Das Mönchskraut
Maria Verkündigung im nächsten Jahr ab, also können wir uns auch damit Zeit lassen. Aber Master Bonel verläßt sich drauf, daß das Dokument baldmöglichst gesiegelt wird. Er möchte seine Sachen in das Haus bringen.«
»Erkläre mir doch noch einmal die Bedingungen«, bat der Abt. »In letzter Zeit hatte ich so viel im Kopf - und so habe ich leider vergessen, was vereinbart wurde.«
»Nun, er überträgt uns sein Haus Mallilie mit mehreren Pachtgütern, und dafür möchte er das Wohnrecht in der Abtei erhalten, im ersten Haus an der Stadtseite des Mühlenteichs.
Es steht leer, und er sagt, es wäre genau das Richtige für seine Frau, ihn selbst sowie zwei Dienstboten. Die Einzelheiten entsprechen den Abmachungen, die in einem solchen Fall üblich sind. Die Bonels bekommen täglich zwei Laibe Mönchsbrot und einen Laib Dienstbotenbrot, zwei Gallonen Traditionsbier und eine Gallone Dienstbotenbier, an Fleischtagen ein Fleischgericht aus der Klosterküche, wie es den Wachtmeistern der Abtei zusteht, und an Fischtagen ein Fischgericht sowie zusätzliche Mahlzeiten, wann immer es besondere Leckerbissen gibt. Ihr Diener wird die Speisen jeweils holen. Sie erhalten auch täglich ein Fleisch-oder Fischgericht für ihre beiden Angestellten. Außerdem kann Master Bonel alljährlich eine Kutte beanspruchen, wie die älteren Klosterbeamten, und seine Frau möchte zehn Shilling im Jahr, so daß sie sich selbst ihre Kleidung aussuchen kann.
Dazu kommen noch zehn Shilling pro Jahr für Wäsche, Schuhe, Brennholz und Verpflegung eines Pferdes. Falls einer der Bonels stirbt, steht dem anderen weiterhin das Recht zu, in dem Haus zu wohnen und die Hälfte der oben genannten Lebensmittel und Summen in Empfang zu nehmen. Allerdings brauchen wir für den Fall, daß Mistreß Bonel ihren Mann überlebt, kein Pferd mehr für sie zu halten. Dies sind die Bedingungen, und ich wollte nach der Kapitelsitzung die Genehmigung bezeugen lassen. Der Richter hat einen Schreiber hergeschickt.«
»Ich fürchte, daß auch diese Sache warten muß«, sagte der Abt seufzend. »Meine Rechte sind in der Schwebe.«
»Das wird Master Bonel sehr unangenehm sein«, meinte der Kellermeister besorgt. »Die beiden haben ihre Übersiedlung schon vorbereitet und erwarten, daß sie das Haus in den nächsten Tagen beziehen können. Weihnachten steht vor der Tür - und wir können sie nicht im Ungewissen lassen.«
»Man könnte ihnen doch erlauben, hierher zu übersiedeln, auch wenn die offizielle Genehmigung noch warten muß«, schlug Prior Robert vor. Nachdem niemand bezweifelte, daß er Heriberts Nachfolge antreten würde und mit König Stephen auf viel besserem Fuß stand als sein Vorgänger, sprach er mit siegessicherer Autorität.
Der Abt nickte erleichtert. »Ich glaube, das wäre zulässig.
Gut, Bruder Matthew. Die Bonels sollen bei uns Einzug halten, die offizielle Genehmigung wird sicher bald erfolgen. Das kannst du unseren Gästen versichern. Sie sollen sich noch vor Weihnachten bei uns einleben, damit sie das Fest genießen können. Gibt es noch andere Fälle, um die wir uns kümmern müssen?«
»Nein, Vater«, antwortete Bruder Matthew, dann fragte er bedrückt und nachdenklich: »Wann mußt du abreisen?«
»Übermorgen. Ich kann nicht mehr so schnell reiten, und wir werden mehrere Tage auf der Straße verbringen. Während meiner Abwesenheit wird natürlich Prior Robert das Kloster leiten.«
Geistesabwesend hob Heribert seine Hand, um die Mönche zu segnen, und verließ den Kapitelsaal. Prior Robert eilte ihm nach, in der offensichtlichen Überzeugung, die Benediktinerabtei St. Peter und St. Paul in Shrewsbury schon jetzt unter Kontrolle zu haben. Und er hegte zweifellos die Absicht, ihr bis an sein Lebensende vorzustehen.
In traurigem Schweigen gingen die Brüder hinaus, um dann gedämpfte, aber erregte Gespräche zu führen, sobald sie sich in dem großen Hof verteilt hatten. Heribert war seit elf Jahren ihr Abt - ein gutmütiger, umgänglicher Mann, vielleicht ein wenig zu großzügig. Bangen Herzens sahen sie den möglichen Veränderungen entgegen.
Eine halbe Stunde vor dem Hochamt um zehn Uhr wanderte Cadfael gedankenverloren zu seinem Schuppen im Kräutergarten, um ein paar Pflanzen zu inspizieren, die er züchtete. Der gepflegte, von dichten Hecken eingefriedete Garten sah nach den ersten kalten Nächten dürr und öde aus.
Die Blätter welkten und färbten sich braun, die zarteren Pflänzchen zogen sich in die Wärme des Erdreichs
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