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Das Mönchskraut

Das Mönchskraut

Titel: Das Mönchskraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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dir verdächtig erscheinen, Wachtmeister.«
    »Willst du mich lehren, wie ich mein Amt auszuüben habe?« fragte der Wachtmeister mit einem nachsichtigen Grinsen.
    »Ich erwähne nur gewisse Besonderheiten, die in mein Fachgebiet fallen und die dir helfen könnten, Fehler zu vermeiden«, entgegnete Cadfael friedfertig.
    Der Wachtmeister blieb in der Tür stehen und sagte über die Schulter: »Mit deiner Erlaubnis werden wir den Schurken erst einmal verhaften. Ich bezweifle, daß wir deines Rats noch bedürfen werden, sobald wir ihn haben.« Und dann marschierte er den kurzen Gartenweg zur Straße hinab, wo die Pferde festgebunden waren, und seine beiden Männer eilten hinter ihm her.
    Am späten Nachmittag betraten der Wachtmeister und seine Eskorte Martin Bellecotes Werkstatt in der Wyle-Straße. Der Zimmermann, ein großer, gutaussehender Mann Ende Dreißig, blickte freundlich von seiner Arbeit auf und fragte die Beamten nach ihren Wünschen, ohne Verwunderung und Angst zu zeigen. Er hatte schon ein oder zwei Aufträge für Prestcotes Garnison erledigt und betrachtete es keineswegs als Bedrohung, daß die Männer des Landrats in seinem Laden erschienen. Seine braunhaarige, hübsche Frau schaute neugierig aus der Küchentür im Hintergrund der Werkstatt, drei Kinder tauchten auf, um die Besucher freimütig und furchtlos anzustarren - ein etwa elfjähriges, ordentlich gekleidetes Mädchen, das wie eine tüchtige, kleine Hausfrau aussah, ein kleiner, kräftiger Junge von ungefähr acht Jahren und die vierjährige Jüngste, mit einer Holzpuppe unter dem Arm.
    Aufmerksam belauschten sie das Gespräch, das ihr Vater mit den Beamten führte. Die Haustür blieb offen, und der Wachtmeister hatte eine laute, herrische Stimme.
    »Du hast einen Lehrling namens Edwin, Meister. Ich habe mit ihm zu reden.«
    »Ja, das stimmt«, antwortete Martin mit sanfter Stimme, stand auf und wischte sich Harzpolitur von den Händen. »Das ist Edwin Gurney, der jüngere Bruder meiner Frau. Er ist noch nicht zu Hause. Heute mittag ging er zum Foregate, um seine Mutter zu besuchen. Eigentlich müßte er schon wieder da sein, aber wahrscheinlich wollte ihn seine Mutter länger bei sich behalten. Was wollt ihr von ihm?« Er war immer noch guter Dinge, denn seines Wissens gab es keinen Grund zur Sorge.
    »Er hat das Haus seiner Mutter vor zwei Stunden verlassen«, berichtete der Wachtmeister mit ausdrucksloser Miene. »Wir kommen gerade von dort. Nichts für ungut, mein Freund - wenn du sagst, daß er nicht hier ist, dann will ich dir gern glauben. Aber es ist meine Pflicht, ihn zu suchen.
    Gestattest du uns, in deinem Haus und im Hof nachzusehen?«
    Martins Gelassenheit geriet sekundenlang ins Wanken.
    Verwirrt runzelte er die Stirn. Der braune Kopf seiner Frau erschien wieder in der Küchentür, plötzlich lag ein wachsamer Ausdruck in ihren Augen. Die Kinder starrten unverwandt auf die Beamten. Das kleine Mädchen erhob die Stimme natürlichen Widerstands gegen das Gesetz. »Garstiger Mann!« rief es, und niemand gebot ihm zu schweigen.
    »Wenn ich sage, daß er nicht hier ist«, entgegnete Martin in ruhigem Ton, »dann kannst du dich darauf verlassen. Aber überzeuge dich selbst. Mein Haus, mein Hof und meine Werkstatt haben nichts zu verbergen. Und was verbirgst du?
    Dieser Junge ist mein Schwager, er ist aus freien Stücken mein Lehrling geworden, und ich liebe ihn. Was willst du von ihm?«
    »Heute morgen besuchte er das Haus am Foregate«, sagte der Wachtmeister langsam, »und dort liegt Master Gervase Bonel, sein Stiefvater, der ihm das Landgut Mallilie als künftiges Erbe versprach und sich dann anders besann, tot in seinem Bett - ermordet. Und ich suche Edwin, weil er unter Mordverdacht steht. Genügt dir das?«
    Dem ältesten Sohn dieses bislang glücklichen Hauses, der sich erst vor wenigen Minuten zu seinen Geschwistern gesellt hatte und die Ohren spitzte, genügte das vollkommen. Was für furchtbare, unerklärliche Neuigkeiten ... Das Gesetz war auf Edwins Spur - und Edwin hätte längst nach Hause kommen müssen, wenn alles in Ordnung wäre. Edwy fühlte sich schon seit einer ganzen Weile unbehaglich und wartete auf ein Unheil, während die Erwachsenen nichts Böses ahnten. Hastig wandte sich der Junge ab und kletterte durch ein Fenster in den Hof hinaus, bevor die Beamten die Wohnräume betreten konnten.
    Flink wie ein Eichhörnchen stieg er auf einen Holzstapel und über die Mauer, dann rannte er auf lautlosen Sohlen zum Fluß, zu

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