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Das Mönchskraut

Das Mönchskraut

Titel: Das Mönchskraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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Mallilie, das Bonel der Abtei übergeben hatte, um in ihren Mauern sein Leben beschließen zu können. »Sie haben sich also bei uns niedergelassen? Möge Gott ihr neues Heim segnen! Und du bist der Diener, der ihnen die Mahlzeiten bringen wird. Sicher mußt du dich erst zurechtfinden. Warst du schon in der Küche des Abts?«
    »Ja, Herr.«
    »Ich bin niemandes Herr«, entgegnete Cadfael in mildem Ton, »aber aller Menschen Bruder. Und wie lautet dein Name, mein Freund? Da wir einander oft sehen werden, sollten wir jetzt gleich Bekanntschaft schließen.«
    »Ich heiße Aelfric.« Der junge Mann war von der Tür zur Feuerstelle gekommen und sah sich nun mit unverhohlenem Interesse um. Sein Blick blieb voller Ehrfurcht an der großen Flasche hängen, die das Eisenhutöl enthielt. »Ist diese Arznei wirklich so gefährlich? Ich meine - kann eine geringe Dosis tödlich wirken?«
    »Vieles, was uns die Natur schenkt, kann zum Tod führen, wenn es falsch angewendet oder in überreichem Maße eingenommen wird - sogar Wein, wenn man zuviel davon trinkt, oder gesundes Essen, wenn man es in riesigen Mengen hinunterschlingt. Sind deine Herrschaften zufrieden mit ihrem neuen Zuhause?«
    »Es ist noch zu früh, um ein Urteil abzugeben«, antwortete der junge Mann vorsichtig.
    Wie alt mochte er sein? Fünfundzwanzig Jahre? Sicher nicht viel älter. Sobald man ihm zu nahe trat, schien er imaginäre Stacheln zu spreizen wie ein Igel - bereit, sich gegen die ganze Welt zu verteidigen. Er fühlt sich nicht frei, dachte Cadfael voller Mitleid, und seine Seele ist verletzlich. Dient er jemandem, der nicht so gefühlvoll ist wie er selbst? Das wäre gut möglich.
    »Wie viele Leute leben in eurem Haus?«
    »Mein Herr, meine Herrin und ich. Und ein Mädchen.« Ein Mädchen! Mehr sagte er nicht zu diesem Thema. Und die breiten, ausdrucksvollen Lippen schlössen sich sofort wieder nach diesen wenigen Worten.
    »Nun, Aelfric, du kannst zu mir kommen, wann immer du möchtest, und wenn ich deiner Herrin einen Gefallen erweisen kann, so will ich das gerne tun. Was für Kräuter braucht sie denn?«
    »Sie läßt dich um Beifuß und Basilikum bitten, falls du das hast. Für heute abend hat sie einen Topf zum Aufwärmen mitgebracht«, fügte Aelfric, der jetzt ein wenig auftaute, erklärend hinzu. »Er steht auf der Kaminleiste, und sie will noch ein paar Kräuter dazutun. Leider mußte sie ihren Vorrat in Mallilie zurücklassen, so wie viele andere Dinge.«
    »Nun, was ich habe, will ich ihr geben. So, mein Junge, hier hast du einen Bund Beifuß und einen Bund Basilikum. Ist Mistreß Bonel eine gute Herrin?«
    »Ja«, erwiderte der junge Mann und machte den Mund sofort wieder zu, so wie vorhin, als er von dem Mädchen gesprochen hatte. Dann runzelte er die Stirn, als würden ihn wirre, widersprüchliche Gedanken quälen, und fuhr zögernd fort: »Sie war Witwe, als sie Herrn Bonels Frau wurde.« Er griff nach den Kräutern, harte Finger umklammerten die Stengel - wie einen Hals? An wen mochte er unbewußt denken? Sicher nicht an seine Herrin, denn er schien sie zu mögen. Immerhin hatte er sich, als von ihr die Rede gewesen war, zu ungewöhnlicher Mitteilsamkeit durchgerungen.
    »Vielen Dank, Bruder.« Mit lautlosen, geschmeidigen Schritten entfernte er sich. Wenige Sekunden später hatte sich die Tür hinter ihm geschlossen. Cadfael blickte nachdenklich vor sich hin. Bis zur Abendandacht hatte er noch eine Stunde Zeit. Er beschloß, ins Hospital zu gehen, Bruder Rhys' alte, abgestumpfte Ohren mit süßen, walisischen Lauten zu erfreuen und das Eisenhutöl kräftig in seine schmerzenden Gelenke zu reiben. Ja, das wäre ein gutes Werk.
    Aber was sollte er für diesen wilden Jungen tun, der in einem seelischen Gefängnis voller Leid und Haß lebte? Vermutlich war er ein Leibeigener, dessen Fähigkeiten weit über seinen gesellschaftlichen Status hinausgingen, und er schien einen geheimen Kummer zu nähren - vielleicht nicht nur einen ...
    Cadfael erinnerte sich an jenen Augenblick, wo Aelfric das Mädchen erwähnt hatte, um dann sofort wieder den Mund zu schließen und bittere Gefühle zwischen den Zähnen zu zermalmen. Eifersucht?
    Nun, sie waren eben erst hier angekommen, alle vier. Man mußte erst einmal abwarten. Cadfael wusch sich die Hände mit jener Sorgfalt, die er auch seinen Kunden empfahl, sah sich kurz in seinem kleinen Königreich um und machte sich auf den Weg zum Hospital.
    Der alte Bruder Rhys saß in seinem ordentlich gemachten

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