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Das Mönchskraut

Das Mönchskraut

Titel: Das Mönchskraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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Rolle vorbereitet ...«
    »Trotzdem hat er alles verpatzt«, meinte Edwin mit einem nachsichtigen Seufzer.
    »Ich kann doch nichts dafür!« protestierte Edwy erbost. »Du hast mir nur die halbe Geschichte erzählt! Was hätte ich denn antworten sollen, als mich Bruder Cadfael nach meinem Besuch im Hospital fragte? Davon hast du nichts erwähnt.«
    »Warum sollte ich? Was macht das schon für einen Unterschied, ob ich dort war oder nicht? Jedenfalls hast du alles verdorben. Ich hörte, daß du ›Großmutter‹ statt ›Mutter‹ sagen wolltest. Und Bruder Cadfael hat es auch gehört. Wie hätte er denn sonst erraten können, daß ich draußen gelauscht habe?«
    »Und ich habe dich gehört!« stieß Edwy hervor. »Du hast wie ein Tattergreis gekeucht und mit den Zähnen geklappert!«
    Dieser Wortwechsel war nicht böse gemeint, sondern entsprach dem üblichen liebevollen Umgang zwischen den beiden, und Cadfael war überzeugt, daß der eine für den anderen in den Tod gehen würde. Und es zeugte keineswegs von ernsthaftem Groll, als Edwin seinem Neffen den Ellbogen schmerzhaft in den Oberarm rammte, worauf Edwy seinen Onkel an der Schulter packte, zu Boden warf und aufsprang, um sich auf ihn zu stürzen. Cadfael griff nach den beiden Kapuzen und verfrachtete die Burschen wieder auf die Bank - diesmal weit voneinander entfernt, nicht weil er Angst vor einer zünftigen Rauferei hatte, sondern weil er um seinen leise blubbernden Sirup bangte. Die kurze Keilerei hatte sie erwärmt, die letzten Reste ihrer Angst waren verflogen. Grinsend und nur leicht verlegen saßen sie da.
    »Wollt ihr jetzt endlich Ruhe geben, damit ich euch anschauen kann?« rief Cadfael. »Du, Edwin, bist also der Onkel und der Jüngere ... Ja, ich kann euch auseinanderhalten.
    Du hast dunkleres Haar und bist kräftiger gebaut. Deine Augen sind dunkelbraun, und Edwys ...«
    »Der hat haselnußbraune Augen«, unterbrach ihn Edwin hilfsbereit.
    »Und du hast eine kleine Narbe neben dem Ohr, dicht am Wangenknochen. Einen winzigen weißen Halbmond.«
    »Vor drei Jahren ist er von einem Baum runtergefallen«, teilte Edwy dem Mönch mit. »Er hat noch nie klettern können...«
    »Jetzt ist aber Schluß mit diesem Geplänkel! Master Edwin, da du zu guter Letzt hier bist und ich euch beide voneinander unterscheiden kann, beantworte mir bitte die Frage, die ich bereits deinem Freund gestellt habe. Bei deinem Seelenheil - war es deine Klinge, die Master Bonels Herz durchbohrt hat?«
    Der Junge sah ihn mit großen, ernsten Augen an. »Nein. Ich trage keine Waffe bei mir - und selbst wenn es so wäre, warum hätte ich ihm etwas antun sollen? Ich weiß, was die Leute denken - daß ich ihm böse war, weil er sein Wort gebrochen hat. Aber ich wurde nicht auf einem Gutshof geboren, sondern im Haus eines Handwerkers, und mit diesem Handwerk kann ich sehr gut meinen Lebensunterhalt verdienen. Ich würde mich schämen, wenn ich das nicht könnte. Wer immer meinen Stiefvater erstochen hat - wie war das nur möglich, so plötzlich? - ich war es nicht, bei meiner Seele.«
    Cadfael hegte kaum noch Zweifel an Edwins Aufrichtigkeit, doch das ließ er sich vorerst nicht anmerken. »Erzähl mir, was vorgefallen ist.«
    »Ich verließ das Hospital, während Meurig bei seinem kranken Onkel blieb, und ging allein zum Haus meiner Mutter.
    Aber ich verstehe nicht, warum du Edwy nach dem Hospital gefragt hast. Ist das so wichtig?«
    »Darum brauchst du dich vorerst nicht zu kümmern. Wie wurdest du empfangen?«
    »Meine Mutter freute sich«, berichtete der Junge, »und mein Stiefvater spreizte sich wie ein Hahn, der seinem Gegner alle Federn ausgerupft hat. Ich gab nur einsilbige Antworten auf seine Sticheleien und ertrug seine Beleidigungen, meiner Mutter zuliebe. Das ärgerte ihn, und er tat sein Bestes, um mich in Wut zu bringen. Wir saßen zu dritt am Tisch. Aldith servierte das Fleischgericht und erzählte meinem Stiefvater, der Prior hätte ihm einen besonderen Leckerbissen aus seiner eigenen Küche geschickt. Meine Mutter stürzte sich dankbar auf dieses Thema, versuchte ihm zu schmeicheln und meinte, was für eine große Ehre das doch wäre. Aber er wollte mich aus der Reserve locken - koste es, was es wolle - und ließ sich nicht ablenken. Er behauptete, ich wäre wie ein geprügelter Hund mit eingezogenem Schwanz angekrochen, so wie er es erwartet hätte, und ich wollte ihn anflehen, sich anders zu besinnen und mich wieder zu seinem Erben einzusetzen. Grinsend sagte er,

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