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Das Mönchskraut

Das Mönchskraut

Titel: Das Mönchskraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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des Mönches geschwunden.
    Das Kind war so ehrlich wie der helle Tag, befand sich in einer gefährlichen Lage und brauchte dringend Freunde.
    Aber Edwin war auch klug und wachsam. Es beunruhigte ihn, daß jene Arznei erwähnt worden war. »Bruder Cadfael ...«, begann er zögernd. Der Name kam fast ehrfürchtig über seine Lippen, wobei seine Hochachtung nicht dem älteren Mönch galt, sondern dem jungen Kreuzfahrer, an den sich seine Mutter gern und oft erinnert hatte, um sein gutes Aussehen und seinen Wagemut in glühenden - sicher übertriebenen - Farben zu beschreiben. »Du wußtest, daß ich mit Meurig im Hospital war und du hast Edwy danach gefragt. Ich verstehe nicht, warum.
    Ist das wichtig? Hat es etwas mit dem Tod meines Stiefvaters zu tun? Ich kann mir nicht vorstellen, auf welche Weise ...«
    »Nein, das kannst du wohl nicht, mein Kind«, entgegnete Cadfael. »Dies ist der Beweis für deine Unschuld - aber es wird schwierig sein, es den anderen begreiflich zu machen, auch wenn ich persönlich nicht den geringsten Zweifel habe. Setz dich wieder zu deinem Neffen ... Lieber Gott, an dieses Verwandtschaftsverhältnis werde ich mich nie gewöhnen! Reißt euch zusammen und fangt nicht wieder zu raufen an, während ich euch etwas erzähle, was außerhalb der Klostermauern noch nicht bekannt geworden ist. Ja, deine beiden Besuche im Hospital sind in der Tat wichtig, ebenso wie das Öl, mit dem Meurig seinen Onkel behandelt hat. Allerdings muß ich betonen, daß viele Leute über dieses Medikament Bescheid wissen und sich besser mit seinen guten und schlechten Eigenschaften auskennen als du. Verzeih, daß ich dich glauben machte, Master Bonel wäre erstochen worden. Und du müßtest mir verzeihen - denn da du diese Geschichte fraglos akzeptiert hast, erkannte ich, daß du schuldlos bist. Die Wirklichkeit sieht anders aus, meine Freunde. Master Bonel wurde vergiftet. In der Speise, die ihm der Prior schickte, befand sich jenes Eisenhutöl. Wer immer es dem Rebhuhn beifügte, hatte es entweder aus diesem Schuppen oder aus dem Hospital geholt.
    Und deshalb stehen alle unter Verdacht, die beide Vorratslager und die tödliche Gefahr des Öls kennen - die nur zur Wirkung kommt, wenn es verschluckt wird.«
    Die beiden schmutzigen, müden, gepeinigten Jungen starrten den Mönch entsetzt an, als sie endlich die ganze Wahrheit erfahren hatten. Sie rückten näher zusammen auf ihrer Bank - wie bedrohte junge Vögel in ihrem Nest. Die Jahre, die sie zur männlichen Reife führten, bedeuteten plötzlich nichts mehr - jetzt waren sie wieder verängstigte Kinder.
    »Er wußte es nicht«, würgte Edwy hervor, »und ich auch nicht. Ich hätte es ihm nicht erzählen können, denn der Wachtmeister sprach nur von einem Mord. Und Edwin rannte aus dem Haus seines Stiefvaters, ohne zu ahnen, daß noch eine Speise aufgetischt werden sollte.«
    »Ich wußte, daß dieses Rebhuhn in der Küche aufgewärmt wurde«, sagte Edwin beklommen. »Aldith hat es erwähnt. Aber das interessierte mich nicht ... Ich wollte nur nach Hause ...«
    »Beruhige dich«, fiel Cadfael ihm ins Wort. »Ich bin von deiner Unschuld überzeugt, denn du hast die Prüfung bestanden, der ich dich unterzogen habe. Weitere Beweise brauche ich nicht. Ich weiß, daß du nichts bereuen mußt.«
    Vielleicht war diese Behauptung leicht übertrieben- andererseits glaubte Cadfael nicht, daß der Junge mehr auf dem Kerbholz hatte als die üblichen Missetaten lebhafter Burschen. »Jetzt muß ich erst mal nachdenken - aber diese Zeit soll nicht verschwendet werden. Sagt mir - habt ihr in den letzten Stunden was gegessen? Soviel ich weiß, hat Edwin sogar seine Mittagsmahlzeit verschmäht.«
    Bis jetzt hatten sie sich mit schlimmeren Problemen herumgeschlagen und ihre leeren Mägen nicht beachtet. Aber jetzt, wo sie einen Verbündeten gefunden hatten, so begrenzt sein Einfluß auch sein mochte, und - zumindest für die nächsten Stunden - eine Zufluchtsstätte, verspürten sie plötzlich einen Bärenhunger.
    »Ich habe selbstgebackenen Weizenkuchen, ein bißchen Käse und ein paar Äpfel. Eßt nach Herzenslust, während ich Pläne schmiede. Du, Edwy, gehst am besten nach Hause, bis morgen früh die Stadttore geöffnet werden. Sieh zu, daß du unbemerkt aus dem Kloster schlüpfen kannst, und tu so, als wärst du aus völlig harmlosen Gründen unterwegs gewesen.
    Was wir hier besprechen, darfst du nur den Leuten erzählen, denen du vertrauen kannst.« Und das würden sämtliche

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