fanden sie hierher, wo sie sich erfrischen und ausruhen konnten. Am nächsten Tag zogen sie zurück in die Schlacht und siegten. Später hat die Königin verfügt, dass der Brunnenschacht ausgemauert wurde – zu Ehren des Beduinen. Die Reste der Ausmauerung sieht man noch heute.“
Inzwischen war die Sonne fast untergegangen, und Salih sammelte Rinde und trockene Palmblätter. Selbstvergessen beobachtete Desirée das Farbenspiel am Himmel, das von Gold über Hellrot bis hin zu einem flammenden Feuerrot reichte.
Die Wüste schien unendlich. Und wie ein Märchen, das sich vor Desirée auftat.
„Es ist seltsam“, murmelte sie nach langem Schweigen.
„Was?“, fragte Salih, während er Feuer machte.
„Mir kommt es vor, als hätte eine Denkart von mir Besitz ergriffen, die – hier auf mich gewartet zu haben scheint. Als ob es keine Zeit gäbe, sondern nur die ewige Wüste.“
Er nickte. „Die Wüste hat auf Menschen oft ganz eigenartige Auswirkungen. Warst du schon einmal in einer?“
„Nur zu Modeaufnahmen. Einmal musste ich vor zerschossenen Panzern posieren. Schrecklich! Aber richtig weit drin, so wie jetzt, war ich noch nie. So habe ich mich noch nie gefühlt.“
„Die Wüste hält immer Wunder bereit …“, meinte Salih nachdenklich. „Oft sehen die Menschen in ihr, was sie am meisten wünschen.“
„Und was ist das bei mir?“
„Vielleicht, dass man hier außerhalb der Zeit steht. Dass sie keine Rolle spielt.“
Betroffen schwieg Desirée und sann über die Wahrheit nach, die in diesen Worten lag. Nach einer Weile sprach Salih weiter: „Was wäre, wenn es nur die Wüste und die Ewigkeit gäbe, Desi? Das wünsche ich mir auch. Jetzt weiß auch ich, dass wir nur stand… Wie heißt das Wort?“
„Stand…“ Desirée, die plötzlich einen Kloß im Hals spürte, räusperte sich. „Standhafter.“
Am dunklen Himmel gingen die ersten Sterne auf. Aus dem Feuer stieg dicker Rauch auf – und plötzlich eine hell lodernde Flamme.
„Ja, standhafter hätten wir sein müssen. Dann wäre alles anders. Du wärst meine Frau, und im Zelt würden die Kinder schlafen. Stellst du dir das auch so schön vor, Desi?“
Baba, Baba, ich habe Durst!
Der Traum war so zum Greifen nahe, dass sich Desirée das Herz zusammenkrampfte.
Mit gepresster Stimme sprach er weiter: „Was ist es, was uns nach all den Jahren so stark verbindet? Warum sind uns unsere gemeinsamen Tage so gegenwärtig?“
Wie der Rauch des Feuers stand diese Frage in der Luft.
Desirée brannten die Augen. „Ich weiß es nicht“, flüsterte sie. So seltsam es war: Irgendetwas an diesem Abend erinnerte sie an die Insel … das Feuer, die Sterne und Salihs Nähe. Liebe! Nein, verbesserte sie sich, die Erinnerung an Liebe. So hatte er es genannt.
Im nächsten Moment lag er neben ihr auf der Decke.
Leise und mit heiserer Stimme sagte er: „Hier steht die Zeit still, Desi. Wir fühlen es beide. Hier dürfen wir sein, was wir einst waren. Lieben wir uns wie damals, in aller Unschuld. Nur ein Mal. Als ob es die letzten Jahre nicht geben würde.“
Desirée zerriss es schier das Herz. Sie schluckte. „Was willst du, Salih?“
Zärtlich berührte er ihre Brust. „Weißt du noch, wie ich dich zum ersten Mal berührt habe? Wie mir dabei die Hand gezittert hat?“
Langsam zog er ihr das Hemd aus, das sie sich übergestreift hatte. Unter ihrem T-Shirt war sie nackt, und er wusste es. Mit sanftem Druck drängte er sie auf die Decke.
Er schob die Hand unter das T-Shirt und ließ die Finger über die zarte Haut ihrer Brüste gleiten. Desirée fühlte sich genauso wie damals …
„Mir hat das Herz bis zum Hals geklopft, Desi. Das werde ich nie vergessen. Wie weich deine Haut sich angefühlt hat und wie du auf mich reagiert hast …“ Leicht rieb er ihre feste Brustspitze, die Desirées Sehnen unmissverständlich verriet. Dann zog er das T-Shirt höher und beugte sich über sie.
Im Feuerschein nahm sie die schmerzliche
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